Mobil im Bezirk
Fahrraddemo in Klosterneuburg (mit Video)
Mit Slogans wie "Räder statt Autos" und "Mehr Radverkehr und Platz als SUV-Ersatz" forderten rund 100 Teilnehmer weniger Parkplätze und mehr Platz für Menschen in Klosterneuburg.
KLOSTERNEUBURG. Eine ausgedehnte Begegnungszone in der Oberen Stadt, der Lückenschluss im Radroutennetz sowie die Umwidmung von Parkraum in Lebens- und Kulturraum zählen zu den Kernforderungen.Paris, Mailand, Berlin und zahlreiche andere Städte gestalten ihre Zentren um und geben Fußgänger und Radfahrer mehr Platz.
„Es ist höchst an der Zeit, dass auch Klosterneuburg seine öffentlichen Plätze – wie Stadtplatz und Rathausplatz – nicht länger vorwiegend als Parkraum missbraucht, sondern diese stattdessen mit Leben füllt“,
fordert Radlobby-Sprecher Werner Palfinger.
Infrastruktur
„Pflanzen wir Bäume gegen die Überhitzung, schaffen wir Bewegungsfreiheit für Kinder und Jugendliche, machen wir Platz für Schanigärten und Kultur im öffentlichen Raum!“„Die Stadtgemeinde selbst hat im Stadtentwicklungskonzept (STEK 2030+) eine Erhöhung des Anteils der nachhaltigen Mobilität auf 55 Prozent beschlossen“, ergänzt Gerhard Allgäuer von den Parents for Future Klosterneuburg (PFF). „Dafür braucht es eine gute Infrastruktur für Radfahrer und FußgängerInnen, kürzere Busintervalle sowie Plätze mit hoher Aufenthaltsqualität – und vor allem endlich konkrete Maßnahmen zur Erreichung des selbstgesteckten 55-Prozent-Ziels.“
Stadtverantwortliche wach klingeln
Klosterneuburgs allererste Rad-Demo startete daher am Mittwoch, 1. Juli 2020, mit rund 100 Teilnehmern am Rathausplatz. Gemeinsam wurde über Leopoldstraße, Wiener Straße und Stadtplatz geradelt, um folgende zentrale Forderungen zu unterstreichen:
- Schaffung einer Begegnungszone im gesamten Bereich der Oberen Stadt: Das bedeutet 20 km/h Höchstgeschwindigkeit, Kraftfahrzeuge dürfen (im Gegensatz zu Radfahrenden) nur zu- und abfahren, nicht jedoch die engen Gassen als Schleichweg zwischen Kierling- und Weidlingtal nutzen. Außerdem sollte die Zufahrt mit dem Auto auf Stadtbus, AnrainerInnen, Blaulichtorganisationen, Gemeindefahrzeuge und Lieferverkehr beschränkt werden. Durch Begrünung und Sitzgelegenheiten soll die Aufenthaltsqualität gesteigert werden, was auch die Gastronomie und die Geschäfte in diesem Bereich stärkt. Denn FußgängerInnen und RadfahrerInnen kaufen im Ort ein.
- Umgestaltung des Stadtplatzes: Zwar führt die B14 rund um den Stadtplatz, trotzdem fließt der Großteil des Autoverkehrs zwischen Wien und Kierlingtal hier durch. Lärm, Abgase und Feinstaub laden nicht zum Verweilen ein und trüben das Einkaufserlebnis. Aufgrund der aktuell riesigen Asphalt- und Betonfläche heizt sich der Stadtplatz im Sommer besonders stark auf. Mehr Bäume und Grünflächen wirken der Überhitzung entgegen. Kurz: Mehr Platz für FußgängerInnen, RadfahrerInnen, Kinder und Bäume – dann wäre eine Melange mit Kuchen neben der Pestsäule wieder ein wahrer Genuss für Einheimische und TouristInnen.
- Lückenschluss: Erst wenn Klosterneuburg über ein sicheres, komfortables und auf den Hauptradrouten gegenüber Seitengassen bevorrangtes Radwege- und Radroutennetz verfügt, wird diese klimafreundliche Mobilitätsform signifikant zunehmen. Neben einer Lösung für den Bereich Stollhof ist den VeranstalterInnen vor allem das gefahrlose Erreichen von Schulen ein besonderes Anliegen. Auch die Infrastruktur für Fußgänger weist erhebliche Mängel auf. Zahlreiche Gehwege sind zu eng – nicht selten wird man bei Regen von oben bis unten vollgespritzt. Auch Querungshilfen fehlen vielerorts, zum Beispiel am Niedermarkt, wie das erste R(o)ADmovie der Radlobby Klosterneuburg zeigt.
Zum Abschluss sprach unter anderem Verkehrsexperte Hermann Knoflacher den Rad-Aktivisten Mut zu. "Ihre Forderungen sind lobenswert und ich Sie haben in allem Recht". Die Gesellschaft sei derzeit zu sehr vom Auto geprägt, und "wer das Auto im Kopf hat, vergisst auf den Menschen".
Wichtig sei zusätzlich, Politiker und Verwaltungsmitarbeiter "müssen Radeln", um die Thematik auch emotional zu begreifen. "Viele fahren irgendwohin zum Radeln, aber daheim radeln sie nicht", fasst er das moderne Dilemma zusammen.
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