Hausärzte, Spitäler & Co.
Medizinische Versorgung im Bezirk Korneuburg

Das Landesklinikum Korneuburg ist erste Anlaufstelle bei einem Unfall. | Foto: Sandra Schütz
4Bilder
  • Das Landesklinikum Korneuburg ist erste Anlaufstelle bei einem Unfall.
  • Foto: Sandra Schütz
  • hochgeladen von Sandra Schütz

Mit gleich zwei Landeskliniken, 35 Allgemeinmedizinern mit Kassenvertrag sowie elf Apotheken scheint die medizinische und ärztliche Versorgung im Bezirk Korneuburg – zumindest auf den ersten Blick – recht gut aufgestellt. Doch auch dieses System krankt. Noch dazu sieht Bezirksärztevertreterin Martina Hasenhündl das Vorrücken der sogenannten "Primärversorgungszentren" äußerst kritisch.

BEZIRK KORNEUBURG. Über 90.000 Menschen wohnen im Bezirk Korneuburg. Ihnen stehen mit den Landeskliniken in Korneuburg und Stockerau gleich zwei Spitäler zur Verfügung. Während sich jenes in der Bezirkshauptstadt vor allem auf Chirurgie, Frauenheilkunde, Orthopädie und Urologie spezialisiert sowie mit seinen Ambulanzen vor allem bei einem Unfall Anlaufstelle Nummer eins ist, hat sich jenes in der Lenaustadt zum NÖ-weiten Kompetenzzentrum für Rheumatologie entwickelt.

"Die Ambulanzen in den beiden Landeskliniken Korneuburg und Stockerau sind gut ausgelastet. Hier besteht kein Mangel an Fachärzten. Zudem ist die Abteilung Rheumatologie in Stockerau die einzige entsprechende Ausbildungsstelle in Niederösterreich. Mit rund 8.000 Patientinnen und Patienten jährlich ist sie weit über die Grenzen des Bezirks hinaus Garant für medizinische Versorgung auf hohem Niveau",

berichtet Landeskliniken-Sprecher Wolfgang Bruckner.

Hausarzt-Suche seit über drei Jahren

Im niedergelassenen Bereich sieht es da schon etwas anders aus. So ist man etwa in Stockerau, immerhin die größte Stadt im ganzen Weinviertel, seit Jänner 2021 auf der Suche nach einem Allgemeinmediziner, der einen Kassenvertrag übernehmen will.

"Hautarzt gibt es in Stockerau überhaupt keinen mehr, die Patienten müssen nach Tulln",

weiß etwa Stadtarzt Amir Baradar. Seit April 2023 ist auch die Kassenstelle für einen Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde in der Bezirkshauptstadt Korneuburg unbesetzt.

"In drei bis fünf Jahren wird sich die Situation zuspitzen",

ist Baradar überzeugt.

Für Stockeraus Stadtarzt Amir Baradar ist die überbordende Bürokratie bei der Abrechnung mit der Krankenkasse eine große Last. Sei nimmt ihm wertvolle Zeit mit den Patienten weg. | Foto: Sandra Schütz
  • Für Stockeraus Stadtarzt Amir Baradar ist die überbordende Bürokratie bei der Abrechnung mit der Krankenkasse eine große Last. Sei nimmt ihm wertvolle Zeit mit den Patienten weg.
  • Foto: Sandra Schütz
  • hochgeladen von Sandra Schütz

Generell sind sie rar, die Kassenstellen, zudem für Jungmediziner nicht sehr attraktiv. Dabei sei es nicht so sehr die Bezahlung, die hier ausschlaggebend ist, vielmehr die überbordende Bürokratie, die Zeit weg vom Patienten zieht.

"Wir werden leistungsbezogen honoriert. Wenn man nicht ganz genau und penibel alles eintragt, was man tut, kann man es nicht abrechnen. Außerdem sind bestimmte Leistungen auf eine Anzahl pro Quartal beschränkt. Ist diese dann öfters notwendig, ein Patient passt nun mal nicht immer in einen Abrechnungsbogen hinein, machen wir sie gratis",

schildert der Stockerauer Arzt.

Primärversorgungszentren: teuer – aber nicht nachhaltig

Besonders kritisch sieht Bezirksärztevertreterin Martina Hasenhündl, selbst Allgemeinmedizinerin mit einer eigenen Praxis in Stetten, das Vorrücken der sogenannten Primärversorgungszentren (PVZ). Dass diese nun auch vom Land forciert werden, ist für sie absolut unverständlich.

"Es gibt ja nicht automatisch mehr Kassenstellen und Ärzte, nur weil ein PVZ entsteht. Im Grunde fließt da sehr viel Geld in ein System, dass die Ärzte aus den Ballungs- und Ortszentren hinaus in die Peripherie abzieht. Wie soll da aber die Versorgung der Patientinnen und Patienten gewährleistet werden – vor allem, wenn es um die ältere Generation geht. Die ist nämlich weder sehr mobil, noch in der Lage, per Handy oder Tablet telemedizinische Angebote in Anspruch zu nehmen",

macht die Medizinerin ihrem Ärger Luft.

Bezirksärztevertreterin Martina Hasenhündl sieht die Entwicklung der Primärversorgungszentren sehr kritisch. | Foto: Thomas Huber
  • Bezirksärztevertreterin Martina Hasenhündl sieht die Entwicklung der Primärversorgungszentren sehr kritisch.
  • Foto: Thomas Huber
  • hochgeladen von Sandra Schütz

Neben den PVZ, sollen sich auch sogenannte Primärversorgungseinheiten (PVE) in den Bezirksstädten etablieren. Ein System, das auch von der EU stark subventioniert wird.

"Die sollen dann von 7 in der Früh bis 7 am Abend geöffnet sein. Das kann ich als selbstständige Einzelkämpferin natürlich nicht. Was dabei aber übersehen wird: die PVEs bringen die wohnortnahe Versorgung um. Zudem haben Patienten, ganz nach skandinavischem Vorbild, hier nicht mehr nur eine Ansprechperson, die sie gut kennt, sondern eben jenen Arzt, der gerade frei ist",

erklärt Hasenhündel das System, das ihrer Meinung nach so garnicht nachahmenswert ist.
Ob PVZ oder PVE – kritisch betrachten Hasenhündl und Baradar auch die Finanzstruktur. So seien es nicht Mediziner selbst, die eine solche Einrichtung betreiben würden, sondern vielmehr finanzkräftige Investoren. "Dass diese dann aber damit auch verdienen möchten, liegt auf der Hand. Was das Beste für Geldgeber ist, ist aber nicht immer auch das Beste für die Patienten."

Hausapotheken verschwinden

Die Hausapotheke in der klassischen Arztpraxis am Land: oft für ältere Menschen die einzige Möglichkeit, an die notwendigen Medikamente zu kommen. Geht der Arzt jedoch in Pension, bekommt der Nachfolger keine Hausapotheke mehr.

"Das ist oft aber die einzige Möglichkeit, dass der Arzt am Land überhaupt finanziell überleben kann. Denk man das zu Ende: keine Hausapotheke mehr bedeutet auch, kein Hausarzt mehr und somit ist die medizinische Versorgung nicht mehr vor Ort gegeben",

sagt Hasenhündl.

Alles zum Thema Gesundheit lesen Sie HIER in unserem Channel!

Klicken Sie sich weiter:

Gesund und fit ins neue Jahr
Werden Sie jetzt zum Lebensretter

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

4:00

Wassermann – Glückskind des Monats
So wird das Horoskop im April

Alle zwölf Sternzeichen sind schon gespannt, was Astrologe Wilfried Weilandt zu berichten hat. Wie der April wird, wollt ihr wissen? Werft einfach einen Blick ins aktuelle Horoskop! ÖSTERREICH. Der April macht, was er will, das sagt uns schon der Volksmund. Damit es aber nicht ganz so turbulent wird, schauen Astrologe Wilfried Weilandt und Moderatorin Sandra Schütz wieder in die Sterne. Und so viel sei vorweg verraten: Der Wassermann ist das Glückskind des Monats, tapfer müssen hingegen die...

Hier findest du die billigsten Tankstellen in Niederösterreich.
4

Benzin- und Dieselpreise
Die billigsten Tankstellen in Niederösterreich

Hier erfährst du täglich, wo die billigsten Tankstellen in Niederösterreich sind, wie man günstig tankt und auch, wie man am Besten Sprit sparen kann. NÖ. In ganz Österreich ist es am günstigsten Vormittags zu tanken, da die Tankstellen nur einmal täglich, um 12 Uhr, die Spritpreise erhöhen dürfen. Preissenkungen sind jedoch jederzeit und in unbegrenztem Ausmaß möglich. Wir aktualisieren die Liste der günstigsten Tankstellen in Niederösterreich täglich mit den aktuell gültigen Preisen. Die...

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Niederösterreich auf MeinBezirk.at/Niederösterreich

Neuigkeiten aus Niederösterreich als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Bezirksblätter auf Facebook: MeinBezirk.at/Niederösterreich

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Niederösterreich und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.