2.710 Einsätze, 450 Liter Regen und ein Toter
Region hielt beim Hochwasser zusammen

- Die Siedlung in Höbersdorf war besonders betroffen.
- Foto: BFKDO Korneuburg
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Die Gemeinden Höbersdorf, Stockerau und Untermallebarn waren im vergangenen Jahr die am stärksten von Hochwasser betroffenen Gebiete im Bezirk Korneuburg.
BEZIRK KORNEUBURG. Innerhalb von 72 Stunden fielen 450 Liter Regen pro Quadratmeter – die Folge: 100 Feuerwehren im Dauereinsatz, 2.710 Einsätze und leider auch ein Todesfall. Für die Freiwilligen Feuerwehren bedeutete das vollen Einsatz – oft über die Belastungsgrenze hinaus.
Auch für Stefan Berger, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Höbersdorf, war das ebenso einer der härtesten Tage seines Lebens: Die Tatsache, dass er und seine Kameraden rund sieben Tage, mit ein paar Stunden Schlaf, auf den Beinen war, musste er zusätzlich eine familiäre Tragödie erleiden. Im Zuge des Starkregenereignisses überflutete die Masse an Wasser das Haus seines Onkels. Trotz sofortiger Nachsuche, nach der vermissten Person, konnte er nur noch Tod geborgen werden. „Meine gesamte Mannschaft stand hinter mir und hat diesen Auftrag mit mir abgearbeitet“, erzählt Berger.

- Aufgrund der Wassermengen konnten nicht alle Keller auf einmal ausgepumpt werden.
- Foto: BFKDO Korneuburg
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Dorf im Ausnahmezustand
"Ich sah die Angst und die Verzweiflung in den Augen der Einwohner, die ich teilweise seit meiner Kindheit kenne. Ich sah, wie Menschen mit ihren Kindern unter Tränen ihre Häuser verlassen mussten", so Stefan Berger.
Die Einsatzkräfte versuchten, die Bevölkerung über alle relevanten Informationen auf dem Laufenden zu halten. Gefährdete Bewohner sind bei den Evakuierungen mit Feuerwehrzillen aus ihren Häusern gebracht worden.

- In Stockerau war das Trinkwasser mit Bakterien verunreinigt und es wurden Trinkwassertransporttanks mit je 10.000 Liter Trinkwasser aufgestellt.
- Foto: ABC-Abwehrzentrum/Evelyn Krukenfellner
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150 Häuser unter Wasser
Wenn Sierndorfs Bürgermeister Ernst Kreuzinger (ÖVP) über die Hochwasserkatastrophe spricht, wird schnell klar: Es war nicht nur ein Naturereignis – es war ein Moment, in dem eine ganze Region zusammengewachsen ist. „In Obermallebarn und Höbersdorf und teilweise in Senning waren rund 150 Häuser komplett unter Wasser“, berichtet Kreuzinger.
Neben der Tatsache des tragischen Todesfalles zeigten die Bilder aus den betroffenen Katastralgemeinden zerstörte Keller, überflutete Wohnräume und verzweifelte Menschen. In der Gemeinde Stetteldorf/Wagram kam es zu zahlreichen Hangrutschungen, welche einige Straßensperren mit sich zog.
Mit vereinten Kräften
Was in den Stunden und Tagen nach dem Hochwasser geschah, sei „beeindruckend“ gewesen, so der Bürgermeister: „Die Bevölkerung hat rund um die Uhr Sandsäcke gefüllt. Ältere Männer, junge Frauen, sogar Mädchen waren mit den Schaufeln draußen. Ohne diesen Einsatz hätten wir das nie geschafft.“
Organisiert wurden die Sandsäcke von der Gemeinde – doch die Hilfe kam von überall. Die Freiwillige Feuerwehr, Unterstützungseinheiten aus anderen Bundesländern, das Bundesheer, das Team Österreich, Entsorgungsfirmen – alle zogen an einem Strang. Und auch aus den Nachbargemeinden kamen Feuerwehren, die selbst nicht betroffen waren, zur Unterstützung.

- Nach dem Pumpen kam das große Trocknen.
- Foto: BFKDO Korneuburg
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Platz bei Freunden
Viele der Evakuierten konnten in dieser Ausnahmesituation bei Freunden oder Nachbarn unterkommen. „Menschen mit Platz im Haus haben spontan Unterkünfte angeboten. Dieser Zusammenhalt – das war schön zu sehen“, so Kreuzinger. „Wenn es ernst wird, rücken alle zusammen“, kann auch Stockeraus Bürgermeisterin Andrea Völkl (ÖVP) berichten. In Stockerau war die Siedlung Heid besonders betroffen.
„Die Nachbarschaftshilfe während des Hochwassers und unmittelbar danach hat unglaublich gut funktioniert. Die Stadtgemeinde hat Container im Überschwemmungsgebiet aufgestellt, und die Bürgerinnen und Bürger haben bei den Aufräumarbeiten zusammengeholfen, sich gegenseitig Werkzeug ausgeliehen und mit Essen versorgt. Auch kamen viele Menschen aus anderen Stadtgebieten, um mitzuhelfen“, so Bürgermeisterin Völkl.

- Wasser auch im Tierschutzhof Assisi: Ein Drainage-System konnte die tierischen Bewohner vor dem Schlimmsten bewahren.
- Foto: Assisi-Hof
- hochgeladen von Sandra Schütz
Blick nach vorn
Neben der Bewältigung der akuten Krise wurde rasch mit dem Land Niederösterreich zusammengearbeitet, um Schadensmeldungen unbürokratisch abzuwickeln. Doch Kreuzinger denkt bereits an die Zukunft: „Wir schauen, was wir besser machen können.“ Gespräche mit Fachverbänden laufen bereits, einige Bäche wurden bereits ausgebaggert.„Natürlich geht das nicht von heute auf morgen“, betont der Bürgermeister, „aber wir sind auf einem guten Weg.“ Ziel sei es, Maßnahmen zu setzen, um künftige Katastrophen dieser Art möglichst zu verhindern – auch wenn alle hoffen, dass sich so etwas nie wiederholt.
Eigenes Kapitel für Senningbach
In Stockerau wurden nicht nur umfangreiche Sanierungen veranlasst. Gemeinsam mit dem Amt der NÖ Landesregierung und dem Wasserverband wird an kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen gearbeitet. Dazu zählt auch die Überarbeitung des Sonderkatastrophenschutzplans mit einem eigenen Kapitel für den Senningbach sowie die Erstellung eines Gefahrenzonenplans durch das Land NÖ.
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