Aus gutem Grund und Boden
Weinviertler Nachwuchs: "Bauer sein, das ist Berufung"

Jungbauern: Joachim Geer, Christoph Haudek und Thomas Taibl (Region Gänserndorf) sowie Martin Müller (Region Mistelbach). | Foto: Sandra Schütz
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  • Jungbauern: Joachim Geer, Christoph Haudek und Thomas Taibl (Region Gänserndorf) sowie Martin Müller (Region Mistelbach).
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Sie führen die Betriebe der Eltern weiter oder bereiten sich darauf vor – die Jungbauern der egz.

WEINVIERTEL. Eine große Portion Optimismus, garniert mit jeder Menge Leidenschaft, bestreut mit großer Stärke und immensem Kampfgeist – müsste man den Landwirte-Nachwuchs beschreiben, wäre das durchaus passend. Dass Joachim Geer aus Spannberg, Christoph Haudek aus Sulz im Weinviertel, Thomas Taibl aus Ringelsdorf und Martin Müller aus Maustrenk für ihren Beruf leben, spürt man in jedem Wort.
Hört man jedoch genau hin, nimmt die leisen Zwischentöne wahr, dann spürt man, neben all der Liebe zum Landwirt-sein, auch große Unsicherheit, Zukunftssorgen und Existenzängste. Denn schon lange ist das Jungbauern-Dasein nicht mehr so romantisch, wie es uns so manches TV-Format weißmachen will.

Familiensache

"Für mich ist eigentlich nie ein anderer Weg in Frage gekommen", erzählt etwa Taibl, der den Familienbetrieb weiterführt. "Das Unternehmen wurde über Generationen aufgebaut, ich bin da hineingewachsen." Und während es den andern ähnlich geht, ist Haudek erst im zweiten Bildungsweg auf den "Bauer" gekommen, ursprünglich war der Hochbau sein Metier.
Und hier liegt schon der erste "Hund begraben", wie Franz Bauer, Geschäftsführer der egz (Erzeugergemeinschaft Zistersdorf), weiß. "Immer mehr junge Leute sind gut ausgebildet, den elterlichen Betrieb können sie noch nicht übernehmen, so suchen sie sich andere Jobs. Diesen dann aufzugeben, wenn es mit der Übergabe so weit wäre, fällt vielen schwer." Die Folge: So manche Landwirtschaft wird dann verkauft oder stillgelegt. Sehr gut zu sehen auch am Beispiel Spannbergs: "Als mein Vater die Landwirtschaft übernahm, gab es rund 70 Landwirte, heute sind es sechs bis sieben", erzählt Geer.

Kampf ums Überleben

"Landwirt sein, das ist eine wunderschöne Arbeit, die wir nicht missen wollen", erzählen die Jungbauern. Große Sprünge sind aber nicht möglich, große Gewinne ebenso wenig. "Bauer sein muss man sich leisten können", wirft einer etwa bitter ein und die anderen nicken zustimmend. In der Regel wird in der jungen Generation von der Abschreibung gelebt, sprich von der Substanz, die zuvor erwirtschaftet wurde. Ausgleichszahlungen, die die Jungbauern neben der Notwendigkeit zum Leben auch als "Lohn" für das Pflegen der Kulturlandschaft sehen, stagnieren, seit sie 1995 eingeführt wurden. Und während die Produkte für die Konsumenten, auch aufgrund billiger Importe aus dem Ausland, immer günstiger werden, ist die Ausgleichszahlung für die Landwirte immer weniger Wert. Und so geht es auch den egz-Bauern, trotz gemeinsamer Vermarktung, garantiertem Mindestpreis und fixem Abnehmer nicht anders: "Bei der Braugerste sind es etwa 0,3 Prozent, die uns vom Konsumentenpreis, dem Bier, bleiben."

Von Bauern für Bauern

Das Team von der egz: Gottfried und Franz Bauer. | Foto: Sandra Schütz
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Herr Bauer, was ist die egz?
FRANZ BAUER: Die Erzeugergemeinschaft Zistersdorf wurde vor 30 Jahren gegründet, Ziel war die gemeinsame Vermarktung von Getreide, vorrangig Braugerste und Weizen. Heute sind das über 300 bäuerliche Betriebe aus dem nordöstlichen Weinviertel. Langjährige Vertragspartner sind die Brauereien Freistadt, Murau und Stiegl oder im Durumbereich Recheis.

Worauf legt die egz Wert?
Wir stimmen unsere Arbeit bewusst auf die regionalen Produktionsflächen und Rahmenbedingungen ab. Alle Betriebe arbeiten nach egz-Produktionsvorgaben, die auch dokumentiert werden.

Was brauchen die Bauern heute?
Das Zehren von der Substanz ist keine Seltenheit. Wir brauchen praktikable, politische Lösungen, die uns nicht nur ein Überleben, sondern auch ein Leben garantieren. Zudem sind Handlungs- und Maßnahmenkorridore für standörtliches Land(be)wirtschaften und mehr Praxisbezug notwendig. In der Agrarpolitik kann man nicht alles global entscheiden und verbieten. Was in die Region passt, das kann man nicht in Brüssel entscheiden lassen.

Sie suchen Vertragsbauern?
GOTTFRIED BAUER: Ja, für den Anbau von Durum und Braugerste, dabei wird auch ein Mindestpreis garantiert.

Jungbauern: Joachim Geer, Christoph Haudek und Thomas Taibl (Region Gänserndorf) sowie Martin Müller (Region Mistelbach). | Foto: Sandra Schütz
Das Team von der egz: Gottfried und Franz Bauer. | Foto: Sandra Schütz

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