Vor 100 Jahren - Höhere Töchter bezirzen Zuchthäusler
Das brachte die Kremser Zeitung im Mai 1914
Sonderbare Abenteuerlust von Mädchen. Vor einigen Tagen lustwandelten zwei junge Mädchen aus besseren Kremser Familien in der Nähe des Strafhauses Stein herum und schienen besonders Interesse zu haben an den Arbeiten der Sträflinge, welche hinter der Anstalt, gegenüber dem Friedhofe, mit Erdausheben zu Bauten der Aufseher-Wohnungen beschäftigt sind. Das Interesse der Mädchen dürfte vielleicht auf Erbarmen und Mitleid mit den Sträflingen zurückzuführen sein, welche nach ihrer Ansicht unschuldig im Kerker schmachten müssen und sie wollten deshalb das Los der Zuchthäusler mildern.
Obwohl der Aufseher die Mädchen, welche sich in auffallender Weise in der Nähe der Sträflinge herumtrieben, warnte, schrieben die Mädchen Briefe an die Sträflinge, welche sie unter Steinen verbargen. Die Aufseher hatten das Manöver bemerkt und die zwei verborgenen Briefe wurden gefunden.
In einem dieser Briefe frägt eines der Mädchen an, wie lange der Sträfling "Karl" noch zu leiden habe und mit was sie ihm "dienen" könne. Ob sie ihm Wein oder Schnaps oder Tabak hineinschmuggeln solle.
Zu ihrem Schmerze kam der Brief jetzt in die Hände der Polizei, welche dem seltsamen Verkehr und der sonderbaren Abenteuerlust ein vorzeitiges Ende bereitete.
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