Klimawandel
Wie sich die Klimakatastrophe auf unseren Weinbau auswirkt und was Winzer dagegen tun
Noch befinden sich die Reben in Winterruhe. Aber die Wärme wird sie wieder früher austreiben lassen. Das kann fatal enden.
REGION. Klimawandel, Erderwärmung, ja, sogar Klimakatastrophe: All diese Hiobsbotschaften treffen natürlich auch die Landwirtschaft. Darum stellten wir Erhard Kührer, dem Experten vom Rebschutzdienst und Lehrer an der Weinbauschule Krems, die Frage: Wie wirkt sich der Klimawandel auf den Weinbau aus?
„Durch den warmen Winter treiben die Reben früher aus“, verrät der Experte. "Jedoch hat es sich nicht geändert, dass nach einer warmen Phase wieder eine Abkühlung kommt. Und dann sind die Reben nicht so gut vor dem Frost geschützt, als wären sie immer noch in Winterruhe.“
Reben treiben in Zeiten wie diesen also bis zu vier Wochen früher aus, der Kaltlufteinfluss mit Minustemperaturen sei aber bis Mitte Mai möglich.
„Das kann dramatische Schäden nach sich ziehen“, bedauert Erhard Kührer.
Um das Abstrahlen der warmen Luft in die Atmosphäre zu reduzieren, räuchern Winzer in ihren Weingärten. Der Rauch macht eine künstliche Nebeldecke und die Temperatur in der bodennahen Schicht bleibt dadurch etwas wärmer. Als Alternative könnte auch ein Hubschrauber fliegen, der mit seinen Rotorblättern die aufsteigende warme Luft wieder nach unten drückt.
Schutz vor dem Strömungsfrost
Weht der Wind, müssen Weinhauer die Luft kontinuierlich erwärmen, zum Beispiel mit Pa-raffinkerzen. Doch mit 1.000 Euro pro Nacht und Hektar muss man rechnen. Außerdem sollte der Winzer für fünf Frostnächte vorbereitet sein.
„Eine andere Möglichkeit sind einfache Öfen, die mit Holzbriketts oder Hackschnitzel geheizt werden“, zählt Erhard Kührer Alternativen auf. „Es gibt auch Heizungsdrähte zum Beheizen der Weinstöcke.“
Die Frostberegnung wäre eine weitere Alternative, die aber das Problem eines hohen Wasserbedarfs mit sich bringt.
Minimalschnittsystem
Weinreben im Winter einfach nicht zu schneiden, ist eine weiter Möglichkeit, die Frostschäden zu minimieren. „Man belässt die zehnfache Knospenanzahl als vorgesehen“, beschreibt Erhard Kührer. „Wenn der Frost die Reben zu 50 Prozent schädigt, dann bleiben trotzdem noch Knospen für einen durchschnittlichen Ertrag.“ Eine Frostrute zu belassen, sei ebenfalls eine flankierende Maßnahme gegen die Kälte. „Die Frostrute mit der erhöhten Knospenanzahl bleibt nach oben stehen und wird erst nach dem Frost nach unten gebunden“, erklärt der Rebschutz-Experte. Die Knospen der emporstehenden Rute überragen den Bodenfrost.
„Man kann die Reben auch mit Öl behandeln, um die Aktivität der Rebe zu bremsen“, weiß Kührer. „Das Austreiben der Rebe kann so um eine bis maximal zwei Wochen verzögert werden.“
Zwei Arten von Frost:
Strömungsfrost: die Kälte kommt durch den Wind
Strahlungsfrost: Es ist windstill und ohne Nebeldecke in Bodennähe. Die warme Luft steigt auf, kalte sinkt ab.
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