Reportage
Ludwig Ascher – Eine Tiroler Persönlichkeit wird 100 Jahre

Zu seinem 95. Geburtstag am 6. Oktober 2015 gab's ein Ständchen der Musikkapelle Brixlegg für ihren Ehrenkapellmeister Ludwig Ascher.  | Foto: Sternat
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  • Zu seinem 95. Geburtstag am 6. Oktober 2015 gab's ein Ständchen der Musikkapelle Brixlegg für ihren Ehrenkapellmeister Ludwig Ascher.
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Der in Brixlegg geborene Ludwig Ascher feierte kürzlich seinen 100. Geburtstag – ein Rückblick auf ein bewegtes Leben. 

BRIXLEGG (flo). Leidenschaftlicher Musiker, begnadeter Jurist, feuriger Journalist, engagierter Vereinsmensch – all dies und vieles mehr trifft auf Ludwig Ascher zu. Der Brixlegger erblickte vor 100 Jahren am 6. Oktober 1920 in Kramsach das Licht der Welt. Seine ersten beiden Volksschuljahre absolvierte er in Kramsach ehe die Familie im Dezember 1928 nach Brixlegg übersiedelte wo er die Volksschule vollendete. Danach absolvierte der begnadete Mathematiker vier Jahre lang das Gymnasium in Kufstein ehe er Anfang September 1934 einen Blinddarmdurchbruch erlitt und nur durch eine Notoperation im Krankenhaus Wörgl gerettet werden konnte. "Natürlich war dann monatelang nicht daran zu denken, weiter ins Gymnasium zu gehen, aber eigentlich war ich darüber auch ganz froh, da ich mir nicht vorstellen konnte, dieses Studium vier weitere Jahre zu machen", schmunzelt der Jubilar heute.

Musik und Kupfer

Daraufhin widmete er sich voll und ganz der Musik, erlernte er doch schon seit 1932 das Geigenspiel. Es folgten eine Harmonielehre, Harmoniumspiel, Flötenspiel, Klarinette, Gitarre und vieles mehr. Im Jahre 1936 war er als Violaspieler an der Gründung eines "Streichquartetts" in Brixlegg beteiligt, welches anspruchsvolle klassische Musik von Haydn sowie Mozart und vielen weiteren Komponisten interpretierte. Weiters war er seit 1937 erster B-Klarinettist der Musikkapelle Brixlegg. Seit 1936 arbeitete er im Brixlegger Kupferhüttenwerk, wo sein Vater der älteste Vorarbeiter war. Nach dem Anschluss Österreichs an das deutsche Reich war er in dessen Labor tätig.

Weltkriegsjahre auch mit Musik

Im Jahre 1938 wurde der leidenschaftliche Musiker in Hötting gemustert und bewarb sich bei der Militärmusik des Luftnachrichtenregiments. Zu dieser rückte er dann am 1. September desselben Jahres nach München-Freimann ein. Freilich absolvierte er nebenbei auch die preussische Rekrutenausbildung, durfte aber damals in seiner Freizeit sogar als Musiker am Oktoberfest mitwirken. Im Frühjahr 1939 kam er als erster Klarinettist zum Musikkorps der Luftflotte in Stuttgart, wo er neben dem Dienst die Musikhochschule besuchte. Nach Ausbruch des zweiten Weltkriegs am 1. September 1939 nahm er am Polen Feldzug teil und wurde danach ins Rheinland versetzt wo seine Einheit sogar auf einem großen Rheinschiff die Bordmusik stellte. Als am 10. Mai 1940 die Offensive gegen Frankreich startete, wurde seine Einheit als Stoßtrupp über Luxemburg, Belgien, Nordfrankreich bis nördlich von Paris eingesetzt. "An der Kanalküste erlebten wir ein furchtbares Durcheinander und ein verzweifeltes fliehen unserer Feinde über das Meer", erinnert sich Ascher. Nach einiger Zeit musikalischer Truppenbetreuung in Frankreich wurde seine Einheit an die russische Staatsgrenze versetzt und am 22. Juni 1941 begann schließlich mit der "Operation Barbarossa" der Russland Feldzug, welcher Ascher und seine Kameraden in eineinhalb Jahren bis in den Kaukasus führte. Anschließend wurde die Einheit wieder nach Frankreich versetzt, ehe sie bei Dünkirchen Stellung bezog um das Reich gegen die Invasion zu schützen. Bei den Rückzugsgefechten nach dem "D-Day" wurde er am 24. August 1944 als SMG-Zugsführer bei Mantes am rechten Fuß schwer verwundet und kam schließlich ins Heimatlazarett nach Wörgl.

Der 20-jährige Ludwig Ascher als Unteroffizier 1940 in Frankreich.  | Foto: Ascher
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Nach der Heimkehr

Am 11. Juni 1945 ehelichte er Hedwig Stadler und bereits ein Jahr später kam Sohn Ludwig Junior zur Welt und 1950 Tochter Hertha. 1945 wurde Ascher außerdem Schriftführer der Kameradschaft Brixlegg, deren Obmannschaft er vier Jahre später übernahm. Im Sommer desselben Jahres stellte der begnadete Musiker außerdem die bekannte "Tanzkapelle Rofan" zusammen und half ab diesem Zeitpunkt auch bei vielen weiteren Gruppen aus. Ab August 1946 war er als freier Journalist tätig und versorgte die gesamte Tiroler Presse mit Berichten aus Brixlegg und dem westlichen Bezirk Kufstein, wobei ihm die Tiroler Bauernzeitung von 1948 bis 2004 sogar die Alleinvertretung der Bezirke Kufstein und Schwaz anvertraute.
Nach der Absolvierung des Gemeindesekretärkurses in Innsbruck begann er am 16. April 1946 seinen Dienst in der Karten- und Bezugsscheinstelle der Gemeinde Brixlegg und betreute auch die Kriegsopfer und Heimkehrer wobei er später zum Kassenstellenleiter der Gemeinde wurde. Im Mai 1947 eröffnete er gemeinsam mit dem früheren französischen Kriegsgefangenen Jaques Mellier das erste ständige Kino in Brixlegg.

Musikalische Höhepunkte

Im November 1952 übernahm Ascher die Leitung der "nicht mehr ausrückungsfähigen" Musikkapelle Brixlegg und baute sie von 19 verbliebenen Mitgliedern wieder auf 53 Mann aus. Bereits 1954 folgten Konzertreisen an den Lago Maggiore sowie ein Ständchen für Papst Pius XII in Rom, ein Konzert in Sizilien und vieles mehr. Nach diesen Erfolgen in Italien wurde die Kapelle sogar zur "Landestrachtenverbandsmusikkapelle" ernannt und Ascher zum Vize-Kapellmeister vom "Musikbezirk Rattenberg & Umgebung". Auf seine Initiative wurde 1958 der erste Brixlegger Musikpavillon auf dem Mühlbichl errichtet ehe er sein Amt als Kapellmeister und auch jenes in der Gemeinde niederlegte. Anfang der 1970er Jahre wurde er für seine Verdienste zum Ehrenkapellmeister der Brixlegger ernannt.

Kapellmeister Ludwig Ascher (Mitte vorne) schaffte es, die Musikkapelle Brixlegg Anfang der 1950er Jahre wieder von 19 auf 53 Mitglieder zu bringen.  | Foto: Ascher
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Umzug nach Innsbruck

Am 2. Jänner 1959 trat er seinen Dienst als Oberrevident in der Buchhaltung der Finanzlandesdirektion in Innsbruck an und übersiedelte im Jänner 1962 schließlich mit seiner Familie in ihre neue Wohnung in Innsbruck. 1963 bestand der Jubilar die Jura Vollmatura in Wien mit gutem Erfolg und 1970 sogar die zweite Staatsprüfung an der Innsbrucker Universität. Ein Jahr später erhielt er den Titel Magister woraufhin er zur Zollfahndung in Innsbruck versetzt wurde. Im Oktober 1975 promovierte er zum Doktor und trat sogar einmal als Jurist im Obersten Gerichtshof in Wien auf. Zu dieser Zeit verfasste er außerdem um die 100 Artikel zum Thema "Schmuggel" für die Medien ehe er am 30. Juni 1981 in Pension ging. Bis heute er ist er Obmann des Kriegsopferverbandes Pradl sowie Landesschriftführer des Tiroler Kriegsopferverbandes und außerdem das älteste noch lebende Mitglied der Kameradschaft.

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