Interview

Marc Friedrich spricht in Kufstein über das "nahe Ende"

Für Wirtschaftsvordenker Marc Friedrich ist das System "am Ende". Er sieht das bedingungslose Grundeinkommen als Basis einer neuen Gesellschaftsform. 

KUFSTEIN. Die Welt ist im Wandel – davon ist der deutsche Finanzexperte und Wirtschaftsvordenker Marc Friedrich überzeugt. Der Bestseller-Autor kommt am 19. Mai für ein "Nachtgespräch" nach Kufstein. Im Interview spricht er über Katastrophen, Kollateralschäden und den Crash als größte Chance aller Zeiten.

Wie bewerten Sie die aktuelle politische und gesellschaftliche Situation?
Das System ist eindeutig am Ende, schon seit der Finanzkrise, noch mehr seit Corona. Der Turbokapitalismus ist gescheitert und ein Paradigmenwechsel steht unmittelbar bevor! Die zentralen Fragen sind dabei: Wie wollen wir leben und arbeiten? Wie wollen wir als Gesellschaft zusammenwirken?

Woran erkennen Sie das nahende Ende?
Sehen Sie sich um und Sie werden es selber sehen! Da draußen ist ein Wandel im Gange, der sich nicht aufhalten lässt. In meinem Buch „Die größte Chance aller Zeiten“ habe ich die Zyklen, denen die Menschheit unterworfen ist, so beschrieben: Schwere Zeiten kreieren gute Menschen. Gute Zeiten kreieren schwache Menschen. Schwache Menschen wiederum kreieren schwere Zeiten durch historische Fehlentscheidungen – das sehen wir aktuell.

Wie wird es ihrer Meinung nach weitergehen?
Im bestehenden System gibt es keine Lösung mehr. Der Point-of-no-Return ist erreicht. Unsere Zeit wird noch in dieser Dekade ein Ende finden. Die gute Nachricht ist: Der Mensch lernt durch sein Scheitern und die kreative Zerstörung. Nur so kann er sich weiter entwickeln und eine neue Gesellschaftsform entwerfen.

Ihnen wird oft eine dystopisches Weltsicht unterstellt. Wie begegnen Sie dem?
Der Mensch beschäftigt sich nicht gerne mit dem Niedergang, das ist verständlich. Fakt ist aber: Ich bin Realist. Leider sind viele meiner Prognosen eingetreten: Wir haben eine saftige Inflation. Europa driftet auseinander, es kommt zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Umverteilungskämpfe und Hungersnöte werden global betrachtet nicht lange auf sich warten lassen. Wir in Europa leben seit Generationen auf Kosten anderer Menschen – wir brauchen den Reset, den großen Crash.

Was erwartet uns nach dem Crash?
Ein goldenes Zeitalter, indem wir hoffentlich jahrhundertelang in Frieden leben werden! Anders als in früheren Jahren haben wir heute die nötigen Vehikel, um den allgemeinen Wohlstand zu mehren: Künstliche Intelligenz, Blockchain und Bitcoin - davon kann jeder profitieren! Das bedingungslose Grundeinkommen ist eine Möglichkeit alle daran teilhaben zu lassen.

In welcher politischen Tradition sehen Sie sich?
Ich finde mich inhaltlich in keiner politischen Partei wieder. Mehr noch: Ich glaube nicht an das machtgetriebene Parteiensystem, sondern an die Menschheit und die Menschlichkeit. Als Gesellschaft haben wir uns weit von unseren ursprünglichen Zielen entfernt. Wir leben nebeneinander und gegeneinander statt miteinander. Das muss sich ändern.

Was kann der/die Einzelne tun?
Wichtig ist zum einen die mentale Vorbereitung: Die Menschen spüren intuitiv, dass die Welt aus den Fugen geraten ist. Sie suchen nach Antworten und wissen, dass wir nicht mit den alten Rezepten weiterkochen können. Deshalb ist es wichtig, Wissen anzuhäufen. Zum anderen zählt auch die monetäre Vorbereitung: Die alten Anlageformen – zB Lebensversicherungen und Bausparverträge – funktionieren nicht mehr. Stattdessen sollten wir in Güter investieren, die durch die Natur oder die Mathematik limitiert sind. Das ist die einzige Investmentstrategie, um unsere Kaufkraft vor einer hohen Inflation zu schützen.

Kufsteiner Nachtgespräch

Mehr über das bedingungslose Grundeinkommen, eine neue Form der Gesellschaft und die mentale wie monetäre Vorbereitung auf den großen Crash erfahren Sie beim Kufsteiner Nachtgespräch mit Bestseller-Autor Marc Friedrich – am Donnerstag, den 19. Mai ab 19:30 Uhr live im Kultur Quartier Kufstein und online via Stream. Karten im Stadtamt Kufstein, TVB Kufsteinerland, allen Ö-Ticket Verkaufsstellen sowie online auf oeticket.com

Das Interview führte Andrea Hölbl.

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