Die Welt singt das Friedenslied
Viel Applaus für "Stille Nacht"-Singspiel in Bruckhäusl

"Stille Nacht" als Welt- und Zeitreise: Das Singspiel wurde in Bruckhäusl aufgeführt und erntete viel Applaus. | Foto: Spielbichler
  • "Stille Nacht" als Welt- und Zeitreise: Das Singspiel wurde in Bruckhäusl aufgeführt und erntete viel Applaus.
  • Foto: Spielbichler
  • hochgeladen von Sebastian Noggler

Stille Nacht als berührendes Singspiel: Großartige Aufführung in Bruckhäusl.

WÖRGL/KIRCHBICHL (vsg). Ein Lied, dessen Melodie und Text zu Herzen geht und das heute weltumspannend in 350 Sprachen und Dialekten von Milliarden Menschen gesungen wird – das ist das vor 200 Jahren komponierte Weihnachtslied „Stille Nacht“. Dessen bewegende Geschichte steht im Mittelpunkt des Singspieles „Stille Nacht – vom Friedenslied zum Kaufhaushit“, das am 22. Dezember 2018 in der voll besetzten Holzmeisterkirche in Bruckhäusl eine umjubelte Aufführung erlebte.

Kids im Rampenlicht

Die großen Stars des Abends waren die jungen Darstellerinnen und Darsteller des JUKI-Opernworkshops der "Academia Vocalis", die eindrucksvoll umsetzten, was sie in der jährlichen Projektwoche mit Stimm-, Sprech- und Schauspielausbildung samt Tanz, Mimik, Solo- und Chorgesang von Profis vermittelt bekommen. Die Kinder und Jugendlichen begeisterten mit ihrem mehrsprachigen Gesang ebenso wie mit ihrem schauspielerischen Einsatz, der auch angesichts der raschen Szenenabfolge mit häufigem Umziehen und Ortswechseln in der Kirche volle Konzentration abverlangte.

Idee und Konzeption zum Singspiel stammten von Martin Reiter, mit seinen Regie-Einfällen garantierte Norbert Mladek, der die kommende Passion in Thiersee inszenieren wird, immer wieder Staunen. Den mit vielen historischen Details gespickten Text verfasste Malte Alsen alias Andreas Madersbacher, Pressereferent der Stadt Wörgl, der auch als Sprecher Hintergrund-Informationen lieferte.

Zeit- und Weltreise des Lieds

Die spannende Zeitreise vom Heute zum Ursprung des berühmtesten Weihnachtsliedes führte rund um die Welt – nach Grönland, wo "Stille Nacht" ganzjährig bei Begräbnissen gesungen wird, bis nach China, wo es in den 1960-er-Jahren sogar von einer französischen Reisegruppe zu Ehren Maos gesungen wurde, um einer Verhaftung wegen Spionage zu entgehen. In amerikanischen Nachtclubs wurde "Stille Nacht" ebenso angestimmt wie in düsteren Zeiten: von den Nationalsozialisten wurde das Lied für Propaganda-Zwecke missbraucht, etwa zu Weihnachten 1942. Die als Zeitdokument eingespielte Radio-„Weihnachtsringsendung“ mit Einbeziehung von Front-Schauplätzen des Zweiten Weltkriegs von Stalingrad über den Kaukasus zum Schwarzmeerhafen über Afrika bis zum Eismeer und zur U-Bootflotte im Atlantik wollte damals den Soldaten wohl Hoffnung vermitteln – heute erinnert sie nur mehr an das Grauen.

Während des 1. Weltkrieges schwiegen am Heiligen Abend bei gemeinsamen Gottesdiensten, bei denen auf beiden Seiten „Stille Nacht“ erklang, an der Front für kurze Zeit die Waffen. Seitdem trägt es den Beinamen "Friedenslied".
Als die Arbeiter im beginnenden Industriezeitalter sich gegen unmenschliche Arbeits- und Lebensbedingungen begannen zu Wehr zu setzen, entstand mit der „Arbeiter Stille-Nacht“ eine eigene Text-Variante.

Bis in die 1850-er-Jahre führte das 1816 vom Pfarrer Joseph Mohr verfasste Gedicht, das zwei Jahre später von Lehrer Franz Xaver Gruber als Lied vertont wurde, ein bei uns weitgehend unbekanntes Dasein. Gruber schrieb die authentische Fassung samt Entstehungsgeschichte 1854 nieder. Erst 1866 setzte sich in Salzburg das Lied durch – 18 Jahre nach Mohrs Tod wurde es ins offizielle Kirchenliederbuch eingetragen.
Für seine Verbreitung sorgten die Tiroler – vornehmlich Zillertaler Sängerfamilien. Der Orgelbauer Mauracher aus Fügen, der die desolate Orgel in Oberndorf reparierte, brachte die Weise mit, die 1831 von der Sängerfamilie Strasser erstmals im Ausland, in Leipzig gesungen wurde. Die Ur-Rainer Sänger, ebenfalls aus dem Zillertal, traten mit "Stille Nach"t dann in England und 1839 in New York auf.

Viel Applaus für das große Team

Als „Reiseführer“ durch die Zeiten verbanden Theresa Thaler als Maria und Marcel Peer als Joseph die "Stille Nacht"-Liedversionen des Chores, der instrumental von der der "Stille Nacht Project Band" mit Jörg Höllwarth, Christian Lamm, Peter Pitterl und Florian Reider unterstützt wurde. An der Orgel wirkten Salina Lackner und Manfred Zott mit, an der Harfe Helena Bachler und mit Gitarre und Gesang zum Abschluss Valentin Angerer. Die Choreinstudierung erfolgte durch Irmgard Wollrab und die Gesamtleitung hatte Maria Knoll-Madersbacher inne. Die effektvolle Singspiel-Inszenierung, bei der Ramon Kohlmann vom Wörgler "Noise & Harmony"-Studio an den Technik-Reglern von Licht und Ton saß, zeigte beeindruckend das Resultat der Jugendarbeit, die im Opernworkshop der "Academia Vocalis" geleistet wird.

Lang anhaltender Applaus und vielfaches Lob, auch von den Bürgermeistern Herbert Rieder aus Kirchbichl und Hedi Wechner aus Wörgl, belohnte alle engagierten Mitwirkenden, darunter die gesamte Familie Madersbacher, die vor und hinter den Kulissen für die erfolgreiche Umsetzung des ambitionierten Projektes im Einsatz war.

Mehr Beiträge zum 200-jährigen Jubiläum des Lieds finden Sie hier.

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.