Neues Fördermodell
Ärztekammer zeigt auf, was die Wörgler Ärzte frustriert

Die Ärztekammer findet die ausgearbeiteten Förderlichtlinien für Kassenärzte in Wörgl sinnvoll – trotzdem zeigt der Ärztekammer Tirol Präsident auf, was die Mediziner immer noch frustriert.  | Foto: Nimpf
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Wörgl hat Förderungs-Richtlinien für die Ansiedlung von Kassenärzten ausgearbeitet. Tirolweit einzigartig dabei: spezielle Förderung von Turnusärzten. Was die Gründe für das Problem mit dem Ärztemangel in Wörgl sind, erklärt Ärztekammer Tirol Präsident Stefan Kastner.

WÖRGL. Der Kampf um die Ansiedlung von Kassenärzten in Wörgl geht in die nächste Runde – vor kurzem präsentieren Bürgermeister Michael Riedhart und Sozialstadträtin Elisabeth Werlberger ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Ansiedlung von neuen Kassenärzten (die REGIONALMEDIEN KUFSTEIN berichteten). Einzigartig in ganz Tirol dabei ist die gezielte Förderung von Turnusärzten, für welche nun eigens zusätzliche Anreize geschaffen wurden, um diese bereits während der Ausbildung dazu zu bewegen, in Wörgl tätig zu werden. 

"Da es in ganz Österreich ein strukturelles Problem darstellt, neue Kassenärztinnen und -ärzte anzuwerben, wollen wir uns als Stadtgemeinde besonders engagieren. Nach intensiver Beratung mit Gesundheitsexperten, den Wörgler Hausärzten und Vertreter der Sozialversicherungsträger, sind wir davon überzeugt, dass wir so den Weg zum Hausarzt gewährleisten und künftig das bestmögliche Gesundheitsangebot für die Menschen in Wörgl realisieren werden",

zeigen sich Werlberger und Riedhart entschlossen.

Sozialstadträtin Elisabeth Werlberger und Wörgls Bürgermeister Micheal Riedhart haben die neuen Förderrichtlinien präsentiert. Tirolweit einzigartig dabei: die gezielte Unterstützung von Turnusärzten.  | Foto: Wörgler Volkspartei / Wörgl Bewegen
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Spezielle Förderung von Turnusärzten

Zusätzlich zu den bereits vorgestellten Förderungs-Richtlinien stellt Wörgl nun ein einzigartiges Konzept vor, welches speziell auf die Bedürfnisse von Turnusärzten ausgelegt ist. So können diese eine Ausbildungssubvention in der Höhe von 6.000 Euro beantragen, sofern sie ihre Ausbildung in einer Praxis in Wörgl absolvieren. 

"Turnusärzte sind einerseits natürlich die Zukunft der ärztlichen Versorgung, anderseits können sie bereits jetzt, durch ihr Wissen und Können, eine Stütze für die bestehenden Praxen sein. Wir versuchen daher künftige AllgemeinmedizinerInnen schon während ihrer Ausbildung für unsere Stadt Wörgl zu gewinnen",

erklärt Werlberger. Riedhart freut sich über die gesetzten Maßnahmen, sieht aber die Ärztekammer, den Bund und das Land gefordert, den Berufsstand massiv aufzuwerten und so den Kassenärztemangel in ganz Österreich bereits in seiner Ursache zu unterbinden. 

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Das sagt die Ärztekammer

Für den Präsident der Ärztekammer Tirol, Stefan Kastner, ist klar: Im Prinzip ist alles was eine Unterstützung bringt, etwas das einen Ort für neue Ärztinnen und Ärzte attraktiver macht. Für die Situation der medizinischen Versorgung bzw. des Ärztemangels seien aber Bund, Land und die Ärztekammer nur bedingt zuständig. In erster Linie liegt die Zuständigkeit hier bei den Sozialversicherungen, stellt Kastner klar. Seitens des Landes könne man aber trotzdem dafür sorgen, dass es genügend Angebote für eine Ausbildungsstelle für angehende Ärzte gibt. Denn derzeit gibt es nach wie vor lange Wartelisten, bis man eine Ausbildung im Krankenhaus starten kann. 

"Und das ist die Phase, wo potentielle Kolleginnen und Kollegen das Bundesland Tirol verlassen, weil sie woanders schneller einen Job finden",

weiß der Ärztekammer-Präsident. 

Stefan Kastner, Präsident Ärztekammer Tirol, stellt klar, dass die Zuständigkeit im Bezug auf den Ärztemangel in erster Linie bei den Sozialversicherungen liegt.  | Foto: © Land Tirol/Feuersinger
  • Stefan Kastner, Präsident Ärztekammer Tirol, stellt klar, dass die Zuständigkeit im Bezug auf den Ärztemangel in erster Linie bei den Sozialversicherungen liegt.
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Was die Wörgler Ärzte frustriert

Was am Kassensystem leider frustrierend ist, und auch zunehmend die Wörgler Ärztinnen und Ärzte entmutigt, ist die Tatsache, dass es Limits für bestimmte Leistungen gibt, erzählt Kastner. Das heißt, je mehr Patienten ein Kassenarzt versorgt, desto mehr Abschläge gibt es für Leistungen pro Quartal. Vergleichbar ist das mit Überstunden. Wo ein Angestellter für mehr getane Arbeit einen Überstundenzuschlag bekommt, müssen Ärzte sogar Abschläge zahlen. Insgesamt ist es also so, je mehr Patienten von einem Hausarzt versorgt werden, desto weniger lohnt es sich für den Arzt selbst. Was außerdem sehr schlecht entlohnt wird, ist die Gesprächsmedizin. Denn Gespräche, beispielsweise über Befunde oder Beschwerden, werden nur gering honoriert und ist nur bei einem Teil der Patienten überhaupt verechenbar. 

Zusammengefasst

Trotz all dem findet der Tiroler Ärztekammer-Präsident Kastner, die von Wörgl gesetzten Maßnahmen sehr sinnvoll. Er betont, dass man bei Verhandlungen zu den Honoraren seitens der Ärztekammer bereits versucht, möglichst viel rauszuholen. Denn eine deutliche Erhöhung der Honorare ist notwendig, weil auch die Ärzte mit ihren Praxen nicht von der Inflation losgelöst worden sind. Stromkosten und Miete sind auch für Menschen in weißen Kitteln nicht billiger. 

"Das wichtigste ist, wir müssen die Kollegenschaft nach dem Studium abholen. Dafür braucht es aber eine ausreichende Anzahl von Ausbildungsplätzen in den Tiroler Krankenhäusern",

stellt Kastner fest und setzt die wichtigsten Punkte für Kassenmediziner, auch in Wörgl, fest: ein zukunftssicherer Honorarabschluss, bessere Förderungen bei der Gesprächsmedizin, finanzielle Unterstützung bei der Immobiliensuche und jungen Medizinern eine rasche Ausbildungsmöglichkeit bieten. Und da setzt die Stadtgemeinde Wörgl nun an und geht mit gutem Beispiel voraus. 

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