Herbstkonferenz
Bauern wollen regionale Kreisläufe im Bezirk Kufstein bündeln

Bauernbunddirektor BR Dr. Peter Raggl, Bauernbundobmann LHSTv. Josef Geisler, LK-Präsident Josef Hechenberger und Bezirksbauernobmann Hans Gwiggner (v.l.) vor der Herbstkonferenz.  | Foto: Fluckinger
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  • Bauernbunddirektor BR Dr. Peter Raggl, Bauernbundobmann LHSTv. Josef Geisler, LK-Präsident Josef Hechenberger und Bezirksbauernobmann Hans Gwiggner (v.l.) vor der Herbstkonferenz.
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Bei der Herbstkonferenz des Tiroler Bauernbundes informierten Spitzenvertreter über die aktuellen Themen der Agrarpolitik. Vor allem regionale Kreisläufe und Direktvermarktung sollen in Zukunft gestärkt werden.

KIRCHBICHL/BEZIRK (bfl). Einmal im Jahr kommen die Funktionäre des Tiroler Bauernbundes zusammen, um bei der traditionellen Herbstkonferenz relevante agrarpolitische Themen zu diskutieren. Im 28. November fand in Kirchbichl die letzte von acht Herbstkonferenzen statt. Was die Bauern bei der heurigen Zusammenkunft im Bezirk Kufstein beschäftigte, sind vor allem eine Verstärkung des regionalen Marktes und das Thema "Tierwohl". Insgesamt erreichten Bauernbundobmann LHStv. Josef Geisler und LK-Präsident Josef Hechenberger mit den jeweiligen Bezirksbauernobmännern rund 1.300 Funktionäre in ganz Tirol.

Regionale Kreisläufe stärken

Eine Stärkung der Regionalität und der Direktvermarktung ist eines der Kernthemen, das die Bauern künftig beschäftigen wird. Man will hier versuchen den regionalen Markt besser zu bedienen. Die Landwirtschaft darf sich nicht nur mit der Produktion auseinandersetzten, sondern muss auch die Vermarktung der eigenen Produkte in die Hand nehmen, sagt Bezirksbauernobmann Hans Gwiggner.
Mit Handelsketten als Partner sollen weiterhin gemeinsam Qualitätssegmente geschaffen werden, um einen Mehrpreis zu erzielen. In Zukunft soll der Bauer aber auch mehr im "direkten" Kontakt mit dem Konsumenten stehen, um so regionale Kreisläufe zu stärken. „Wir haben es in den vergangenen Jahrzehnten gelernt, den Menschen um uns herum Einblick in unsere Arbeit zu geben. Nur so schaffen wir es den Mehrwert unserer Produkte und unserer Leistungen an der Allgemeinheit zu erklären und ein realistisches Bild von unserer Landwirtschaft zu zeichnen“, so Gwiggner
"Wir haben was Tierschutz und Qualitätskontrolle betrifft, die höchsten Standards in Europa", sagt zudem Bauernbundobmann LHSTv. Josef Geisler. "Dies ist nicht nur ein Mehrwert für den Bauern, sondern ein Mehrwert für den Konsumenten, weil er damit eine Lebensmittelsicherheit hat", so Geisler.
Als positives Beispiel im Bezirk heben Gwiggner und Geisler die Umsetzung des Schlachthofes Obermoser in Söll hervor. Dort entsteht nun ein neuer Schlachthof, der durch eine Art "Crowdfunding-Projekt" mit Gutschein-System von Bauern der Region mitfinanziert wurde. Der erweiterte Schlachthof soll es den Bauern ermöglichen im Fleischbereich direkt zu vermarkten und in das Fleisch ohne lange Transportwege in der eigenen Region zu verkaufen. 

Tierwohl ein Thema

Hinsichtlich des Themas "Tierwohl" und der Forderung einiger Handelsketten nach verpflichtenden freien Laufställen fand Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Hechenberger klare Worte: "Wir werden uns massiv dagegen stellen, dass die Marketingabteilungen in den Handelsketten definieren, wie die Landwirtschaft der Zukunft aussieht". Aktuell geht es um das Projekt "Zurück zum Ursprung" von Hofer, das ab 1. Jänner 2021 fordert, dass jeder Projektlieferant einen Laufstall habe.
Derzeit haben 83 Prozent der Tiroler Betriebe eine kombinierte Form der Stallhaltung, bei der die Tiere in den wärmeren Monaten auf der Heimweide und auf der Alm und in den Wintermonaten in einer Kombination aus Freilauf und Anbindehaltung gehalten werden. 17 Prozent der Betriebe verfügen über Laufställe.
Eine Laufstall-Haltung alleine, sei aber nicht ausschlaggebend für das Tierwohl, argumentiert Hechenberger. Im internationalen Größenvergleich liegt der Tiroler Bauer mit durchschnittlich 11 Kühen hinter dem Österreichdurchschnitt mit 19 Kühen oder dem Neuseeländischen Beispiel mit durchschnittlichen 428 Kühen pro Betrieb. Gerade diese kleinen Einheiten in Tirol, die den Tieren "Familienanschluss" geben, sichern eine gute Betreuung und Haltung der Kühe so Hechenberger.

Agrarpolitische Themen in Tirol

Auch die Europäische Agrarpolitik wird laut Bauernbundobmann Geisler ein wichtiges Thema darstellen. Hier gilt es die Interessen des eigenen Berggebietes zu vertreten, vor allem da ab 2020 eine neue Finanzperiode beginnt und auf Grund des Brexits für die Bauern weniger Geld zur Verfügung stehen könnte.
Hinsichtlich der Wetterextreme mit anhaltenden Trockenperioden in diesem Jahr und der Sturmschäden in Osttirol sei man im Bezirk Kufstein mit einem blauen Auge davongekommen, sagt Bezirksbauernobmann Hans Gwiggner. Sobald sich aber Wettersituationen auf den Markt auswirken, ist auch die Region von Auswirkungen betroffen. Man habe ein durchwachsenes Jahr hinter sich, sagt auch Geisler, der dabei vor allem auf die Sturmschäden in Osttirol hinweist. Dort gelte es Schutzwälder wieder aufzubauen und weitere Notmaßnahmen zu setzen.

Bei Hochwasserschutz "auf gutem Weg"

Ein Thema dürfte für einige Bauern im Bezirk aber auch die Gründung des Wasserverbandes zum Hochwasserschutz im Unteren Unterinntal sein – vor allem jene, deren Felder in roten Zonen liegen. Hinsichtlich der Verhandlungen zur Verbandsgründung sei man mittlerweile auf einem guten Weg, sagt Geisler. Hier stellen sich derzeit noch die Gemeinden Angath und Radfeld dagegen, den Grundsatzbeschluss dazu zu machen und der Gründung des Wasserverbandes zuzustimmen. Geisler hofft auf eine Bewegung in der Angelegenheit in der nächsten Sitzung dazu, die es noch vor Ende des Jahres geben soll.
Von der Wörgler Bürgermeisterin Hedi Wechner hätte sich Geisler erwartet, dass sie den Radfelder Bürgermeister Josef Auer versucht zu motivieren dem Verband zu zustimmen. Wechner hatte vor kurzem kritisiert, dass die Verbandsgründung zu lange dauere und man "endlich Nägel mit Köpfen" machen solle.

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