Fast vergessener Brauch
Dreikönig-Perchten in Alpbach, Angerberg & Zillertal

Nach alter Tradition kehrten die Dreikönig Peaschtl im Alpbacher Zottenhof mit einem Besen das Unglück aus dem Haus und das Glück hinein. | Foto: Haun
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  • Nach alter Tradition kehrten die Dreikönig Peaschtl im Alpbacher Zottenhof mit einem Besen das Unglück aus dem Haus und das Glück hinein.
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BEZIRK (flo). Dass um den 6. Jänner als Heilige Drei Könige verkleidete Sternsinger von Haus zu Haus ziehen, um mit ihren Liedern und Weihrauch ein gesundes Jahr zu erbitten und für den guten Zweck zu sammeln, ist weitum beknnat und üblich. Doch nur die Wenigsten kennen die Dreikönig Perchten, die am Vorabend des Dreikönigtages in Angerberg, Alpbach und einigen Dörfern im hinteren Zillertal unterwegs sind und in jedem Ort auf verschiedenste Art und Weise mit Besen, Glocken, Weihrauch, Weihwasser und vielem mehr versuchen die Häuser und ihre Bewohner vor Unglück zu beschützen.

Dreikönig-Perchten in Alpbach

Trotz starken Schneefalls waren in Alpbach, einer der wenigen Gemeinden, in denen dieser Brauch noch gelebt wird, auch heuer wieder zahlreiche Dreikönig Peaschtl unterwegs und bereits am späten Nachmittag zogen die Kleinen los, ehe sie am Abend von den Erwachsenen abgelöst wurden. "Die ersten, die heute gekommen sind, waren echt noch total klein", freut sich die Alpbacher Zottenhof-Bäuerin Anna Moser. "Das besondere an dem Brauch ist, dass es keinen Verein gibt und sich die Gruppen selber organisieren", fährt Moser fort. Wie jedes Jahr besuchten auch heuer wieder zahlreiche Dreikönig Peaschtl ihren Hof, da sie wissen dass sie dort willkommen sind was nicht überall der Fall ist, denn heutzutage gehen sie in Alpbach meist nur mehr zu Bauernhäusern oder traditionsbewussten Familien, da den Brauch ja nicht jeder kennt und ihnen deshalb dann auch die Tür nicht öffnet. "Der Rekord war vor ungefähr vier Jahren als 33 Perchten bei uns waren, aber heuer waren es auch 18", schmunzelt Moser. Allerdings kommen die Gestalten nie allein, sondern meistens zu dritt und kehren nach alter Tradition mit Besen ausgerüstet das Unglück aus dem Haus und das Glück hinein. Als Dank bekommen die großen Perchten frische Nudeln oder ein Schnapserl und die Kleinen Schokolade. "Manchmal kommen Erwachsene Peaschtl mit einem Kleinen damit dieser lernt wie der Brauch funktioniert und vor allem dass man absolut still sein muss", erklärt Moser und fügt hinzu, dass es für die Peaschtl oberstes Gebot ist keinen Laut von sich zu geben um nicht erkannt zu werden. Traditionell tragen sie einen mit viel Hanf bedeckten Hut um ihr Gesicht zu verdecken und einige tragen darunter noch einen Strumpf. "Im Dorf glauben manche dass die Dreikönigs Perchten aus dem viel älteren Brauch 'Beben gehen', welcher immer am letzten Donnerstag vor Heilig Abend in Alpbach stattfindet und ursprünglich aus Böhmen stammen soll entstanden sind", weiß Moser. Als gesichtert gilt, dass das Dreikönigs Peaschtln in Alpbach bereits vor dem ersten Weltkrieg bestand. 

Seit über 100 Jahren am Angerberg

Tosenden Applaus bekamen mehrere Gruppen Dreikönig Peaschtl in Angerberg die zu später Stunde eine kleine Glocke läutend, Weihwasser spritzend und mit Weihrauch ausgerüstet bei der Christbaumversteigerung der Angerberger Feuerwehr im Gasthof Baumgarten einmarschierten. Wie seit über 30 Jahren lieferten sie auch heuer wieder ihre Körbe mit den gesammelten Kostbarkeiten wie etwa Pralinen, Süßigkeiten, Kekse, Speck, Wein, Sekt, Spirituosen oder gar Handwerksarbeiten zur Versteigerung zugunsten der Feuerwehr ab wobei ein Korb dann einen Preis von ungefähr 100 Euro erziehlte. "Von unseren Eltern wurde uns immer gesagt dass diese Peaschtl früher sehr arme Leute waren die mit diesem Brauch an das Gewissen der wohlhabenden Bauern appelierten um etwas zu essen zu bekommen!" erklärt Angerbergs Bürgermeister Walter Osl die Entstehung des Brauchs. Es waren die armen Knechte und Mägde der Bauern, welche sich vor über 100 Jahren mit weißen Leintüchern und hölzernen Masken verkleideten, um nicht erkannt zu werden und dann bei Anbruch der Dunkelheit von Hof zu Hof zogen. Wie auch die Heiligen Drei Könige führen die Dreikönig Peaschtl eine kleine Glocke sowie Weihwasser und einen Rauchkessel mit sich um die Häuser zu segnen. Früher klopften sie nach der Segnung auf den Tisch in dessen Schubladen sich Krapfen und Nudeln befanden, welche sie an sich nehmen durften bevor sie weiterzogen. Auch an der Gemeindegrenze machen sie nach wie vor nicht halt und sind auch in Mariastein unterwegs. Um anonym zu bleiben, geben die Dreikönig Peaschtl auch hier keinen Laut von sich und schreiben alles was sie sagen wollen auf einem Block nieder. "Niemand weiß wer als Dreikönigs Peaschtl unterwegs ist und in den Tagen darauf wird dann im Dorf immer geraten wer wohl heuer dabei war!" schmunzelt der Bürgermeister, welcher selber früher sechs Jahre als Dreikönig Peaschtl unterwegs war.

"Binggal-", "Krapfen-" und "Schnapsperchten"

Auch im hinteren Zillertal, besonders in der Gegend um Tux sind am 5. Jänner jedes Jahr zahlreiche Dreikönig Peaschtl unterwegs. Während am Nachmittag die Kleinen, welche als Binggal- oder Krapfnperchten bekannt sind von Haus zu Haus ziehen sind am Abend dann die Erwachsenen, besser bekannt als Schnapsperchten unterwegs. Wie in den anderen Gemeinden waren auch im Zillertal früher die armen Leute maskiert und mit Körben ausgerüstet unterwegs um Essen zu erbetteln. Heutzutage ist es allerdings mehr eine Traditionsbewahrung und die Kinder sind den Süßigkeiten, welche ihnen die Leute gern geben ja sicherlich auch nicht abgeneigt. Stumm sind sie im Zillertal übrigens nicht und wünschen jedem freudig: "A glickselig's nois Johr!"

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