Egon Schieles Blick auf Rattenberg

Der Blick auf Rattenbergs Dächer hat sich in den letzten 100 Jahren kaum verändert. Das beweist eine wenig bekannte Zeichnung Egon Schieles, die bald am Schlossberg einen besondern Platz bekommen soll.
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  • Der Blick auf Rattenbergs Dächer hat sich in den letzten 100 Jahren kaum verändert. Das beweist eine wenig bekannte Zeichnung Egon Schieles, die bald am Schlossberg einen besondern Platz bekommen soll.
  • hochgeladen von Grießenböck Gabriele

Eine wenig bekannte Zeichnung von Egon Schiele eröffnet dem Betrachter einen besonderen Blick auf die historischen Dächer Rattenbergs. Am Schlossberg soll dem österreichischen Maler ein besonderes Denkmal gesetzt werden.

Die Einwohnerzahl Rattenbergs entlockt Großstädtern vermutlich ein Schmunzeln, denn sie ist mit ihren rund 420 Bewohnern und 11ha Gemeindegebiet die kleinste Stadt Österreichs. Aber auf dem Rundgang durch die historischen Gassen bemerkt man schnell, dass die Stadt nicht groß sein muss, um Großartiges anzubieten. Hinter den mittelalterlichen Fassaden hält das Städtchen einige Geheimnisse bereit. So ist auch wenig bekannt, dass Egon Schiele - einer der bedeutendsten österreichischen Expressionisten - der Stadt ein gezeichnetes Denkmal setzte. Schieles Bild zeigt die Dachlandschaft Rattenbergs aus einer besonderen Perspektive, die er vom Schlossberg aus erhielt. „Lange hat man die Darstellung mit der Stadt Krumau verwechselt“, erzählt Günther Moschig, der Kurator der Stadtgalerie Wörgl. „Aber es sind eindeutig die Dächer Rattenbergs.“ Erstaunlich ist, dass sich die Ansicht 100 Jahre später kaum verändert hat. „Nahezu jedes noch so kleine Detail, die Giebel, Kamine und auch die Fassaden scheinen unverändert. Die Zeit scheint hier stehen geblieben zu sein“, erzählt Moschig. Eher zufällig wurde man auf die Zeichnung aufmerksam. Ein Rattenberger brachte den Kunstkenner Moschig auf die Idee, dem Schielewerk nachzuforschen. Die Recherchen ergaben, dass das Bild 1917, ein Jahr vor Egon Schieles Tod, entstand. Schiele war nach Tirol gereist, um im Auftrag der k.u.k. Armee die Lebensmittellager des Militärs zu zeichnen. In Tirol waren diese in Brixlegg, Bozen und Bruneck. Die Zeichnungen waren als Tätigkeitsbericht für eine geplante Festschrift der Armee gedacht, die aber nie erschienen ist. Geblieben ist die Zeichnung von Rattenberg.

Damit jeder aus der Perspektive des Meisters auf die Stadt blicken kann, soll auf dem Schlossberg ein besonderer Aussichtsplatz errichtet werden. Auf Initiative von Günther Moschig will Alpbachtal Seenland Tourismus dem Maler ein Denkmal setzen. Eine Kunstkopie der Schiele-Zeichnung soll am Aussichtspunkt angebracht werden, damit der Betrachter das Werk direkt mit dem Original vergleichen kann. Ein Fotopunkt soll jene Stelle anzeigen, wo einst Schiele stand. „So können Besucher das Motiv mit ihrer Kamera festhalten und sich mit dem Werk und der Stadt verewigen“, erzählt Birgit Angermair von der Tourismusregion. Die Stadtgemeinde sei vom Projekt begeistert und unterstützt den Tvb.
Egon Schiele zählt neben Gustav Klimt und Oskar Kokoschka zu den wichtigsten bildenden Künstlern der Wiener Moderne. Bereits als Zehnjähriger stach er mit seiner einmaligen Begabung als Zeichner hervor. Der Durchbruch gelang ihm, als er mit seinem neuen radikalen Stil und seinen schonungslosen Darstellungen des menschlichen Körpers um 1910 für Furore sorgte. Egon Schiele starb 1918 im Alter von nur 28 Jahren an der Spanischen Grippe. Zu seinen wohl bekanntesten Werken zählen Akte und Selbstportraits, für die der Künstler wegen unsittlicher Darstellung sogar hinter Gittern saß. Weniger anstößig, aber nicht minder beeindruckend, sind seine Zeichnungen von Landschaften, die er aus hoch gewähltem Blickpunkt malte. Dazu zählt auch die Ansicht Rattenbergs, die bald jeder Besucher der Stadt bestaunen kann.
www.alpbachtal.at/schiele

Wo: Schlossberg, Rattenberg auf Karte anzeigen
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