"Erfolg nicht erzwingbar"

Felix Mitterer bringt das Stück „Franziskus - Der Narr Gottes“ nach Rattenberg zu den Schlossbergspielen. | Foto: Grießenböck
  • Felix Mitterer bringt das Stück „Franziskus - Der Narr Gottes“ nach Rattenberg zu den Schlossbergspielen.
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Von Gabriele Grießenböck

Bezirksblätter: In Tirol erlebt man eine regelrechte „Mitterer-Mania“. Wie können Sie sich den Hype um Ihre Person erklären?
Mitterer: (lacht)
Was kann sich ein Autor denn mehr wünschen. Ich habe mir ja im Traum nicht erdacht, dass meine Arbeiten so erfolgreich werden. Aber das war nicht immer so. Am Anfang haben mich die Kritiker belächelt und meine Theaterstücke in den Zeitungen fürchterlich zerrissen. Aber ich habe immer gesagt, tut mir Leid, ich kann‘s nicht anders. Das Publikum entscheidet selber, ob es ihm gefällt. Und es gefällt ihm offensichtlich.

BB: Nach 15 Jahren sind Sie aus Irland wieder zurückgekehrt und haben sich nahe Wien in einem alten Hof niedergelassen. Felix Mitterer auf dem Bauernhof oder wie darf man sich das vorstellen?
Mitterer:
Mein Hof ist eigentlich kein Bauernhof. Das Besondere daran sind die Grundmauern aus dem Jahr 1418. Das Anwesen herzurichten war so viel Arbeit, wie ich es mir nie erwartet hätte. Der Hof sieht eigentlich wie ein Kloster aus. Ich bin nach Österreich zurückgekehrt, weil ich wieder heim wollte zu meinen Leuten und zu meiner Sprache.

Bezirksblätter: Apropos Kloster. Im Sommer wird Ihr Stück „Franziskus – Der Narr Gottes“ bei den Rattenberger Schlossbergspielen aufgeführt. Was hat Sie an der Figur des Franz von Asissi so fasziniert?
Mitterer:
Ich finde, dass er nach Jesus Christus der Radikalste war. Er ist der demütigste Revoluzzer, den es in der Geschichte je gegeben hat. Nicht etwa, weil er die Kirche angegriffen hat, sondern weil er ihr Vorbild war. Er hatte keinen Besitz, war friedfertig und hilfsbereit für die Armen und Schwachen. Und das war das Schlimmste überhaupt für die Kirche. Wenn jemand aufbegehrt hat, dann haben sie ihn einfach auf den Scheiterhaufen gestellt. Aber jemand wie Franziskus, der demütig, aber vollkommen unnachgiebig war, damit hatte man es schwer. Der Papst war einfach nur entsetzt über ihn.

Bezirksblätter: Also handelt es sich um eine Heiligengeschichte im klassischen Sinn?
Mitterer:
Nein. Ich habe den Franziskus aus der heutigen Sicht gesehen und nicht aus der Sicht der katholischen Kirche, die ihn gerne als entrückten Heiligen darstellt. Bei der Uraufführung in Ötigheim* (Baden-Württemberg, Deutschlands größte Freilichtbühne*) hatte ich die Befürchtung, dass die Zuseher nicht kommen würden, wenn man die Geschichte eines Heiligen erzählt. Aber es war pumpvoll und ausverkauft. Zuseher jeder Altersgruppe haben die Vorstellungen besucht. Das heißt, es ist etwas an Franziskus, was die Menschen anspricht. Also gerade in unserer Zeit, wo der ganze Materialismus zusammenbricht, suchen die Leute wieder nach Spiritualität, nach Inhalten, nach etwas Anderem. In Rattenberg werden wir die stimmigere Aufführung erleben, weil wir dort bescheidener und kleiner aufführen können.

Bezirksblätter: Für die Hauptrolle haben Sie, wie bereits beim „Speckbacher“, auf den Darsteller Heinz Auer bestanden. Ist er der Liebling Mitterers?
Mitterer:
Es handelt sich hier um so genanntes Amateurtheater. In Rattenberg sind aber ein paar dabei, die man nicht mehr als Amateure bezeichnen kann, weil sie so gut sind. Heinz Auer ist einer von ihnen, der so begabt ist und so eine Ausstrahlung hat, dass man ihn einfach haben muss! Man darf ja nie vergessen, dass diese Leute ein großes Opfer bringen, mit all den Proben und ihren Jobs. Der ganze Sommer, der ganze Urlaub ist weg und das machen die alle, ohne einen Groschen Geld dabei zu verdienen. Nur aus Begeisterung zum Theaterspielen. Das finde ich unglaublich.

Bezirksblätter: Sie arbeiten an der Russensaga. Wann wird man diese sehen?
Mitterer:
Zeit wird‘s, dass ich anfange damit. Jeder redet mich schon darauf an. Sei es Dietrich Mattausch (Karl Friedrich Sattmann), der Tobias Moretti oder der Gregor Bloeb. Ich habe wahnsinnig viel recherchiert, habe die russische Weihnacht in Ischgl verbracht und sehr viele Menschen, also Gastwirte, aber auch russische Gäste, sind mit ihren Geschichten auf mich zugekommen.

Bezirksblätter: Wird das eine Art Fortsetzung der Piefkesaga werden?
Mitterer:
Viele Darsteller von früher werden vorkommen, das ist das Interessante daran. Man erzählt die Geschichte nach 20 Jahren weiter. Jeder Schauspieler von damals und seine Figur sind aber 20 Jahre älter geworden. Spannend wird, wie sie sich weiterentwickelt haben – die Schauspieler und ihre Figuren. Wer sich aber erwartet, dass die Russen jetzt ordentlich eingetunkt werden, der wird enttäuscht sein. Denn wie in der Piefkesaga werden alle Nationen ihr Fett abbekommen. Der Erwartungsdruck ist natürlich sehr hoch, aber man kann den Erfolg nicht so einfach herbeischreiben. Aber mal anfangen kann man.

INFO ZUR PERSON:
Felix Mitterer, geboren am 6. Februar 1948 in Achenkirch/Tirol ist ein österreichischer Dramatiker, der als Theater-, Hörspiel- und Drehbuchautor tätig ist. Zahlreiche Preise, wie den österr. Filmpreis, die Romy, für die Piefkesaga und den Tatort „Baum der Erlösung“, bekam er für viele seiner Werke. Derzeit lebt Felix Mitterer nahe Wien.

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