Nachtgespräch
Kufstein spricht über den Iran und sein grausames Schicksal

Natalie Amiri und Klaus Reitberger beim 27. Nachtgespräch im Kufsteiner Kultur Quartier.  | Foto: Nimpf
4Bilder
  • Natalie Amiri und Klaus Reitberger beim 27. Nachtgespräch im Kufsteiner Kultur Quartier.
  • Foto: Nimpf
  • hochgeladen von Christiane Nimpf

Beim 27. Kufsteiner Nachtgespräch hielt Natalie Amiri einen bewegenden Vortrag über die islamische Republik Iran und wie sehr die Menschen dort für Freiheit und Demokratie kämpfen müssen. 

KUFSTEIN. Die Festungsstadt lud am Donnerstag, den 7. März wieder zum Nachtgespräch ins Kultur Quartier, bereits zum 27. Mal. Kufstein blickt auf sieben Jahre voller spannender Vorträge zurück. In all den Jahren wurde sich dabei immer wieder mit verschiedensten Nationen befasst, der Vortrag am Donnerstag über den Iran schien die Kufsteinerinnen und Kufsteiner im Vorhinein aber so sehr zu interessieren, dass zum ersten Mal in der Geschichte der Nachtgespräche Menschen wieder nach Hause geschickt werden mussten, weil der Saal restlos ausverkauft war. Und das zu Recht. Denn der Vortrag von Rednerin Natalie Amiri hatte es in sich und sorgte für einige Gänsehaut-Momente.

Der Kampf um Freiheit und Demokratie

Die Journalistin Natalie Amiri ist am Donnerstagabend ins Kultur Quartier Kufstein gekommen, um den Menschen aus dem Iran eine Stimme zu geben. Eine Stimme, die viel zu oft nicht gehört wird. Sie selbst stammt aus einer deutsch-iranischen Familie und hat sich mit dem Land und den Menschen dort lange und ausgiebig beschäftigt. 

"Hätten wir kein Öl, wären wir schon längst demokratisch",

eröffnete Amiri ihren Vortrag. In den Schlagzeilen spielt der Iran immer wieder eine Rolle, sei es durch das Atomprogramm, durch die Aufstände im Jahr 2022 oder durch die erst kürzlich statt gefundenen Wahlen und dem Boykott. Amiri vermittelte einen Überblick darüber, was in den letzen eineinhalb Jahren in der islamischen Republik passiert ist und wie der Kampf der Menschen für Demokratie aussah. Selten habe sie so eine Gesellschaft gesehen, die so sehr kämpft und gleichzeitig solch enormen Mut beweist, um das Regime loszuwerden, betont Amiri bei ihrem Vortrag. Mit dem Wissen, dass sie jederzeit umgebracht werden können. 

Zum ersten Mal in der Geschichte der Nachtgespräche war der Saal im Kultur Quartier bei Natalie Amiris Vortrag restlos ausverkauft.  | Foto: Nimpf
  • Zum ersten Mal in der Geschichte der Nachtgespräche war der Saal im Kultur Quartier bei Natalie Amiris Vortrag restlos ausverkauft.
  • Foto: Nimpf
  • hochgeladen von Christiane Nimpf

Das tragische Schicksal von Jina Mahsa Amini

Im Laufe des Abends veranschaulichte Amiri die Taten einiger Aktivistinnen und Aktivisten, wie zum Beispiel die eines jungen Sängers. Er hatte ein Lied darüber geschrieben, was sich die Menschen im Iran wünschen – mehr Frieden, keine Gewalt, Freiheit. Dafür wurde er verhaftet und landete im Gefängnis. Das Lied hingegen wurde zur Hymne für die Menschen im Iran
Eine besonders erschreckende Geschichte aus dem Jahr 2022 hat es in den Medien sogar zu uns in die westliche Welt geschafft: der tragische Tod von Jina Mahsa Amini. Sie musste sterben, weil ihr Kopftuch verrutscht war. Die 22-Jährige wurde damals von der Sittenpolizei, die an allen Straßenecken lauern und darauf abzielen junge Frauen gewaltsam festzunehmen wie Amiri veranschaulicht, verhaftet mit der Begründung, dass ihr Kopftuch nicht richtig saß. Sie wurde in einen Minibus gezerrt und in eine Verhöranstalt gebracht, für eine sogenannte "Umerziehung". In der Verhöranstalt, nach der Busfahrt, ist die junge Frau zusammengebrochen und ins Koma gefallen. 26 Minuten lang saß sie mit den Schlägertrupps in diesem Minibus, was genau dort passierte weiß man nicht. Man geht aber davon aus, dass die Frau gegen die Fensterscheibe im Bus geschlagen wurde. 

"Ihr Vater hatte damals erzählt, dass er sie einmal im Krankenhaus sehen durfte. Da blutete sie aus den Ohren und ihr ganzer Körper war gezeichnet von Prellungen",

erzählt Amiri. Jina Mahsa Amini erlag drei Tage später ihren Verletzungen und starb an einer Gehirnblutung. Kurz vor ihrem 23. Geburstag. Dieses schwere Schicksal von Jina Mahsa Amini brachte Aufruhr im Iran. 2022 begannen die größten Proteste seit Beginn der islamischen Republik. Während ihres Vortrages erzählte Amiri aber noch von vielen weiteren bewegenden Veranschaulichungen und Schicksale aus dem Iran.

"Feiern Sie die Demokratie und Freiheit hier",

beendete Natalie Amiri ihren Vortrag und hinterließ so einen mächtigen Nachklang im Publikum. 

Weitere Beiträge aus und rund um Kufstein findest du hier.
Aktuelle Nachrichten aus dem Bezirk Kufstein gibt‘s hier.

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren:

Kufstein spricht über Selbsthilfe bei sexuellem Missbrauch
Ingrid Brodnig sprach in Kufstein über "Hass im Netz"
Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.