"Naturjuwel Rofan eGen" startet mit 40 Mitgliedern ins nächste Projektkapitel

Fünf der sechs gewählten Vorstände unter Präsident Nikolaus Wannenmacher (li.) mit Ski-Ass und Genossenschaftsmitglied Eva-Maria Brem (3. v.re).
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  • Fünf der sechs gewählten Vorstände unter Präsident Nikolaus Wannenmacher (li.) mit Ski-Ass und Genossenschaftsmitglied Eva-Maria Brem (3. v.re).
  • hochgeladen von Sebastian Noggler

KRAMSACH (nos). Bis auf den letzten Platz gefüllt war das Separeé im "Brantlhof" in Kramsach am Donnerstagabend, dem 2. August, wohin das "Proponentenkomitee" Markus Vögele, Konrad Margreiter und Lothar Moser zur Genossenschaftsgründung geladen hatten. Rund 70 Interessierte nahmen die Einladung wahr und verfolgten gespannt den Verlauf der Versammlung, etwa die Hälfte zeichnete noch währenddessen die Beitrittserklärung und damit auch Geschäftsanteile an der "Naturjuwel Rofan eGen", darunter etwa auch ÖSV-Ski-Ass Eva Maria Brem. Auch der Raiffeisenverband Tirol, vertreten durch Direktor Peter Sapl, und die Raiffeisen Bezirksbank Kufstein, durch den Vorstandsvorsitzenden Peter Hechenblaikner, waren prominent vertreten.

Konrad Margreiter zeigte sich zu Beginn der Veranstaltung "ein kleines bisschen überwältigt, dass heute so viele gekommen sind" und sah bereits darin einen "vollen Erfolg". Den rechtlichen Vorgaben und Statuten entsprechend, gründete er gemeinsam mit Lothar Moser und Markus Vögele als "Proponentenkomitee" offiziell die neue Genossenschaft, im Anschluss wurden die Beitrittswilligen, deren Zahl im Laufe des Abends bis zur Abstimmung immer weiter anstieg, als Mitglieder aufgenommen.

Damit die "Sonnwendjochbahn" in Kramsach nicht abgerissen, sondern modernisiert wird, brauche es neben der Natur auch ein Erlebnis und Alleinstellungsmerkmal am Berg – ein barrierefreier Holzweg wurde dafür erdacht – die BEZIRKSBLÄTTER berichteten. Um diese beiden Projekte umsetzen zu können, wurde zuerst der Verein und nun die Genossenschaft "Naturjuwel Rofan eGen" ins Leben gerufen.

"Naturjuwel Rofan" wird zur eGen

Für den Raiffeisenverband Tirol erklärte Ingrid Döller das Prozedere, um den rechtmäßigen Ablauf der Gründung zu gewährleisten: "Man hat sich für diese Gesellschaftsform entschieden, damit sich möglichst viele beteiligen können, denn natürlich haben wir hier einen enormen Finanzierungsbedarf und brauchen dementsprechend viele, die da mitmachen." Zudem sei die Genossenschaftsgründung auch wichtig, um als einheitlihe Rechtsperson gegenüber Grundstückseigentümern, Gemeinden, Land und anderen Vertragspartnern auftreten zu können. Markus Vögele erklärte: "Wir können als Verein nciht mit dem Grundstückseigentümer verhandeln und wir können auch keine Rechnungen stellen."
Döller animierte auch zur aktiven Teilhabe an den Geschicken der "Naturjuwel Rofan eGen", etwa im Vorstand oder im Aufsichtsrat der Genossenschaft.

Projekte kosten Geld

Margreiter umriss auch noch einmal für die Anwesenden die "Werdegeschichte" des Vereins und der daraus nun gegründeten Genossenschaft. "Ein Abbruch der Bahn wäre ein weiterer Tiefschlag für den ohnehin gebeutelten Tourismus in Kramsach gewesen", meinte der Brixlegger Unternehmer. Rund 100.000 Euro an Spenden sammelte der Verein "Naturjuwel Rofan", um eine Machbarkeitsstudie zur Rettung der Sonnwendjochbahn in Auftrag geben zu können, die anschließend von der schweizerischen "Bartholet Maschinenbau AG" (Bartholet Seilbahnen) durchgeführt wurde und nach der Präsentation von drei Varianten (Einzelsessel, Doppelsessel und Gondelbahn) eine Doppelsessellift-Variante als zu verfolgendes Sanierungsprojekt ergab. "Es gibt keine Seilbahnbauer in Österreich, die einen Doppelsessellift auf bestehenden Stützen bauen wollen", erklärte Margreiter hierzu. 5,3 Millionen Euro umfasse das Gesamtvolumen für den Umbau der Sonnwendjochbahn und die dazugehörige Infrastruktur am Berg. Hierfür konnten auch schon finanzielle Großbeteiligungen eingeholt werden: Der TVB "Alpbachtal Seenland" sicherte 1,2 Millionen Euro zu, die Gemeidne Kramsach 100.000 Euro jährlich für die kommenden 14 Jahre, "falls das nicht genüge" sogar auf die kommenden 20 Jahre – also zwischen 1,4 Millionen Euro bis zu maximal 2 Millionen. Das Spendenvolumen, das sich der Verein aus der Bevölkerung und von keimischen Unternehmen erwartete, konnte nicht in dieser Form erzielt werden.
Auch die Unterstützung durch das Land Tirol wurde bislang noch nicht erreicht, was auch am noch fehlenden Wirtschaftslichkeitsnachweis liege, so Margreiter, aber "wir hoffen, dass wir zwischen einer und anderhalb Millionen Euro aus dem Fördertopf für Kleinstskigebiete aquirieren können." Damit dies überhaupt möglich wird, müssen aber erst im Herbst die entsprechenden Förderungsrichtlinien vom Land überarbeitet werden, um auch Lifte im reinen Sommerbetrieb fördern zu können. Dies sei bereits in Arbeit, erklärten die Proponenten und auch LA Alois Margreiter, der als Bürgermeister von Breitenbach ebenfalls zusicherte, dass es "für Breitenbach keine Zweifel  gibt" und die Gemeinde sich "entsprechend beteiligen" werde, vorallem um "ein Zeichen zu setzen".
Durch die Genossenschaftsgründung und die von den Beitrittswilligen gezeichneten 537 Geschäftsanteile konnten nun 53.700 Euro Startkapital in die "Naturjuwel Rofan eGen" eingebracht werden. Die Großinvestoren – Gemeinden und TVB – werden als "Genussrecht"-Kapitalgeber geführt.
Ebenso ins Spiel gebracht wurde eine mögliche Unterstützung aus Mitteln des Gemeindeausgleichsfonds (GAF), die über die Gemeinden Kramsach und Münster kassiert werden könnten. Hierfür will die Genossenschaft mit den Bürgermeistern, LR Johannes Tratter und LH Günther Platter zu einer Einigung kommen.

Zwischen 100 und 5.000 Euro je Mitglied

Mitglied der Genossenschaft können "Gemeinden sowie juristische und natürliche Personen" werden, erklärte Raiffeisenverband-Mitarbeiterin Ingrid Döller vor der Gründung, die Beitrittserklärungen liegen nun auch etwa bei der Raiffeisenbezirksbank in Kufstein auf, denn "wir brauchen möglichst viele, um dieses Mammutprojekt realisieren zu können". Beitrittswillige zeichnen damit auch Geschäftsanteile zu je 100 Euro, maximal aber 50, also eine Beteiligung von höchstens 5.000 Euro. Die Zahl der Geschäftsanteile schlägt sich auch 1:1 auf das Stimmgewicht in der Generalversammlung der Genossenschaft nieder. Die Mitglieder sind darüber hinaus, "wenn die Genossenschaft scheitern sollte" oder liquidiert werde müsse, nochmals mit dem Wert der von ihnen gezeichneten Anteile haftbar, die Gemeinden mit dem eingebrachten Kapital.

Vorstände und Aufsichtsräte gewählt

Nach der Gründung der "Naturjuwel Rofan eGen" durch die drei Porponenten und die Aufnahme der zu diesem Zeitpunkt 37 Beitrittswilligen wurden Vorstand und Aufsichtsrat per Handheben gewählt. Die Anregung Döllers zur aktiven Teilhabe sorgte dabei für eine für die Genossenschaft sicherlich erfreuliche Überraschung: Spontan erklärte sich neben den bereits bestehenden Wahlvorschlägen für den Vorstand auch Marketing- und Kommunikationsexpertin Anna-Maria Stiefmüller ("textura") zur Mitarbeit bereit und wurde beinahe überschwänglich mit in den Vorstand der Genossenschaft aufgenommen.
Präsident Nikolaus Wannenmacher kann damit auf Stellvertreter Markus Vögele sowie die Vorstände Hanspeter Maier, Markus Pumpfer, Mark Schrettl und Anna-Maria Stiefmüller zurückgreifen.
Als Aufsichtsratsvorsitzender wurde Wolfgang Schonner gewählt, als dessen erster Stellvertreter Konrad Margreiter, als zweiter Stellvertreter Lothar Moser. Für die Gemeinden sind Kramsachs Bgm Bernhard Zisterer, Brandenbergs Bgm Hans Jürgen Neuhauser, der Kramsacher Gemeinderat Andreas Gang sowie der Radfelder Gemeindevorstand Friedrich Huber in den Aufsichtsrat gewählt, Sarah Grießenböck, Georg Duftner, Ludwig Hechenblaikner und der Wiener Seilbahnnostalgiker Thomas Schipper-Faust, der sich spontan bereit erklärte, komplettieren die Runde.
Ebenso wie der anschließende Beitritt zum Raiffeisenverband Tirol wurden alle Abstimmungen einstimmig beschlossen.

"Die Region mitnehmen"

Die Schlussworte nach dem ausdrücklichen Dank des neugewählten Präsidenten gehörten dann LA Alois Margreiter: "Wir haben eine riesige Herausforderung, es wird sich weisen, ob die Region hinter diesem Projekt steht." "Nicht ohne", seien die Zusagen der Gemeinden und des TVB, dennoch sehe er "zuviel Optimismus beim Weg-Projekt" am Zireiner See. Dass Lifterneuerung und der barrierefreie Holzweg am Plateau als getrennte Projekte verfolgt werden sollen, begrüßte Margreiter ausdrücklich, denn "die Naturschutzbehörde ist ein wichtiger Partner, den wir überzeugen müssen. Einige Hausaufgaben sind hier noch zu machen", meinte er mit Blick auf Gespräche mit der Gemeinde Münster und dem Grundstückseigentümer. "Es gilt die Region mitzunehmen, dann werden wir auch das Land mitnehmen", so der Breitenbacher Bürgermeister.

Darum will der Vorstand der "Naturjuwel Rofan eGen" nun auch verstärkt für seine Anliegen werben und plant Unternehmensbesuche und öffentliche Infoveranstaltungen in den Gemeinden der Region – nach ersten Überlegungen wohl zeitnah zwischen 20. und 25. August.

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