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ÖBB zeigt Erlebnisbahnsteig in Wörgl, Anrainer bleiben skeptisch

Die Visualisierung zeigt das Südportal des Tunnels "Laiming". Beginnen soll dieser in Langkampfen. In der Gemeinde Erl befürchten Bewohner mehr Lärm durch die offene Verknüpfungsstelle BAB Niederaudorf.  | Foto: Deutsche Bahn
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  • Die Visualisierung zeigt das Südportal des Tunnels "Laiming". Beginnen soll dieser in Langkampfen. In der Gemeinde Erl befürchten Bewohner mehr Lärm durch die offene Verknüpfungsstelle BAB Niederaudorf.
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ÖBB geben auf Erlebnisbahnsteig am Wörgler Hauptbahnhof Einblicke in ihre Planungswerkstatt. Anrainer in Erl befürchten indes Lärmeblastung durch offene Verknüpfungsstelle. 

BEZIRK KUFSTEIN (bfl). Der Brenner-Basis-Tunnel und dessen Nordzulauf stellen zweifelsfrei ein Jahrhundertprojekt dar. Die Österreichischen Bundesbahnen laden dazu nun zu einem neuen "Erlebnisbahnsteig“ in Wörgl. Dieser soll die Planungen zur neuen Unterinntalbahn im Raum Schaftenau – Radfeld mit einer "spektakulären" Ausstellung zeigen. Währenddessen erheben sich in anderen Orten des Bezirkes und auch jenseits der Grenze in Bayern aber noch immer Gegenstimmen. Nicht alle freut die jüngst gewählte violette Trasse im Nordzulauf. 

Eigener Bahnsteig mit interaktiven Details

„Willkommen am neuen Erlebnisbahnsteig“ – damit laden die ÖBB zum Hauptbahnhof nach Wörgl, wo seit Montag, den 3. Mai eine Ausstellung zum Ausbau der Bahn im Raum Schaftenau – Radfeld wartet. Dafür wurde eigens ein Erlebnisbahnsteig in Wörgl geschaffen. Sowohl Anrainer als auch Interessierte können dort die Planungsdetails des Großprojektes interaktiv erforschen. Auf neun interaktiven Stationen werden der europäische Kontext des Vorhabens, die verkehrliche Aufgabenstellung, der Planungsprozess und die Planungsdetails, der Pojektraum, die Geologien, der Erschütterungsschutz sowie verschiedene Baumethoden näher beleuchtet. Der Bahnsteig ist täglich von 7 bis 19:00 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet, wobei die COVID-19 Vorgaben zu beachten sind. 

In Wörgl wurde ein eigener "Bahnsteig" zum Thema Brenner Basistunnel und zum Nordzulauf eingerichtet.  | Foto: ÖBB/Berger
  • In Wörgl wurde ein eigener "Bahnsteig" zum Thema Brenner Basistunnel und zum Nordzulauf eingerichtet.
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Nicht alle mit Variante zufrieden

Obgleich die vorliegende Variante eine Verbesserung für Gemeinden in Bayern mit sich bringt, macht sich nicht überall Euphorie im Bezirk Kufstein bzw. entlang der Strecke bemerkbar. Im vergangenen Monat kam nun endlich die Entscheidung zum Nordzulauf des Brenner-Basistunnels: Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer stellte die Auswahltrasse gemeinsam mit der Deutschen Bahn am Dienstag, den 13. April vor. Die gewählte "violette" Trassenvariante bringt viele untertunnelte Streckenteile mit sich. Rund sechzig Prozent der insgesamt 54 Kilometer langen Trasse verlaufen unterirdisch. Bürgerinitiativen im Bayerischen Inntal haben aber dennoch bereits im April gegen die Pläne protestiert.
Dabei gibt es aktuell eine Nachbesserung der violetten Trasse. Es sollen nun sogar neue Tunnelanteile ausgearbeitet werden. Allerdings hinterfragen die Bürgerinitiativen in Bayern die Notwendigkeit des angestrebten Bahnausbaus an sich. Für sie spielt der Kosten-Nutzen-Faktor noch eine große Rolle. Ihr Argument: Wenn der Bedarf ausreichend sei, brauche man nichts neues. Auch auf Tiroler Seite, freut die Entscheidung nicht alle. 

Erl stört überirdische Verknüpfung

In der Gemeinde Erl bekommen Bewohner die Verknüpfungsstelle BAB Niederaudorf direkt "vor die Haustüren", sie befürchten viel Widerhall vom „Wildbarren“. Denn nach deutschem Gesetz müssen die Verknüpfungsstellen offen gestaltet sein, dürfen also nicht unterirdisch gebaut werden. Die Verknüpfungsstelle BAB Niederaudorf liegt künftig direkt gegenüber von den Wohngebieten Scheiben, Öd, Schwaigen und künftig auch Windhag.
"Unsere Hoffnung mittelfristig ist, dass sich durch die Errichtung eines komplett neuen Bahnkörpers und die Auflassung der Bestandsstrecke in diesem Bereich eine Lärmreduktion zum Ist-Zustand ergeben müsste", erklärt Erls Bürgermeister Georg Aicher-Hechenberger. Die große Sorge dabei sei aber auch, dass eine Verknüpfungsstelle mit einer Länge von rund 1.200 bis 1.400 Metern und einer Breite von rund vierzig Metern lärmtechnisch nicht ganz einfach abzuschirmen sein werde. Auch wenn der Bahnverkehr zunehme, dürfe durch diese Verknüpfungsstelle keine zusätzliche Lärmbelastung für die Bevölkerung entstehen, so die Forderung seitens der Erler.

"Ein Jahrhundertprojekt muss auch in der Ausführung und im Betrieb Jahrhunderttauglich sein. Eine Eintiefung der Verknüpfungsstelle und ein zusätzlicher Lärmschutz entlang der Bundesautobahn A93 sind sicher dazu angetan, dieses Bauwerk lärmtechnisch bestens abschirmen zu können",

so Aicher-Hechenberger.

Die Wahl der beiden Bahnen DB und ÖBB für den BBT-Nordzulauf ist auf die Trassenvariante "violett" gefallen. So könnte künftig die Verknüpfungsstelle Niederaudorf aussehen (Visualisierung).   | Foto: Deutsche Bahn
  • Die Wahl der beiden Bahnen DB und ÖBB für den BBT-Nordzulauf ist auf die Trassenvariante "violett" gefallen. So könnte künftig die Verknüpfungsstelle Niederaudorf aussehen (Visualisierung).
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Langkampfen: Vorschlag wurde "abgeschmettert"

Auch die Bürgerinitiative in Langkampfen steht dem Jahrhundertprojekt der Bahn noch immer kritisch gegenüber. Derzeit läuft hier noch die Umweltverträglichkeitsprüfung für den Bereich Radfeld-Schaftenau. Die Bürgerinitiative hat heftigste Einsprüche und einen Änderungsvorschlag vorgelegt, der aber im UVP-Verfahren "abgeschmettert wurde", so Johann Walk von der BI Langkampfen. Die Bahn zeige sich nach wie vor nicht gesprächsbereit, so der Vorwurf seitens der BI. "Die BI ist natürlich nicht gegen den Brenner Basistunnel", so Walk. Allerdings kritisiert er das Dialogverfahren und das Vorgehen der ÖBB.
Seitens der Bürgerinitiative befürchtet man während der langen Bauphase eine massive Belastung durch Dreck, Staub und Lärm, die, so Walk, vielen im Bezirk noch nicht bewusst sei. "Das Gasthaus am Stimmersee wird es in der Zeit nicht mehr geben, weil sie einfach dicht machen können", meint Walk. Zudem sei unter anderem mit massivsten Aufschüttungen und Backenbrechern zu rechnen, die "rund um die Uhr" arbeiten. Sollte der für das zweite Quartal erwartete positive UVP-Bescheid kommen, wäre der nächste Schritt für die Vertreter dann der Gang vor das Verwaltungsgericht bzw. das Verfassungsgericht.

ÖBB erwarten Bescheid

Im Abschnitt Schaftenau – Radfeld erwarten die ÖBB indes in den kommenden Monaten den Bescheid zur Umweltverträglichkeitsprüfung Grundsatzgenehmigung. Die Planungen am Brenner-Nordzulauf werden durch EU-Fördergelder im Ausmaß von bis zu fünfzig Prozent unterstützt.

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Mehr Infos zu den Plänen findest du auf: www.brennernordzulauf.eu
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