Mit Daten gegen Stau
Kramsach erfasst jetzt jeden Verkehrsteilnehmer

- Im Rahmen einer Pressekonferenz wurde die Verkehrsüberwachung in Kramsach präsentiert. Im Bild: Wolfgang Fahrnberger (Geschäftsführer roosi), Lukas Huber (Head of AI & Advanced Analytics bei roosi), Bürgermeister Andreas Gang, Christine Ascher (Verkehrsobfrau Kramsach) und Florian Schwaiger (Head of Sales roosi) v.l.
- Foto: Nimpf
- hochgeladen von Christiane Nimpf
Mit einem innovativen Datenprojekt, das die Verkehrsbewegungen in Kramsach analysiert, will man das nötige Wissen für zukünftige Lösungen in Sachen Verkehrsüberlastung sammeln.
KRAMSACH. Tag für Tag rollen tausende Autos durch die Gemeinde Kramsach. Besonders zu den Stoßzeiten, morgens und nachmittags, ist Rückstau von der Autobahnabfahrt und ein verstopftes Zentrum keine Seltenheit. Hinzu kommen noch unzählige Lkws, die sich immer wieder durch die engen Ortsstraßen schlängeln. Das Ergebnis: Lärm und Staus – was bei vielen Kramsacherinnen und Kramsachern im wahrsten Sinne des Wortes für dicke Luft sorgt.
Diesem Problem ist sich die Gemeinde durchaus bewusst, trotzdem müssen aber zuerst konkrete Zahlen her, bevor man an Lösungen arbeiten kann: Wie viele Fahrzeuge fahren täglich durch den Ort? Woher kommen sie, wohin fahren sie? Und vor allem: Was kann man tun, um den Verkehr endlich zu beruhigen?

- Besonders der Kreisverkehr bei der Autobahnabfahrt stellt für Kramsach ein massives Problem dar, betont Bürgermeister Gang.
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2,5 Millionen Fahrzeuge in 90 Tagen
"Wir wollten nicht mehr schätzen, sondern endlich wissen, was wirklich passiert", sagt Bürgermeister Andreas Gang zum Thema. Genau deshalb hat sich Kramsach nun für ein tirolweit einzigartiges Projekt entschieden: Gemeinsam mit der Firma und Datenspezialist roosi, ansässig in Kramsach, setzt die Gemeinde auf intelligente Verkehrssensoren.
An allen sieben Ein- und Ausfahrten des Ortes erfassen jetzt smarte Kameras rund um die Uhr die Verkehrsströme. Autos, Lkws, Busse, Radfahrer und Fußgänger – keine Verkehrsbewegung bleibt mehr unbemerkt.
"Wir haben diesen Einfahrtsknotenpunkt in Kramsach ,beim Kreisverkehr, der uns extrem belastet",
weiß der Bürgermeister. Besonders zu den Hauptverkehrszeiten sei der Verkehr ein echtes Problem, weshalb die Überlegung entstand, endlich dagegen vorzugehen. Erste Zahlen der Kameras belegen das auch: allein in den letzten 90 Tagen wurden etwa 2,5 Millionen Verkehrsbewegungen gezählt.
Keine klassische Überwachung
Zwar sehen die Sensoren aus wie Kameras, stellen aber keineswegs klassische Überwachungsanlagen dar.
"Obwohl die Sensoren optisch wie Kameras aussehen, wird kein Bild gespeichert, kein Kennzeichen erkannt – das Bildsignal wird nach Millisekunden wieder gelöscht",
erklärt Lukas Huber, von der Firma roosi. Strafrechtliches, wie zu schnell fahren oder zu dicht auffahren, wird also nicht gemessen. "An sieben Ein- und Ausfahrten ist eine komplette Durchzugsverkehrsanalyse möglich, die 24 Stunden pro Tag eine datenschutzkonforme Erfassung bringt", erklärt Huber. So bleiben alle Daten anonym – und trotzdem liefert das System wertvolle Einblicke in das Verkehrsgeschehen.
Warum das alles?
Bekanntlich ist Kramsach eine typische Durchfahrtsgemeinde. Drei Landesstraßen und die Autobahn sorgen für massiven Durchzugsverkehr. Die gewonnenen Daten helfen der Gemeinde, zu verstehen, wie der Verkehr wirklich funktioniert. "Wir brauchen Daten wie, welche Autos fahren von Breitenbach nach Münster, welche fahren auf die Autobahn, aber auch welche Verkehrsteilnehmer fahren direkt nach Kramsach und wohin genau", erläutert Gang.
Mit diesen Informationen könne man schließlich in Zukunft gezielt handeln: Wo braucht es einen neuen Kreisverkehr? Wo könnte man einen Gehsteig etablieren? Oder wie bekommt man den Schwerverkehr aus den Wohngebieten?

- Die Kameras zeichnen jede Verkehrsbewegung auf – wer und wie viele fahren wohin?
- Foto: roosi GmbH
- hochgeladen von Christiane Nimpf
Neben dem Verkehr erfassen die Sensoren aber auch Umweltfaktoren: Lärm, Feinstaub oder Wetterdaten. Außerdem gibt es einen mobilen Lärmsensor, der an besonders belasteten Stellen flexibel eingesetzt werden kann. Im Fokus steht auch die Alternative zum Auto. Kramsach investiert kräftig in den öffentlichen Verkehr, was sich auch in den Zahlen widerspiegelt. Während 2022 noch 14 Prozent der Bevölkerung Stammkunden beim VVT waren, sind es 2024 bereits 19 Prozent. Buswartehäuschen, Fahrradabstellplätze, sichere Gehwege – all das hängt mit den gewonnenen Daten zusammen. Denn nur, wer weiß, wie sich die Menschen tatsächlich fortbewegen, kann sinnvoll investieren. Wichtig ist der Gemeinde auch, dass die Bevölkerung mitgenommen wird. Deshalb sollen die gesammelten Daten künftig in einer abgespeckten Version auf der Gemeindehomepage für alle einsehbar sein. So wird sichtbar, was passiert. Mit mobilen Sensoren sollen künftig auch neue Bauprojekte begleitet werden, um rechtzeitig auf veränderte Verkehrsströme reagieren zu können. Das Projekt läuft insgesamt drei Jahre – ein Jahr ist schon vergangen. Die Kosten für Kramsach belaufen sich auf circa 800 Euro pro Monat, hinzu kamen einmalige Anschaffungskosten von etwa 25.000 bis 30.000 Euro.
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