Ehrenamtskoordination
Wörgler Ehrenamtliche: "Hängen in der Luft"

Der Posten der Ehrenamtskoordinatorin ist in Wörgl derzeit vakant. Ehrenamtliche äußerten sich nun in einem offenen Brief zur Sachlage.  | Foto: Fluckinger
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WÖRGL (bfl). Seit Ende März hat Wörgl keine Ehrenamtskoordinatorin mehr. In Vertretung von weiteren Ehrenamtlichen der Stadt Wörgl richteten sich nun Mitglieder des Wörgler Compjuta-Hoagascht nun in einem offenen Brief an die Stadtgemeinde Wörgl. Sie beklagen vor allem die Art der nunmehr ungeordneten Übergabe nach der Beendigung des Dienstverhältnisses mit der Ehrenamtskoordinatorin.
Die Beendigung des Dienstverhältnisses an sich, sei nicht ihr Anliegen, betonen Vertreter des Compjuta-Hoagascht Wörgl im Gespräch mit den BEZIRKSBLÄTTERN. Es sei die Art und Weise mit der das Dienstverhältnis beendet worden sei, die sie störe. Nicht nur, dass die Beendigung "vom einen Tag auf den anderen" kam, man sei dabei ohne eine Information seitens der Stadt dagestanden. "Wir, die Ehrenamtlichen, waren geradezu geschockt, als wir aus heiterem Himmel erfuhren, dass es von einem Tag zum anderen diese so bewährte Hilfestellung für uns nicht mehr gibt", so die Ehrenamtlichen in ihrem Offenen Brief.
Dies sei vor allem hinsichtlich der Organisation und des laufenden Betriebes ein großes Problem. Bereits im Jahre 2012 wurde das Amt der Ehrenamtskoordinatorin eingerichtet, seither koordinierte diese verschiedenste Belange aller Ehrenamtlicher und der damit verbundenen Einrichtungen. Viele der Ehrenamtlichen in Wörgl hätten über die Beendigung des Dienstverhältnisses auch knapp zwei Wochen danach noch nicht Bescheid gewusst. "Wir hängen nun in der Luft", sagen die Ehrenamtlichen des Compjuta-Hoagascht. Man fühle sich von der Stadt im Stich gelassen. Mit dem offenen Brief wollte man zum Ausdruck bringen, dass die Wertschätzung seitens der Stadtgemeinde fehle. "Und so mancher von uns Ehrenamtlichen überlegt nach diesem Ereignis sein Engagement im Ehrenamt bei der Stadtgemeinde Wörgl zu ändern – und wir könnten dies - von einer Minute auf die andere", so die Ehrenamtlichen im offenen Brief.

Wechner: "Einvernehmliche Lösung"

Auf Anfrage der BEZIRKSBLÄTTER äußerte sich auch Bürgermeisterin Hedi Wechner in einer Stellungnahme zu dem Thema: "Personalangelegenheiten seitens der Stadt werden in der Öffentlichkeit grundsätzlich nicht kommentiert. In diesem Fall handelt es sich um eine einvernehmliche Lösung, die keinesfalls als Geringschätzung der Arbeit der ehrenamtlich Tätigen zu verstehen ist. Seitens der Stadt ist man in dieser Angelegenheit auch nicht untätig gewesen. Mittlerweile gibt es 9 BewerberInnnen, die nach einer öffentlichen Ausschreibung ihre Bewerbung abgegeben haben. Es liegt nun im Bestreben der Stadt, die Stelle 'Ehrenamtskoordination' so schnell wie möglich nach zu besetzen."

Offener Brief

Hier der offene Brief der Ehrenamtlichen des Compjuta-Hoagascht, ungekürzt und unbearbeitet:

"Das Team Wörgler Compjuta-Hoagascht im Namen sehr vieler EA der Stadt Wörgl

Offener Brief

An alle Stellen in der Stadtgemeinde Wörgl, die für Personalagenden zuständig sind sowie an die Presse

Unabhängig von Gegebenheiten, die sich im Dienstverhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmerin ereignet haben, ist das WIE dieser Beendigung eines Dienstverhältnisses Anlass für diesen Offenen Brief.
Wir alle definieren das Ehrenamt als freiwillige Zurverfügungstellung von Zeit, Engagement und Hilfsbereitschaft an Personen, die dies benötigen.
Die Stadtgemeinde Wörgl darf sich rühmen, eine sehr große Zahl an Freiwilligen zu haben – andere Kommunen wünschen sich eine ähnliche Entwicklung in diese Richtung.
Dass dieser Status erreicht werden konnte, wie er sich heute präsentiert, kommt nicht von ungefähr.
Das ist das Ergebnis jahrelanger, oft auch sehr mühsamer Bemühungen und erfordert viel Einsatz mit großem Engagement.
Die Zahlen, die aus der Statistik über das Ehrenamt in Wörgl herausgelesen werden können, sind beeindruckend. Die Stadtgemeinde Wörgl erspart sich durch den Einsatz aller Ehrenamtlichen sehr viel - dies wird auch ab und zu bei div. Veranstaltungen angemerkt.
Die Installation einer Ehrenamtskoordination für die Stadt Wörgl im Jahre 2013 hat sich in all den Jahren als richtig und sehr wichtig herausgestellt.
Damit alle Freiwilligen zum Wohle vieler in unserer Gesellschaft sinnvoll eingesetzt werden können, gab es in Wörgl eine Freiwilligenkoordinatorin, die sehr gut mit Menschen umgehen konnte, die die Ehrenamtlichen nach ihren Fähigkeiten, Vorlieben, zeitlichen Möglichkeiten koordinierte, und, was besonders wichtig ist, auch betreute und immer wieder motivierte.
Diese Tätigkeit verlangt sehr viel an Empathie.
So mancher Ehrenamtliche lud bei dieser Koordinatorin seinen Kummer, seine Ängste, seine Wünsche, aber vor allem auch Kritik ab. Und für all das hatte die Ehrenamtskoordinatorin ein offenes Ohr und es gelang meistens Lösungen zu finden, Lösungen zum Wohle der Ehrenamtstätigkeit.
Wir, die Ehrenamtlichen, waren geradezu geschockt, als wir aus heiterem Himmel erfuhren, dass es von einem Tag zum anderen diese so bewährte Hilfestellung für uns nicht mehr gibt.
Und, wir betrachten diese Art und Weise der Beendigung eines Dienstverhältnisses auch als Affront uns gegenüber.

Fragen: Schaut so Wertschätzung aus?
 Wo bleibt Menschlichkeit, Gefühl, Herz, Dankbarkeit?
 Wird dies alles der Wirtschaftlichkeit geopfert?

Es sollte hier erwähnt werden, dass die Wörgler Ehrenamtskoordinatorin ihr Dienstverhältnis einvernehmlich beenden wollte.
Wobei es ihr Anliegen gewesen wäre, dies so friktionsfrei wie möglich zu gestalten (geordnet Übergabe an ev. Nachfolger, Einarbeiten in das Tätigkeitsfeld u. v. a. m.)
Dieses Angebot wurde leider von Seite des Arbeitgebers ausgeschlagen.
Und so mancher von uns Ehrenamtlichen überlegt nach diesem Ereignis sein Engagement im Ehrenamt bei der Stadtgemeinde Wörgl zu ändern – und wir könnten dies - von einer Minute auf die andere!!!
Vielleicht überdenken die Verantwortlichen ihr Verhalten im Umgang mit Untergebenen.

            Wörgl, im April 2019"

Der Posten der Ehrenamtskoordinatorin ist in Wörgl derzeit vakant. Ehrenamtliche äußerten sich nun in einem offenen Brief zur Sachlage.  | Foto: Fluckinger
2014 feierte Wörgl die Eröffnung der Compjuteria im Wörgler Seniorenheim. Im Bild: Bgm. Hedi Wechner, Maria Steiner, Landesrätin Beate Palfrader und Evelin Treichl (v.l.).  | Foto: BB Archiv
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