"Das politische Klima in Kufstein hat sich sehr gebessert"

Kufsteins Bürgermeister Martin Krumschnabel im Interview mit Redaktionsleiter Christian Mey
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BEZIRKSBLÄTTER: Vor exakt einem Jahr wurden Sie mit großer Mehrheit zum Bürgermeister von Kufstein gewählt. Wie beurteilen Sie selbst Ihre Arbeit nach 365 Tagen?

MARTIN KRUMSCHNABEL: Meine persönliche Bilanz fällt nach einem Jahr sehr positiv aus. Ich wollte erreichen, dass die Gemeinde wieder mehr Bürgernähe ausstrahlt und ich denke doch, dass dies in weiten Bereichen gelungen ist.

BEZIRKSBLÄTTER: Welche konkreten Projekte wurden im 1. Jahr umgesetzt?

MARTIN KRUMSCHNABEL: Mir ging es am Anfang gar nicht darum, konkrete Projekte sofort umzusetzen, sondern die Weichen neu zu stellen. Natürlich wurden laufende Projekte, wie etwa der Rathausumbau weiter betrieben und zum Abschluss gebracht, gleichzeitig habe ich mich aber darum bemüht, neue Ideen einzubringen und dem Gemeinderat zu schon bestehenden Ideen Varianten vorzulegen. Das Altenwohnheim Innpark ist derzeit bereits im Bau, hier habe ich im letzten Jahr allerdings aus meiner Sicht sehr zukunftsweisende Alternativen vorgeschlagen, die leider keine Mehrheit gefunden haben.

BEZIRKSBLÄTTER: Welche Projekte wollen Sie in nächster Zeit persönlich forcieren?

MARTIN KRUMSCHNABEL: Die wesentlichen Projekte der nächsten Zeit sind die Verkehrslösungen für die Innenstadt, die Errichtung des Motorikparks, die Renovierung des Schulzentrums Sparchen, die Standortfrage für die Fachberufsschule und für besonders attraktiv halte ich die von den meisten Fraktionen unterstützte Idee eines Stadttheaters im Zentrum der Stadt.

BEZIRKSBLÄTTER: Wie beurteilen Sie das derzeitige politische Klima in der Feststungsstadt?

MARTIN KRUMSCHNABEL: Ich habe den Eindruck, dass sich das politische Klima sehr gebessert hat, wenngleich es sich natürlich manche Mandatare nicht verkneifen können, mediale Nadelstiche zu setzen, obwohl die aufgezeigten Probleme bereits so gut wie gelöst sind.

BEZIRKSBLÄTTER: Ihre Fraktion der Parteifreien hat im Gemeinderat 5 von 21 Mandaten. Wie gehen Sie vor, um im Gemeinderat Mehrheiten zu finden?

MARTIN KRUMSCHNABEL: Am Anfang konnte ich vorgehen wie ich wollte, es waren schon prinzipiell keine Mehrheiten vorhanden, da ich nach allen Regeln der Kunst fortlaufend blockiert wurde. Das hat sich aus meiner Sicht mittlerweile geändert, es gibt jetzt viele Stadt- und Gemeinderäte, die an einer konstruktiven Zusammenarbeit für die Stadt Kufstein interessiert sind und genau das ist eigentlich der einzig sinnvolle Weg in der Kommunalpolitik. Ich führe Einzelgespräche und Gespräche mit allen Fraktionsführern, da ich niemanden mit neuen Ideen überraschen möchte, sondern an einer Einbindung interessiert bin.

BEZIRKSBLÄTTER: Beobachtet man die derzeitige politische Landschaft, bekommt man das Gefühl, dass ein starker Rechtsruck durch den Gemeinderat geht und eine Art Blockadepolitik herrscht. Wie beurteilen Sie selbst die Situation?

MARTIN KRUMSCHNABEL: Der Rechtsruck ist im Bezug auf die Integrationspolitik spürbar, spielt aber bei sonstigen Sachfragen aus meiner Sicht keine Rolle. An permanenten Blockaden ist aus heutiger Sicht im Gemeinderat niemand mehr interessiert, zumal ich mir auch nicht vorstellen könnte, wie man dies später seinen Wählern erklären möchte. Ich bin derzeit aber mit der konstruktiven Art der Zusammenarbeit mit meinen Kolleginnen und Kollegen im Gemeinderat sehr zufrieden.

BEZIRKSBLÄTTER: Gegner werfen Ihnen vor, Ihr Führungsstil sei zu antiautoritär, Sie würden zu wenig durchgreifen und zuwenig die Richtung vorgeben. Wie beurteilen Sie selbst Ihren Führungsstil?

MARTIN KRUMSCHNABEL: Ich bin keineswegs antiautoritär, andererseits ist der Gemeinderat auch kein Kindergarten. Das bedeutet, dass es möglich sein muss, mit vernünftigen Erwachsenen gute Ideen für die Stadt auszureden. Bei Fehlentwicklungen sage ich meine Meinung sehr deutlich und gebe insofern die Richtung klar vor, als ich den Stadt- und Gemeinderat mit neuen Ideen konfrontiere. Ich setze grundsätzlich darauf, dass sich gute Projekte in Zukunft durchsetzen. Ich kenne kein einziges Beispiel, wo autoritärer Führungsstil jemals zu vernünftigen Ergebnissen geführt hätte.

BEZIRKSBLÄTTER: Worin sehen Sie die großen Herausforderungen der nächsten Jahre für Kufstein?

MARTIN KRUMSCHNABEL: Kufstein entwickelt sich speziell in der Innenstadt derzeit in einem Tempo, welches früher viele Jahrzehnte in Anspruch genommen hätte. Der Obere und Untere Stadtplatz werden markant verändert und es entstehen dort zahlreiche neue Geschäftsflächen. Wir müssen es schaffen, angesichts der zu erwartenden Frequenzsteigerungen den Verkehr im Zentrum im Fluss zu halten und weiters geht es mir auch darum, Kufstein als Schulstadt weiterhin zu etablieren und auszubauen. Projekte wie der Ausbau der Fachhochschule, der Fachberufschule und nach Möglichkeit auch die Installierung einer internationalen Schule in Kufstein sind für die Zukunft der Stadt von großer Bedeutung. Darüber hinaus gilt mein ständiges Bemühen der Frage, wie man die Stadt für ihre Bewohner noch attraktiver gestalten kann, zumal dies automatisch dazu führen wird, dass auch Besucher noch lieber nach Kufstein kommen.

BEZIRKSBLÄTTER: Wie sehr hat sich Ihr persönliches Leben seit dem Amtsantritt geändert?

MARTIN KRUMSCHNABEL: Es hat sich für mich sicherlich eine gravierende Änderung in meinem gesamten Zeitmanagement ergeben und ich verbringe sehr viel Zeit im Büro und bei Veranstaltungen. Natürlich muss das Privatleben in einem solchen Fall zurück stehen, meine Familie unterstütz mich dabei allerdings voll. Ich übe das Amt des Bürgermeisters der Stadt Kufstein ausgesprochen gerne aus und freue mich auch darüber, ständig mit vielen Bürgern in Kontakt zu treten.

BEZIRKSBLÄTTER: Würden Sie mit dem heutigen Wissen über die Intensität dieses Amtes nochmals als Bürgermeister kandidieren?

MARTIN KRUMSCHNABEL: Ich würde ohne jeden Zweifel sofort wieder kandidieren, zumal ich ja gewusst habe, welche persönliche Belastung damit verbunden ist, wenn man dieses Amt mit vollem persönlichen Einsatz ausüben möchte.

Das Gespräch führte Christian Mey

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