Holzbau-Experten zu Gast in Alpbach

Im Bild proHolz Tirol-Vorstandsvorsitzender Karl Schafferer mit dem Vortragenden Architekten Franz Josef Maul, dem Landesinnungsmeister Holzbau Simon Kathrein und proHolz GF DI Rüdiger Lex (v.l.). | Foto: proHolz Tirol
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  • Im Bild proHolz Tirol-Vorstandsvorsitzender Karl Schafferer mit dem Vortragenden Architekten Franz Josef Maul, dem Landesinnungsmeister Holzbau Simon Kathrein und proHolz GF DI Rüdiger Lex (v.l.).
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ALPBACH (red/bfl). Im Rahmen der Bildungswoche der österreichischen Holzbau- und Zimmermeister vom 16. bis 19. Jänner, organisierte proHolz Tirol im Congress Centrum Alpbach einen Vortragsabend zum Thema „Holzbau-Spektren: Vom Pavillon bis zum Sechsgeschosser.“
Über 250 Zuhörer füllten den Saal am 17. Jänner und lauschten nach einführenden Worten der proHolz Vertreter, Karl Schafferer und Rüdiger Lex, interessiert den Ausführungen des Holzbauerfahrenen Architekten Franz Josef Maul vom Welser Architekturbüro Luger & Maul. Das breit gefächerte Spektrum des seit 25 Jahren tätigen Architektenduos reicht nach eigenen Angaben „vom Sessel bis zum Bahnhof“ und kann besonders im Bereich des modernen Holzbaues auf zahlreiche preisgekrönte Meisterwerke verweisen. Besonders engagiert sind Luger und Maul bei der Planung von Badehäusern an den zahlreichen oberösterreichischen Seen, aber auch Kirchen und bis zu sechsgeschossige Wohnbauten in Holzbauweise weist ihr Spektrum auf. Der von Holz beseelte Vortragsabend hatte noch einen langen Nachklang bei einer zünftigen Brotzeit im neuen Foyer des Congress Centrum Alpbach.

Architekturbüro baut auf und mit Holz
Das 1989 in Wels gegründete Architekturbüro Luger & Maul kann auf zahlreiche Preise und Auszeichnungen zurückblicken, wie beispielsweise dem "Häuser des Jahres" Award, den es 2015 für das Projekt "Kramer Stadl" erhielt.
Der proHolz Tirol Vorstandsvorsitzende Karl Schafferer zitierte in seinen einleitenden Worten Maximilian Luger, der die Philosophie des Architekturbüros wie folgt umschreibt: „Nicht das vordergründig Spektakuläre, nicht das kurzzeitig Modische, nicht das oberflächliche Moderne, es ist das Dauerhafte, Ehrliche, was mich interessiert.“
Der Architekt Franz Josef Maul, der auch gelernter Tischlermeister ist, gab daraufhin in rund eineinhalb Stunden einen Einblick in die Kunst des Holzbaus. Rund zwanzig bis dreißig Prozent der Arbeiten versucht das Büro mit Holz oder zumindest in Teilbereichen in der Holzbauweise zu realisieren. Dass das Arbeiten mit Holz den beiden Archtikten Luger und Maul im Blut liegt, wird spätestens deutlich, wenn man einen Blick auf ihr Büro wirft. Das im Westen von Wels situierte Büro entstand in seiner heutigen Form aus einer von den beiden Architekten geplanten Aufstockung eines alten Arbeiterwohnhauses. Der ursprünglich geplante Wohnbau im dritten Stock wurde schlußendlich zum Architekturbüro der Planer selbst. Das Element Holz zieht sich dabei wie ein roter Faden durch das gesamte Konzept und findet sich an Säulen, in Erschließungsgängen, in Stiegen an der Stirnseite des Gebäudes und in der Lärchenschalung wieder, wobei konstruktiver Holzschutz hier großgeschrieben wird. Die Einbauten der Inneneinrichtung sind alle mit einer sibirischen Lärche verkleidet.

„Vom Sessel bis zum Bahnhof“
In beeindruckender Weise demonstrierte das Architekturbüro in unzähligen weiteren Projekten, wie Holz in verschiedensten Varianten und Gebäudetypen eingesetzt werden kann. Allen voran standen Badehäuser an den zahlreichen oberösterreichischen Seen. Die Architekten spielten dabei mitunter auch mit der Natur des Holzes.
Ein Beispiel dafür war die 1991 gebaute Badeanlage Häupl am Attersee, dem ersten gemeinsamen Holzbauprojekt von Luger und Maul, welche mit einem schwebenden Holzbaudeck realisiert wurde. Auch das Projekt für die Pfarre St. Franziskus in Wels, gleichzeitig die erste Passivhauskirche Europas, war ein reiner Holzbau. Die schwarze Fassade der entworfenen Kirche wurde mit Photovoltaik-Modulen eingekleidet. Das Holz spielte auch bei diesem Projekt eine tragende Rolle. Nicht jedes Holzbrett sei gleich, es werde aber "damit eigentlich wieder zum Leben", betonte Maul. "Es gibt unterschiedliche Färbungen im Lärchenholz, die mit der Zeit entstehen."

Holz "arbeitet" und zu viele Vorschriften
Man müsse es als Mehrwehrt ansehen, wenn man solche Gebäude in der Holzbauweise realisiert, meinte der Vortragende abschließend. Negative Seiten, die das Material mit sich bringen sieht der Vortragende unter anderem in der besondere Beschaffenheit des Holzes. "Jedes Holz arbeitet, wie wir alle wissen", meinte Maul. Die Schalung der von Luger & Maul entworfenen KIrche St. Franziskus in Wels beispielsweise drehe und winde sich bereits. Nach zehn Jahren des Bestehens müsste man die herausgedrehten Teile ausbessern und auch die Fassade bräuchte einen neuen Anstrich.
Die größte Herausforderung sieht Maul allerdings in den Vorschriften. Es gebe drei Länder in Europa, in welchen sich die Vorschriften nahezu überschlagen würden. Das seien Österreich, Deutschland und die Schweiz. "Vorschriften würgen langsam die Kreativität ab", meinte Maul abschließend.

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