"Demenzpflege ist Gefühlspflege"

Die Teilnehmer des Ausbildungskurses zum diplomierten Demenzbegleiter erhielten letzten Freitag ihre Zertifikate | Foto: KK
  • Die Teilnehmer des Ausbildungskurses zum diplomierten Demenzbegleiter erhielten letzten Freitag ihre Zertifikate
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KÄRNTEN (stp). Etwa 10.000 Menschen in Kärnten sind an Demenz erkrankt. Die Dunkelziffer ist jedoch deutlich höher. Denn viele Krankheitsfälle sind (noch) nicht diagnostiziert. "Der Mensch wird immer älter. Und die Demenz tritt in höherem Alter immer öfter auf. Deshalb wird es in Zukunft auch immer mehr Demenzbegleiter brauchen", ist sich Eva Sachs-Ortner sicher.

"Begleiter sind Co-Piloten"

Die Spittaler Demenz-Expertin hat heuer am BFI den österreichweit ersten Ausbildungskurs zum diplomierten Demenzbegleiter geleitet. Eines ist ihr dabei besonders wichtig: Die Demenzbegleitung gleiche keiner klassischen Pflege. "Es ist eine psychosoziale Betreuung. Ein Demenzbegleiter soll als Co-Pilot agieren und im Alltag unterstützen und den Betroffenen keine Aufgaben zur Gänze abnehmen", weiß Sachs-Ortner.

Zehn Teilnehmer aus ganz Kärnten haben letzte Woche den Kurs erfolgreich abgeschlossen und können die Ausbildung in ihrem aktuellen Beruf einfließen lassen oder sich selbstständig machen. In einer Mischung aus Theorie und Praxis haben die Teilnehmer alles über den Umgang mit dementen Menschen erlernt.
Sogar eigene Projekte haben sich durch den Kurs bereits entwickelt, erzählt die Leiterin: "Im nächsten Jahr soll ein eigener Verein gegründet werden. Zudem wurde der erste österreichische Chor für Menschen mit Demenz sowie deren Angehörige und Pfleger gegründet."

Demenz heißt Gefühlspflege

Besonders in Krankenhäusern, aber auch in allen anderen Pflegebereichen, werde die Demenzbegleitung in den nächsten Jahren ein wichtiger Teil der Pflege werden. "Wer rastet, der rostet", weiß die Expertin. "Nicht nur körperlich, sondern auch geistig. An Demenz erkrankte Menschen vergessen zwar Dinge, das emotionale Gedächtnis ist aber umso stärker. Deshalb ist Demenzpflege auch Gefühlspflege."

Erste Anzeichen für eine Demenz können schon kleine, banale Verhaltensänderungen im Alltag sein: Neue Informationen können nicht verarbeitet werden, Termine werden vergessen, die betroffenen Personen fragen häufig nach, können komplexere Aufgaben nicht mehr lösen oder ziehen sich langsam aus der Gesellschaft zurück. "Die Erkrankten merken meist selbst, dass etwas nicht stimmt – das macht ihnen natürlich Angst", so Sachs-Ortner.

Kompetenzen fördern

Deshalb sei es besonders wichtig, die Symptome frühzeitig fachärztlich abklären zu lassen, um bei einer Bestätigung der Krankheit weitere Schritte einleiten zu können. Wichtig sei aber, dass die erkrankten Personen weiterhin ihr normales Leben führen können.

"Man muss diskret unterstützen und darf sich nicht allein auf die Defizite konzentrieren, sondern ihre Kompetenzen fördern", betont Eva Sachs-Ortner und weiter: "Man neigt dazu, den erkrankten Menschen alle Aufgaben abzunehmen. Das vermittelt aber ein Gefühl der Nutzlosigkeit und wirkt sich negativ auf das Selbstwertgefühl aus." Der nächste Kurs startet im April 2018.

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