Superstrahl gegen den Krebs
Wiener Neustadt. MedAustron - die Vision wird jetzt Wirklichkeit. Ärzte und Patienten warten nur noch auf den Startschuss. Ein Bericht von Peter Zezula und Bianca Werfring.
Willkommen an Bord des Krebsforschungs- und -behandlungszentrums MedAustron. Der Countdown läuft. In wenigen Tagen wird hier medizinische Geschichte - nein: medizinische Zukunft - geschrieben. Wie weltweit nur in fünf weiteren Kliniken wird hier ein Ionenstrahl auf zwei Drittel Lichtgeschwindigkeit beschleunigt, gebündelt und auf den Tumor geschossen. Die vielleicht letzte Chance für Patienten, die mit herkömmlichen Methoden nicht zu therapieren sind. Klingt einfach, hat aber Jahre der medizinischen Forschung und Ringen um Genehmigungen bedurft. 200 Millionen haben das Land (120 Mio.), die Stadt Wiener Neustadt und der Bund in das prestigeträchtige Unternehmen investiert.
Und die Crew des 30.000 Quadratmeter großen "Raumschiffes zur großen Hoffnung", bestehend aus Spitzenforschern- und ärzten ist startbereit. 10, 9, 8, ... - die Anspannung ist fühlbar. Vielleicht sogar auch beim Kaufmännischen Geschäftsführer Alfred Zens, der die Bezirksblätter exklusiv noch vor dem ersten Patienten in den Behandlungsraum 3 führt. Dort liegt er dann, der Kranke, fixiert und sicher weit nervöser als alle 150 MedAustronauten zusammen. Vogelgezwitscher, Meeresrauschen oder ein buntes Farbenspiel sollen ihm während der maximal 15-minütigen Bestrahlung Ruhe vermitteln. Der Präzisionsstrahl muss punktgenau treffen.
Krankenkasse in der Pflicht
"2019/2020 werden wir den Vollbetrieb erreichen", so Zens. Derweil wird eben nur im Raum 3 behandelt. Erst mit den beiden anderen Behandlungsräumen schöpft man die ganze Technik (auch vertikale Bestrahlung) aus und erhöht das Patientenaufkommen auf bis zu 1.000 pro Jahr.
Bleibt die Frage der Bezahlung. Zens wischt Bedenken, dass die Krankenkasse nicht mitspielt, vom Tisch: "Wie schon jetzt MR oder CRT muss man die Behandlung bei MedAustron bewilligen lassen. Doch laut Gesetz steht jedem Kranken, der diese Art der Behandlung braucht, diese auch zu." Wer sie braucht, entscheidet ein sogenanntes "Tumorboard" mit Medizinern und dem ärztlichen Direktor.
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