Alessandro De Marchi: "Ich bin total begeistert"

Maestro Alessandro De Marchi probt derzeit intensiv für die freitägliche Didone-Premiere.
  • Maestro Alessandro De Marchi probt derzeit intensiv für die freitägliche Didone-Premiere.
  • hochgeladen von Sieghard Krabichler

Wenn Sie am 10. August am Landestheater den Taktstock zur Oper „Didone abbandonata“ von Mercadante heben, was erwartet die Besucher?
Alessandro De Marchi: „Eine fantastische Oper mit perfekter Besetzung und einer wunderbaren Regie. Und ein musikalischer Schatz, den ich nie so wertvoll und schön erwartet habe. Ich bin total begeistert.“

Wie gestaltete sich die Arbeit mit Regisseur Jürgen Flimm, der ja zum ersten Mal in Innsbruck gastiert?
„Jürgen Flimm ist ein großer Künstler und er hat einen großen Namen. Die Zusammenarbeit ist prima. Nach Innsbruck ist er gekommen, weil wir bereits an der Berliner Staatsoper miteinander gearbeitet haben und es war unser beider Wunsch, eine gemeinsame Produktion hier bei den Festwochen zu machen.“

Es ist 25 Jahre her, dass Sie in Innsbruck 1993 im Monteverdi-Jahr bei der Oper „Il ritorno d’Ulisse in patria“ unter dem Dirigat von René Jacobs am Cembalo saßen. Träumten Sie damals schon davon, hier Intendant zu werden?
„Nein, so etwas kann man nicht träumen, auch weil es damals gar nicht absehbar war, wann René Jacobs gehen würde. Aber meine Karriere hat sich entwickelt und ich habe mich dann beworben. Jacobs hat mich in Interviews überraschenderweise als Intendant ins Spiel gebracht. Schlussendlich habe ich mich unter drei Bewerbern durchgesetzt.“

Sie haben in den vergangenen acht Jahren stürmische Zeiten in Innsbruck erlebt: Rausschmiss der Geschäftsführerin, Debatte um die Eingliederung der Festwochen in die Theatergesellschaft: Sind die Festwochen nun in ruhigen Gewässern?
„Ja, absolut. Wir sind mit der jetzigen Situation total zufrieden. Das waren alte Geschichten, die auch noch dazu künstlich aufgebauscht wurden. Das ist Schnee von gestern.“

Ihr Vertrag geht noch bis 2021, wollen Sie danach in Innsbruck bleiben?
„Es ist jetzt noch ein bisschen zu früh, um konkret darüber zu sprechen. Jetzt stecken wir erstmal mitten in den diesjährigen Festwochen. Ich werde bald den neuen Innsbrucker Bürgermeister treffen und freue mich auf das Kennenlernen.“

Vorwürfe rund um sexuellen Missbrauch in der Klassik oder das Ausnutzen von Künstlerinnen, wie gerade in Erl diskutiert: Wie groß ist der Schaden für die Theaterbranche?
„Ich finde die ‚#MeToo-Bewegung‘ wichtig und es ist sehr mutig, dass die betroffenen Frauen an die Öffentlichkeit gehen. Die Auswirkung für die Theaterbranche kann ich schwer einschätzen. An den Häusern, wo ich arbeite, habe ich noch nicht von solchen schwerwiegenden Vorwürfen gehört.“

Alessandro De Marchi ist privat ein eher unbeschriebenes Blatt: Was machen Sie, wenn Sie nicht gerade am Dirigentenpult stehen?
(lacht). „Gibt es diese Zeit? Nein, das stimmt so natürlich nicht. Ich gehe mit meiner Frau gerne in die Berge oder entspanne in einer Therme. Und die schönste Zeit, aber auch die intensivste im Jahr, ist die Festwochenzeit in Innsbruck. Tirol ist wie ein Paradies für uns.“

Aber Sie sind ja viel unterwegs, neben Innsbruck auch noch in Venedig, Dresden oder Turin. Bleibt Zeit für die Familie?
„Wenig, aber ich versuche natürlich, so viel Zeit wie möglich mit der Familie zu verbringen. Und da ich in der Nähe von Stuttgart in einem Dorf im Grünen lebe, brauche ich gar nicht so viel wegzufahren.“

Wie sind Sie zur Musik gekommen? Hatten Sie immer schon ein Faible für die Klassik?
„Meine Oma hat mir ein kleines Keyboard geschenkt und ich konnte in drei Monaten, ohne die Noten zu kennen, darauf spielen. Da wurde mein Talent erkannt und trotz der anfänglichen Skepsis meiner Eltern bekam ich drei Jahre lang privaten Klavierunterricht. Danach studierte ich Orgel und in diesem Fach sind die Studienzweige sehr unterschiedlich. Auch dadurch wurde meine Liebe zur Alten Musik geweckt.“

Sie sind, wenn man Ihren Terminkalender ansieht, ja nicht nur in der Barockmusik tätig. Wie schaffen Sie das Umschalten auf Rossini, Haydn oder Mendelssohn?
„Das ist für mich kein Problem, denn in erster Linie bin ich ja beruflich Dirigent. Und im großen musikalischen Bogen von der Barockmusik über den Belcanto bis Verdi fühle ich mich zu Hause. Wagner oder Bruckner sind für einen Italiener wie mich aber eher nicht sein angestammtes Repertoire, darum gab es bisher noch keine Gelegenheit, diese Musik zu dirigieren.“

Geht es nach den Festwochen auf Urlaub?
„Ja, ich werde zwei Wochen Urlaub machen, danach habe ich Konzerte in Mailand und Turin und werde Donizettis Oper ‚Enrico di Borgogna‘ in Bergamo dirigieren.“

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