Interview mit Stefanie Heinzmann
"Bedingungslose Liebe für uns selbst entdecken"

Im Gespräch mit den BEZIRKSBLÄTTER spricht Stefanie Heinzmann über ihre Sinnkrise und den Weg zurück in die Musik. | Foto: Benedikt Schnermann Visuals
3Bilder
  • Im Gespräch mit den BEZIRKSBLÄTTER spricht Stefanie Heinzmann über ihre Sinnkrise und den Weg zurück in die Musik.
  • Foto: Benedikt Schnermann Visuals
  • hochgeladen von Daniel Schwarz

LADIS (das). Die junge Sängerin Stefanie Heinzmann ist derzeit vielen ein Begriff. Dabei startet die stimmgewaltige Schweizerin nach einer kurzen Besinnungsphase gerade neu durch. Im Gespräch mit den BEZIRKSBLÄTTER spricht sie über ihre Sinnkrise, ihre Auszeit und der Weg zurück in die Musik.

Die 30-jährige erscheint kurz vor ihrem "Sundowner" Konzert in Ladis im gemütlichen Alltagslook und einem breiten Lächeln zum Interview. Dabei spricht sie wie schön sie ihr Hotel in Ladis finden würde und wie schön die Region hier ist. Sie verkörpert perfekt das Bild des "netten Mädchens von nebenan" bzw. ihre Botschaft "Komm wie du bist, du bist gut so" und genau das schätzen und lieben die Fans an ihr. Auch bezüglich ihrer Gefühlswelt zeigte sich die wirklich sympathische Sängerin unglaublich offen und spricht bereitwillig über intime Details aus ihrem Leben. Seit diesem Jahr dürfen sich die Fans der symphathischen Walliserin außerdem über ein neues Studioalbum ihrer Heldin freuen. Auf "All We Need Is Love" verneigt sich Stefanie Heinzmann vor der größten Kraft des Lebens, der Liebe. Nach anfänglichen Unsicherheiten über sich selbst, habe sie viel hinterfragt und dabei gelernt, dass jeder seinen eigenen Weg gehen muss. Dieser Erkenntnis ist auch ein längerer Selbstfindungsprozess vorhergegangen, aus dem die Sängerin stärker herausgekommen ist als zuvor, wie sie sagt.

BEZIRKSBLÄTTER: Wie gefällt dir Tirol bzw. die Region hier? 
Stefanie Heinzmann: Als ich heute angekommen bin, habe ich schnell festgestellt es ist hier sehr ähnlich wie in meiner Heimat im Wallis. Ich fühle mich hier sehr wohl.

Kannst du bezüglich der Mentalität auch Ähnlichkeiten zwischen Tirol und dem Wallis feststellen?
(Lacht) Defintiv, sobald ich hier bin fällt es mir zusehends schwieriger Hochdeutsch zu sprechen und dabei nicht sofort in meinen Walliser Dialekt zurückzufallen. Da habe ich immer Kummer, dass es mit der Verständigung gleich um einiges schwieriger wird.

Also in unserer Region verstehen wir Schweizerdeutsch recht gut, wie schaut es umgekehrt bei dir mit Tirolerisch aus?
Also ich habe überhaupt keine Probleme euch hier zu verstehen, es klingt für mich alles sehr vertraut.

Sehr auffällig an dir ist dein akzentfreies Hochdeutsch wie kommt das?
Dadurch, dass ich nun schon seit 11 Jahren Musik mache und hauptsächlich mit Menschen aus Deutschland zusammenarbeite, hat sich das einfach so entwickelt. Auch in Hinblick auf meine Musik wollte ich ein schönes Deutsch sprechen können und habe mir hierbei sehr viel Mühe gegeben. Mittlerweile muss ich darüber nicht mehr viel nachdenken, es fühlt sich "fast" wie meine Muttersprache an. Wir können aber gerne in Schweizerdeutsch weitermachen (lacht).

(Ab diesem Zeitpunkt spricht Stefanie ausschließlich Schweizerdeutsch)

Welche Erwartungen hast du in das heutige Konzert, da die Zielgruppe mit Familien und Kinder doch vielleicht eher untypisch für dich ist?
Ich bin grundsätzlich sehr offen für alle Zielgruppen, gerade auch in Hinblick auf Festivals die immer sehr unterschiedlich sind mit sehr durchmischtem Publikum. Ich finde das einfach "Mega schön" und ich denke meine Musik ist für alle Altersgruppen schön bzw. anhörbar (lacht).

Du bist vor kurzem in eine Art "Schaffungskrise" gefallen und hast dabei eine kurze Pause eingelegt, dabei auch viel hinterfragt was dich und deine Umwelt betrifft. Wie war für dich der Weg zurück?
Ich hatte, auch trotz meiner Besinnungskrise, ein funktionierendes Team in der Hinterhand, welches natürlich im Hintergrund immer weiter "geschaffen" hat. Es war für mich aber nie die Option aufzuhören, obwohl ich mit dem Gedanken gespielt hatte. Dies ist aber mehr aus der Überforderung heraus gekommen, dass ich das Gefühl hatte ist das überhaupt alles etwas für mich. Aber grundsätzlich habe ich gewusst, dass ich Singen liebe, das ist alles was ich machen möchte und mein Herz erfüllt.

Wie war diese Zeit für dich?
Während dieser Auszeit habe ich wirklich keinen einzigen Ton gesungen, habe nur ganz wenig Musik gehört und habe dabei einfach die Stille genossen. Ich habe mir natürlich auch sehr viele Gedanken über die Zukunft gemacht und war in dieser Zeit viel in den Bergen unterwegs.

Was war dabei dein Schlüsselerlebnis wieder mit der Musik weiterzumachen?
Ich bin irgendwann wieder spontan zu einer Bandprobe gegangen und dann ist es mir wie Schuppen vor die Augen gefallen, es war wirklich so: Ist das schön, ich habe es vermisst! Dieses Gefühl war einfach so wichtig, dies wieder so zu spüren und dass es sich richtig angefühlt hat.

Deine neues Album "All you need is love" bietet tiefe Einblicke in dein Gefühlsleben. Gerade in dem Lied "Mother's Heart" singst du zum Beispiel darüber, dass du deine Sommersprossen überschminkst, da du dich nicht als schön genug erachtest hast. Spiegeln die Songs tatsächliche Erfahrungen aus deinem Leben wieder?
Total, gerade in diesem Song steckt sehr viel Wahrheit über die verschiedenen Phasen in meinem Leben. Ich habe mir dabei vorgestellt, wie das für meine Mutter sein muss wenn wir uns als Kinder selber so klein machen und uns diese Unsicherheiten plagen. Mich hat die Vorstellung einfach milde gestimmt, dass ich für meine Eltern einfach gut bin, so wie ich bin. Dafür muss ich weder schön, noch perfekt sein oder etwas dafür leisten, diese bedingungslose Liebe musst du aber erst für dich selbst entdecken.

Du hast dich ja mit diesem Thema der Unsicherheit sehr stark auseinander gesetzt und diesbezüglich sogar mehrere Therapien absolviert. Wie kam es dazu?
Ich bin jemand, der sich gerne und oft Hilfe sucht. Da ich ja schon mit 16 Jahren einen Bandscheibenvorfall gehabt habe, war ich von dort an ständig in Therapien. Von mental bis körperlich habe ich sehr viel gemacht und frage diesbezüglich auch viel nach, das sehe ich als Ganzheitlich an. Ich bin in diesen Bereichen einfach sehr neugierig, dabei geht es aber nicht unbedingt darum, dass ich akut Hilfe brauche, sondern einfach wie gesagt aus Neugier und Wissensdurst. Von Lifecoaching, Akkupunktur, Energiearbeit und klassische Psychotherapien habe ich schon ziemlich alles ausprobiert. Ich beschäftige mich sehr viel mit mir selber, ich beobachte mich selber. Dadurch frage ich mich auch selbst, warum reagiere ich auf gewisse Situationen immer gleich, warum falle ich in die gleichen Muster zurück. Darüber spreche ich sehr gerne mit anderen Menschen.

Was würdest in diesem Bezug Familien aber insbesondere Kindern als Rat mit auf den Weg geben?
Jedes Kind macht seine eigene Erfahrungen. Ich denke gerade an mich zurück, als man mir als Kind Tipps gegeben hat, da habe ich es auch nicht geglaubt, bis ich es selbst ausprobiert habe. Kinder sollen einfach ihr Ding machen und Eltern sollen ihnen dabei mit ihrer Liebe und ihrem Vertrauen zur Seite stehen, das ist eigentlich das Wichtigste.

Das Interview mit Stefanie Heinzmann führte Daniel Schwarz

Der Bericht zum Konzert mit Video unter: Stefanie Heinzmann eroberte Ladis

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.