„Rosa und blau – und nichts dazwischen“
Berührende Lesung in der Stadtbibliothek Landeck am 21. Oktober

Am 21. Oktober fand in der Stadtbibliothek Landeck die emotionale Lesung des Buches von Ricardo Föger statt.  | Foto: Elisabeth Zangerl
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  • Am 21. Oktober fand in der Stadtbibliothek Landeck die emotionale Lesung des Buches von Ricardo Föger statt.
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„Der Mann, der einmal ein Mädchen war. Meine zwei Leben im Dorf“, lautet der Titel des Buches von Ricardo Föger, der darin in berührender Weise über sein „anders sein“ und diese Sehnsucht, die ihn schon sein ganzes Leben lang begleitet, erzählt.

LANDECK. (lisi). Ricardo bedeutet „der Starke“: „Das wusste ich aber zu dem Zeitpunkt, als ich mich für diesen Namen entschieden habe, noch nicht“, erzählt Ricardo Föger am Ende einer sehr emotionalen Lesung, die gut besucht war und erstmals, sozusagen als Premiere, musikalisch von seiner ehemaligen Schulkollegin Jenny Caumont umrahmt wurde. Und, dass Ricardo seinen Namen sehr gut ausgesucht hat, davon waren alle Besucher der Lesung überzeugt. Aber, von Anfang an: Die Lesung fand im Rahmen des Literaturfestivals „Österreich liest“ am 21. Oktober in der Stadtbibliothek Landeck statt. Die Begrüßung nahm die Leiterin, Tina Köll-Zimmermann vor, die gleich eingangs erwähnte, dass sie einst mit einem Mädchen namens Anja Tennis gespielt hat. Nach längerer Zeit hat sie Anja als Ricardo wieder getroffen. Nun, nachdem Ricardo Föger einen langen Leidensweg hinter sich hat, hat er sich dazu entschieden, seine Geschichte in Buchform zu bringen. Mit dem klaren Ziel, anderen Menschen Mut zu machen, ihren Weg zu gehen. Mut zusprechen möchte er aber nicht nur Menschen, die wie er selbst mit einem Geschlecht geboren wurden, mit dem sie sich nie identifizieren konnten, sondern: „Eigentlich findet sich Jedermann und Jederfrau in diesem Buch in irgendeiner Passage wieder“, ist er überzeugt.

Aus Anja wird Ricardo

„Schon mein ganzes Leben weiß ich, dass ich einmal ein Mann sein werde“, sagt der Silzer, dessen Buch mit dem Satz beginnt: „Rosa und blau und nichts dazwischen“ und weiter: „Das Problem hat sich schon früh abgezeichnet.“ Im Buch schildert er eindrucksvoll, wann in ihm erstmals dieser Wunsch, als Mann zu leben, aufgekommen ist – das war bereits im Kindergarten. Sein Leben in Buchform zu bringen, war jedoch nicht ganz einfach: „Das hat eine Weile gedauert, bis ich dazu bereit war“, gesteht er. In der Kindheit war für Ricardo Föger klar, dass er sich anpassen musste und eine Maske aufsetzen, die sein wahres ICH verbirgt. „Anerkennung und Liebe waren mit damals wichtiger als meine Träume“, schreibt er in seinem Buch. Auch Trauriges kommt zur Sprache, etwa dass in ihm im Volksschulalter erstmals das Gefühl aufgekommen ist, nicht mehr Leben zu wollen. „Die Hauptschulzeit war der pure Horror für mich“, hieß es weiter bei der Lesung. Zum „Rebellen“ wurde er Ende der 1990er-Jahre nach einem weiteren einschneidenden Erlebnis. Die Situation wurde für ihn immer schwerer und erdrückender. Der einschneidendste Moment im Leben von Ricardo war im Alter von 24 Jahren, wo ihn die Mutter vor einem Selbstmordversuch rettete.

Glücklich und angekommen

In diesem Moment fasste Ricardo Föger den Entschluss, über sein Schicksal zu reden und sich einer Geschlechtsumwandlung zu unterziehen. Die Aufbringung von 80.000 Euro und mehrere Operationen waren hierfür notwendig. Mittlerweile ist Ricardo Föger mit Miriam verheiratet – das Paar baut aktuell in Haiming, der Heimatgemeinde von Ricardo, ein Eigenheim. „Wir haben überlegt, wie wir Miriams Tochter von meinem Schicksal erzählen, aber es ist beeindruckend, wie Kinder damit umgehen“, erzählt Ricardo, der sich noch genau an die Antwort der Zehnjährigen erinnert, die zu ihm sagte: „Mir ist das relativ egal, ich mag dich, wie du bist.“ Erschienen ist das Buch im August 2021, geschrieben wurde es von einer Ghostwriterin. Erhältlich ist es online, über den Buchhandel oder direkt bei Ricardo Föger (www.ricardo-foeger.com). Bei Interesse und auf Nachfrage hält Ricardo Föger auch Lesungen, gern auch an Schulen.

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