Auf den Spuren der Regionalgeschichte
Die LehrerInnen der NMS Serfaus-Fiss-Ladis im Pfarrmuseum Serfaus

Bild: v.r.n.l. Die LehrerInnen der NMS Serfaus-Fiss-Ladis mit der neuen Direktorin Diana Heiß (2.v.r.), Museumleiterin Sylvia Mader (3.v.r.) und Pfarrer Willi Pfurtscheller (5.v.r.). | Foto: NMS Serfaus-Fiss-Ladis
  • Bild: v.r.n.l. Die LehrerInnen der NMS Serfaus-Fiss-Ladis mit der neuen Direktorin Diana Heiß (2.v.r.), Museumleiterin Sylvia Mader (3.v.r.) und Pfarrer Willi Pfurtscheller (5.v.r.).
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  • hochgeladen von Daniel Schwarz

SERFAUS. Pädagogik ist eine Disziplin, in der es stets heißt, „am Ball zu bleiben“. Dazu gehört auch die Kenntnis der Regionalgeschichte. Gerade in den letzten Jahren hat sie wieder an Bedeutung gewonnen. Pfarrgeschichte ist gewissermaßen auch Alltagsgeschichte, denn die Pfarren nahmen in der Vergangenheit neben der Seelsorge zahlreiche Aufgaben wahr, die heute auf Apotheke, Bank u.a. Einrichtungen aufgeteilt sind.

Am 23. November 2018 besuchten die LehrerInnen der NMS mit ihrer Schulleiterin Dipl.-Päd. Diana Heiß BEd das religiöse Zentrum des Sonnenplateaus. Die Pfarre Serfaus umfasste im Mittelalter auch Fiss, Ladis, das linke Innufer und sogar See im Paznaun. Serfaus gehört zu den besonders frühen Pfarrgründungen (1300) in der damals noch jungen Grafschaft Tirol und war neben der Mutterpfarre Prutz die einzige im Oberen Gericht.
Am Beginn der Führung stand die Besichtigung der alten Pfarrkirche (errichtet vor 1300, Umbau 1350) und späteren Wallfahrtskirche mit der „Serfauser Muttergottes“, einem bemerkenswerten Kunstwerk im romanisch-byzantinischen Stil. Laut dendrochronologischem Gutachten wurde die Linde, aus deren Holz die Madonna mit dem Jesuskind geschnitzt ist, zwischen 890 und 1170 gefällt. Das auf der Rückseite der Marienstatue eingekerbte Datum „427“ (1427) verweist vermutlich auf ihr Eintreffen in Serfaus und den damit verbundenen Beginn der Wallfahrt.

Im Museum erregte vor allem die als „Sarg für den Transport der Toten aus See“ bekannte Truhe die Aufmerksamkeit der Pädagogen. Tatsächlich dürfte es sich bei dem spitzgiebeligen, hölzernen Exponat mit dem Wappen der Wehinger (weißer Zackenbalken auf blauem Grund) um eine Kirchpropst-Truhe handeln. Der Besitzer von Sigmundsried, Hans Franz von Wehingen (gest. 1578), war Kirchpropst in Serfaus, also für die Finanzen der Pfarre mitverantwortlich. Wiederverwendbare Särge kamen erst 1785 unter Kaiser Joseph II. auf. Damals verfügte die Kuratie See längst über einen eigenen Friedhof; zudem wäre ein Sarg mit 139 cm Länge auch für kleine Leute zu kurz. Die in den Tiroler Tälern bis heute kolportierte Geschichte vom Leichentransport über die Berge zum Friedhof der Mutterpfarre verdankt ihre Popularität Ernst Hemmingway. Der amerikanische Autor war einer der frühen Alpin-Touristen. Als begeisterter Schifahrer kannte er die Silvretta-Gruppe vom Tourengehen. 1925 schrieb er „Ein Gebirgsidyll“, das sich auf Galtür bezieht. Die makabre Erzählung handelt von einem Bergbauern, der seine tote Frau über Monate im Schuppen aufbewahrte, weil die Schneelage es nicht erlaubte, die Leiche ins Dorf zu bringen.

Nach dieser ernüchternden Neuinterpretation des „Sarges“ auf Basis jüngster Forschungen von Dr. Sylvia Mader (Kuratorin des Pfarrmuseums) endete der Erstkontakt zwischen Museum und Schule in der spätgotischen Stube des Widums. Pfarrer Mag. Willi Pfurtscheller lud zum Tee ein.

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