"Ein Neuland im Land"

Foto: Klösterle Stuben Tourismus

BEZIRKSBLÄTTER: Wer steckt als Antriebsfeder hinter den Passionsspielen?
Werner Berjak:
„Seit fast 20 Jahren leite ich nunmehr die Theatergruppe Wald-Dalaas im Klostertal. Es war einer meiner Spieler, Herbert Margreitter, der mit dieser Idee an mich herangetreten ist.

Herbert hat mich drei Jahre immer wieder auf‘s neue bearbeitet. Ich sah keine Chance. Irgendwann hat es mich aber gereizt, ich sagte ihm zu.“

Was waren die ersten Schritte?
„Wir haben unsere Idee den Gemeinden im Klostertal präsentiert. Es sollte eine Talschaftssache werden. Seitens der Gemeinden gab es eine positive Resonanz. Bald darauf haben wir ein Organisations-Komitee gegründet.

Bald sind wir an einem Punkt angelangt, wo wir uns entscheiden mussten: Arbeiten wir weiter oder lassen wir es bleiben?“

Gab es besondere Anliegen in der Realisierung?
„Unser Grundsatz war es Text sowie Inszenierung von anderen Festspielen nicht zu kopieren. Wir wollen eigenständige Passionsspiele!“

Welche waren die ersten Hürden, die sich auftaten?
„Die Suche nach einer geeigneten Spielstätte. Wir sind durch‘s ganze Klostertal gepilgert bis wir die Kulturhalle mit dem danebenliegenden Sportplatz in Klösterle fanden. Wir wussten sofort: Das ist unser Platz, da können wir unsere Idee realisieren.

Abgesehen davon kamen wir auch bei der Finanzierung richtig ins Schwitzen.“

Gab es Missgönner?
„Natürlich waren da Stimmen, die sagten: Das klappt nie! Wenn unser Vorhaben damals gescheitert wäre, hätte man genau denen in die Hände gespielt. Wir hatten schon zu kämpfen.“

War es schwer Leute als Spieler zu animieren?
„Die Leute waren sehr offen. Es bedurfte manchmal aber auch viel Überzeugungsarbeit. Für die Passionsspiele hätten wir Profispieler engagieren können, aber leben kann man Passionsspiele nur mit Laiendarstellern. Laien lassen sich besser formen. Ein Laie spielt mit viel Herz!“

Wie gestaltete sich die Suche nach den Hauptdarstellern?
„Die zwei Jesus-Darsteller zu finden war sehr schwer. Als Jesus-Darsteller muss ich zu meiner Rolle stehen. Ich brauche keine Kirchengänger!

Ich will mit meinem Drehbuch niemanden missionieren. Zu den Aufführungen kommen schließlich auch Leute, die mit der Kirche nichts zu tun haben.“

Wie verliefen die ersten Passionsspiele im Jahr 2003?
„Die Passionsspiele waren damals Neuland im Land. Die Menschen kamen in Strömen. Abgesehen davon profitieren wir vom Jahrhundertsommer. Wir hatten nie schlechtes Wetter bei den Aufführungen.“

Wie gestaltete sich die szenische Umsetzung? Was macht die Passionsspiele Klösterle so besonders?
„Das Bewerkstelligen der Auf- und Abgänge ist schwer. Die Spieler legen teilweise weite Wege zurück. In zweieinhalb Stunden muss aber alles gesagt sein, sonst wäre es eine Zumutung für den Zuschauer.

Daher baute ich ein Spiel im Spiel ein. Eine Kindergruppe führt dabei von Szene zu Szene, die Kinder sprechen über das Stück. Das ist einzigartig in ganz Europa!“

Wie sind Sie mit der bisherigen Spielsaison zufrieden?
„Heuer verzeichnen wir einen Besucherrückgang. Wir spielen keine Hausversion, dadaurch hat der Besucher keine Garantie, ob eine Aufführung wirklich stattfindet.

Vor 14 Tagen mussten wir zum ersten Mal in der Geschichte unserer Passionsspiele eine Aufführung absagen. Seit 2003 haben wir 38 Mal gespielt. Beim 39. Mal klappte es nicht mehr. Aber egal, ob wir 5.000 oder 10.000 Besucher zählen, jeder Besucher ist gleich viel Wert!“

Haben Sie schon daran gedacht Ihren Job an den Nagel zu hängen?
„Ich werde älter. Es gibt kein Zurück, nicht mal ein Halten, nur ein Vorausschauen. Die Passionsspiele Klösterle darf man nicht an einem Namen aufhängen. Jeder ist ersetzbar. Ich werde den Passionsspielen aber immer mit Rat und Tat zur Seite stehen.“

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