Leserbrief

"Man ist gegen die Kirche, gegen ein klassisches Dorfleben und gegen den Konservatismus"

BEZIRK LANDECK. Leserbrief von Richard Wechner, bezugnehmend auf den Beitrag "Jesajah im MIXTAPE LÅNDEGG".

Leserpost

"Als stolzer Einwohner unserer schönen Gemeinde Pfunds musste ich mit großem Empören den von Ihnen veröffentlichten „Musiktipp der Woche“ lesen. In diesem gibt die vorgestellte Band „Jesajah“ nicht nur provokante Aussagen von sich, sondern erzählt auch gezielt die Unwahrheit, wenn es um unser Heimatdorf Pfunds geht. Ich möchte daher im Folgenden gerne auf ein paar der getroffenen Äußerungen eingehen.
Als erstes anzuführen ist die Behauptung, dass es in Pfunds schon seit Jahrzehnten eine Untergrund- Szene für Musikgruppen der harten Schiene gebe. Mir als aktiven Beobachter der heimischen Kulturlandschaft ist keine Pfundser Untergrund Gruppe bekannt, welche in den letzten Jahrzehnten einen nennenswerten Auftritt hatte. Man konnte zumindest keinem öffentlichen Medium einen solchen Auftritt entnehmen. Vermutlich scheint man hier Untergrund mit Hinterzimmer zu verwechseln und will den Anschein einer erfolgreichen Szene abseits der Mainstream Musik erschaffen. Nur weil sich fünf junge Erwachsene in einer Garage zum Musizieren treffen, ist das noch lange keine Untergrund Szene, ansonsten würde so ziemlich jeder Ort über eine solche Verfügen.
Ein ebenfalls weit hergeholter Vergleich ist jener, dass in Pfunds das Weltbild jenem aus dem Mittelalter entspreche. Die jungen Herren sollten mit ihrer Überspitzung hier einen Gang zurückfahren, da hierzulande schon seit Zeiten der Aufklärung im 18. Jahrhundert keiner mehr denkt, die Erde sei das Zentrum unseres Planetensystems. Es wird versucht den Eindruck zu erwecken, dass Pfunds ein Hinterwäldler Dorf ist, das irgendwo in der Weltanschauung der 50er Jahre stehengeblieben ist. Ich möchte hier mit vollster Überzeugung dieser Behauptung widersprechen. Es wird mit solchen Aussagen gezielt das Ansehen unseres Dorfes beschmutzt und das hat sich unser schöner kleiner Ort wirklich nicht verdient.
Ebenfalls anzumerken sei, dass die Musikrichtung des Death Metall vermutlich nicht ohne Grund im Volksmund als „Lärm“ bezeichnet wird, weil es nüchtern betrachtet unterm Strich nichts anderes ist. Wenn man in die beiden bisher veröffentlichten Lieder reinhört, erkennt man in erster Linie laute Instrumente gepaart mit Geschrei und Gegröle. Man muss schon über sehr viel Interpretationsvermögen verfügen, um hier Gesellschaftskritik verorten zu können.
Die musikalische Botschaft des Fünfergespanns sei ebenfalls kritisch zu hinterfragen. Mit ihren Songs wollen die Newcomer im „Pfundser Untergrund“ eine gesellschaftliche Veränderung bewirken. Weg vom christlich konservativ geprägten Dorfdenken hin zu – nun ja, wohin zu was? Eine klare Botschaft, was sich nun wie verändern soll schulden uns unsere anonymen Metaller. 
Die Position, die sie beziehen ist jedoch eine ganz klare. Man ist gegen die Kirche, gegen ein klassisches Dorfleben und gegen den Konservatismus. Dass die Kirche ihre Reichtümer zum Großteil auch der Allgemeinheit zur freien Nutzung zur Verfügung stellt bzw. eine der größten Kuratoren im Bereich der Kunst ist, scheinen unsere Wiffzacks bei ihrer Kritik übersehen zu haben. Scheinbar würde man eher daran Gefallen finden die Kirche ihrer Besitztümer zu berauben und diese dann unter der breiten Masse aufzuteilen. Diese Denkweise hat einen äußerst üblen Beigeschmack. Hier wird das demokratische Grundrecht auf Eigentum, und der Respekt vor diesem, mit Füßen getreten.
Kurz gesagt: Die jungen Herren sind gerade in der Pubertät angekommen und möchten gerne, wie dereinst die Hippie Bewegung rebellisch gegen alles sein, was ihre Väter und Großväter geschaffen haben. Dass sie selbst enorm von allen aufgezählten Dingen im Laufe ihres Lebens profitiert haben scheinen sie vergessen oder gar verdrängt zu haben. Künstlerische Freiheit ist nunmal nicht gleichsetzbar mit Narrenfreiheit, das sollte den Bandmitgliedern klar werden, bevor sie erneut mit solchen Aussagen provozieren.
In der Zukunft will man das ganze Tal mithilfe von Death Metal vom eigenen Standpunkt überzeugen – man sei gespannt, wie viele Bewunderer ihrer Künste sich finden lassen werden. In Pfunds werden es meines Gefühls nach wenige sein, die mit dieser Art der Musik etwas anfangen können – fürwahr wir Pfundser dann doch über etwas mehr Geschmack verfügen.

Mit besten Grüßen aus Pfunds
Richard Wechner"

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