Markus Marterbauer: „Die Finanzkrise ist die Ursache für den jetzigen Schlamassel.“

Bgm. Engelbert Stenico (li.), Autor Markus Materbauer und Tyrolia-Filialleiterin Ingeborg Strobl.
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Auf Initiative des ehemaligen Landecker Vizebgm. Manfred Weiskopf hielt der österreichische Autor und Kolumnist der Wiener Stadtzeitung "Falter" Markus Marterbauer am Donnerstag eine Buchpräsentation zu seiner Neuerscheinung „ZAHLEN BITTE! Die Kosten der Krise tragen wir alle“ in der Buchhandlung Tyrolia in Landeck. Marterbauer, der Chef der Abteilung Wirtschaftswissenschaften und Statistik der Arbeiterkammer Wien (AK) ist, will mit seinem Buch in puncto Finanz- und Staatskrise „endlich Fakten liefern, die aufklärend sind“ für den Normalbürger und ohne „Fachvokabular“ logische Zusammenhänge darstellen. „Es sind viele Mythen unterwegs“, so Marterbauer. In einem fesselnden Vortrag sprach der Autor über die Banken- und Finanzkrise, die die Form einer „Staatsschuldenkrise“ angenommen habe. EU-Länder wie Griechenland, Italien, Irland und Portugal seien heute am „Rande des Abgrunds“ und hätten bereits vor der Krise im Jahr 2007 mit ihren Staatsfinanzen gekämpft. Neben „ineffizienten Steuersystemen“ wären ebenso die Staatsschulden gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP), sprich der Wirtschaftsleistung dieser Länder, viel zu hoch gewesen. Neben steigenden Zinsen, einer Bonitätsabstufung der Länder durch Ratingagenturen und einem Fall der Wirtschaftsleistung konnten diese Länder ihre Budgetziele auch nicht wegen der Kürzungen von Sozialausgaben und wegen der Einführung von neuen Steuern erreichen, schilderte der Autor. Diese Maßnahmen führten zu höheren Arbeitslosenraten und zu schmäleren Einkommen, erläuterte der Wiener weiter. Marterbauer sprach zudem über zwei wesentliche „Phänomene“, die für den Anstieg der Staatsschulden seit 2007 in der EU sprechen. Der „markante Anstieg der Staatsschulden und gleichzeitig der markante Anstieg der Arbeitslosigkeit“, führte der Autor aus. Als zentrale Ursache von gestiegenen Staatsschulden und Arbeitslosigkeit nannte Marterbauer die „von Banken ausgelöste Finanzkrise“. Das europäische Bankensystem, das 2008 mit rund 400 Milliarden Euro gerettet wurde, führte zu einem „massiven Ausfall der Steuereinnahmen“, schilderte der Referent. „Die Finanzkrise ist die Ursache für den jetzigen Schlamassel“, so der Autor. Marterbauer glaubt, dass unter anderem der „systematische Abbau von Regeln am Finanzmarkt“ ausschlaggebend war für die globale Finanzkrise. „Im Jahr 2000 hatten wir noch einen völlig regulierten Finanzmarkt“, ist der Volkswirt sicher. Marterbauer empfiehlt daher neben den staatlichen Regulierungen auf den Finanzmärkten über Banken, Wertpapiermärkten und Versicherungen, die bereits 2009 geschaffen wurden, eine stärkere Regulierung von Banken und Hedgefonds. Auch Finanzmärkte und Banken müssen kleiner werden und dürfen nicht „biedere Finanzgeschäfte“ wie die Vergabe von Hypothekarkrediten in Spekulationsgeschäfte umwandeln. Außerdem wären ein Ausbau des Sozialstaates und eine „massive Verstärkung der Besteuerung von Vermögenden“ sinnvoll, glaubt der Autor. Wie und wann Staatsschulden verringert werden können, in Anbetracht auch der erst festgesetzten Staatsschuldenbremse in der Verfassung, und die Frage ob die Politik die Krisenkosten so verteilen kann, dass die Verteilung der Kosten zwischen arm und reich „ökonomisch fair“ ist, standen bei der Buchpräsentation auch im Raum.

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