Allerheiligen - alle heilig

Als er aber die Scharen sah, stieg er den Berg hinan.
Und er setzte sich, und seine jünger traten zu ihm.
Und er öffnete seinen Mund, lehrte sie und sagte:

Selig die aus dem Geiste Armen,
denn ihrer ist das Königtum der Himmel.
Selig die Trauernden,
denn die werden ermutigt werden.
Selig die Sanften,
denn die werden das Land erben.
Selig die nach der Gerechtheit
Hungernden und Dürstenden,
denn die werden satt gemacht.
Selig die sich Erbarmenden,
denn die werden Erbarmen finden.
Selig die im Herzen Reinen,
denn die werden Gott sehen.
Selig die Friedenstifter,
denn die werden Söhne Gottes heißen.
1Selig die um der Gerechtheit willen Gejagten,
denn ihrer ist das Königtum der Himmel.
Selig seid ihr, wenn sie euch fluchen und jagen
und betrügerisch allart Böses euch nachsagen um meinetwillen.
Freut euch und jubelt: Denn groß ist euer Lohn in den Himmeln.
So jagte man ja die Propheten, die vor euch gewesen.

Mt 5,1-12a
Übersetzung nach Friedolin Stier, Kösel/Patmos, München/Düsseldorf 1989
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Am Hochfest Allerheiligen geht es in der Kirche nicht um den Tod,
nicht um Gräber und Tränen, nicht um Weihwasser und Massenansturm auf den Friedhof...
All das haben wir aus dem Allerheiligentag gemacht...so wie geschickte Werbestrategen und hereinfallende Jugendliche aus dem Vorabend dazu ein Gruselkabinett mit Kürbisköpfen – genannt Halloween gemacht haben,
so haben wir den Allerheiligentag mit unseren Toten zu gestellt:
Knapp ein halbes Jahr nach dem Osterfest - bevor die Dunkelheit in der Natur und die Besinnlichkeit in den Herzen größer werden
steht dieses Glaubensfest, dessen Name uns sagt, was Gott mit uns vor hat oder vor hätte.
Jesus sagt:
„Wenn euer Glaube auch nur so klein wäre wie ein Senfkorn …“.
Der kleine, schwache, manchmal sogar armselige Glaube genügt,
dass Großes entstehen kann...
In der Vorbereitung auf das Fest
habe ich das Wort im Schulunterricht immer auseinander genommen:
Wir schauten dann,
welche Wörter in ALLERHEILIGEN drin stecken.

Alle .heil .... alle... heilig .... Allerheiligen
und schon sind wir bei der Festbedeutung:
Gott will das Heil aller Menschen.
Gott will nicht den freudlosen Christenhaufen,
der sich in der Kirche ständig um sich selbst dreht.
Er will unser ganzes Mensch-Sein!
Gerade das scheint in der Kirche oft schwer!

Dabei wäre es so einfach.
Wir Profis im Glauben müssten nur den Worten Jesu folgen,
wie wir sie im Evangelium des Allerheiligenfestes hören.
Hätten wir von ihm nur diese acht Seligpreisungen,
wir hätten Frohbotschaft genug.
Achtmal werden Menschen in die Mitte gerückt,
die von der Gesellschaft und auch von unserer Kirche oft vergessen sind.
Gott schenkt ihnen Würde, Bedeutung, --- Heil:
Menschen mit reinem Herzen. Sanftmütige ohne Ellenbogen.
Friedensstifter, die bereit sind, den eigenen Kopf hinzuhalten.
Einfache Menschen, die zu den Armen auf Augenhöhe gehen.
Geduldige, die am Kranken- oder Sterbebett aushalten.
Sie sind die Heiligen unserer Zeit.
Gerade sie sind die Stütze und das Fundament unserer Kirche.
Jesus preist nicht ihre Not und ihren Einsatz selig,
sondern was Gott mit ihnen vorhat.
Gott kommt als Himmelreich auf unsere Erde, um sie zu verändern.
Es kommt Gottes Reich,
das heute schon allen Menschen zugute kommen soll
und nicht erst übermorgen oder nach ihrem Tod.
Und, das ist das Entscheidende:
Dieses Reich Gottes kommt auch durch uns.
Warum spüren wir es nicht?
Warum lassen wir es nicht zu?

Ganz am Anfang der Botschaft Jesu steht das Ja zum Menschen.
Das hat er in vielen Begegnungen bewiesen.
Begegnungen mit Jesus – seien sie noch so klein – sind heilsam:
machen Menschen heil.
Das wollen wir heute zuerst bedenken,
bevor wir dem eingeführten Brauchtum huldigen,
bevor sich der Allerseelentag vordrängelt:
Heute erinnert uns die Kirche an Gottes
großes und unabänderliche JA zum Menschen:
GOTT sagt Ja zu uns in Jesus Christus!
Gott sagt JA zu jedem einzelnen von uns
und ER will unser Heil!

Im Jahr der Barmherzigkeit sind wir aufgerufen
selber ein großes JA zum Menschen zu sagen.
Lasst uns nicht vergessen,
was der heilige Papst Johannes Paul II. uns ins Stammbuch geschrieben hat: Der Mensch ist der Weg der Kirche!
Nicht das Gesetz, auch nicht das Kirchenrecht,
nicht die Liturgie und nicht das Latein,
ja nicht einmal der Papst!

Wer am Menschen vorbei geht, der geht letztlich an Jesus vorbei;
verpasst es, selber ganz zu werden.
Jesus geht es immer um den Menschen:
Er nimmt den Menschen wahr;
Er nimmt den Menschen ernst
und er heilt den Menschen, lässt ihn ganz werden.

Wahrnehmen.
Wahrnehmen, was die Menschen wirklich bewegt:
Der Hunger nach Lebenssinn. Dem Verlangen, geliebt zu werden.
Die Sehnsucht nach Erfüllung und Glück.
Die Hoffnung, im Tod nicht unterzugehen und vergessen zu sein.

Ernst nehmen.
Ernst nehmen und nicht die Erfüllung
all dieser Bedürfnisse auf den St. Nimmerleinstag oder ins Jenseits zu verschieben.
Dann und deswegen aber, die Erwartungen der Bergpredigt
nicht weg zu deuten oder zu spiritualisieren,
also so zu tun, als ginge es nicht um die nackte Armut
vieler Menschen und nicht um das Leid unzähliger an brutaler Gewalt.

Heilen und ganz werden.
Ganz werden bedeutet in unseren Überlegungen,
um die Erfüllung der Verheißungen und Zusagen Jesu
schon in unserer Welt und in unserer Zeit Sorge zu tragen.
Nach besten Kräften. Denn wir sollten nicht länger nur beten:
Dein Reich komme,
sondern wissend leben: zu uns kommt dein Reich.
Auch durch uns. Das wäre das große Ja,
das wir in diesem heiligen Jahr der Welt schuldig sind.
Den Raum zum Werden, zum Heil-Werden des Menschen
zu öffnen und offen zu halten.
Lasst mich zu diesem Festtag an die Worte des seligen Johannes Pauls II. erinnern,
der beim Katholikentagsbesuch 1983 in Wien
den Journalisten, Wissenschaftlern und Künstlern zurief::
"Seht da, der Mensch!"
Mit diesem Wort möchte ich meine Überlegungen zusammenfassen.
"Verehrte Wissenschaftler, Künstler und Publizisten,
übersehen und überhören Sie ihn nie:
den hoffenden, liebenden, angsterfüllten, leidenden und blutenden Menschen.
Seien Sie sein Anwalt, hüten Sie seine Welt: diese schöne, gefährdete Erde.
Sie treffen sich dabei mit den Anliegen der Kirche,
die unverwandt auf jenen schaut,
über den Pilatus sagte »Ecce homo«, »Seht da, der Mensch!«.
Jesus Christus — Gottes und der Menschen Sohn —
ist der Weg zur vollen Menschlichkeit.
Er ist auch das Ziel. Möge es vielen geschenkt werden, ihn neu zu erkennen —
auch durch Sie."
Auch durch Euch!
Damit wir alle heil werden -
Allerheiligen

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