"Der nackte Wahnsinn" und sonst einige Theater- und Musikgeschichten

THEATER AN DIE WIEN – 10 Jahre Opernhaus

Vor unglaublichen 10 Jahren ist das Theater an der Wien wieder zum Opernhaus geworden. Dort, wo einst „Elisabeth“ Triumphe feierte, entstand unter dem inzwischen mit der Titel „Professor“ geadelten Intendanten Roland Geyer ein außergewöhnliches Musiktheater. Zu Beginn angefeindet, hat es sich zu einer feinen Kulturwerkstatt entwickelt. Und weil alles so gut gelaufen ist, wurde die Kammeroper dem Theater an der Wien angegliedert. Es ist ein Haus, das auch so nicht so gängige Opern auf die Bretter stellt und trotzdem bzw. deswegen ein wertvoller Bestand der Kulturszene ist.

Will man etwas Bestimmtes sehen und hören, muss man flott sein. Die Anzahl der Aufführungen sind sehr exklusiv und schnell ausverkauft.
Für Liebhaber der Oper hat der jüngste Opernhaus in Wien viel Neues in nächster Zeit zu bieten.

Am 12.11.2015 hat der „Fliegende Holländer“ Premiere. Ein Spiel um Liebe, Manneskraft, Gottesfürchtigkeit und tosende Meer. Richard Wagners Epos wird unter dem Dirigat von Marc Minkowski aufgeführt.

In der Kammeroper, am 30.11.2015, findet die Premiere von „Antigone“ statt.

Ab 13.1.2016 wird „Die Dreigroschenoper“ mit Tobias Moretti, Florian Boesch und Angelika Kirchschlager im Theater an der Wien Einzug halten. Bei den Salzburger Festspielen wurde dieses Stück ein Mißerfolg, mal sehen, ob es die Wiener besser können.

Infos und Tickets: www.theater-wien.at

KONZERTHAUS

Am 22.10. steht ein besonderer Leckerbissen im Konzerthaus auf dem Programm: Das Radio Symphonie Orchester unter Cornelius Meister mit dem jungen Orgelstar Carmeron Carpenter. Der Amerikaner gilt als Maßstab für dieses Instrument. Der Starauflauf geht weiter: Am 15./16.11. kommt Daniel Barenboim, mit den Wiener Philharmonikern bringt er Mahlers Neunte zur Aufführung.

Oder lassen sie sich schon am 7.11. von der Darbietung des Orchestre de Paris unter Paavo Järvi u.a. von Camille Saint-Saëns Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1 a-moll op. 33 und Hector Berlioz Symphonie Fantastique Episode de la vie d'un artiste op. 14 inspieren.

Vorschau auf eine Veranstaltung am 14.2.2016: Best of John Williams. Filmmusik vom Feinsten. Live-Orchester, Chor, Filmsequenzen auf großer Leinwand. Cineasten werden Freude daran haben.

Infos und Tickets: www.konzerthaus.at

VOLKSTHEATER

Kein Theaterstück, aber eine wichtige Diskussion zu Desertion und Flucht am österreichischen Nationalfeiertag. Am Podium: Volkstheater-Direktorin Anna Badora, Künstler Olaf Nicolai, Aktivist Rudi Friedrich und Historikerin Heidemarie Uhl.

Der "Tag der Fahne" am 26. 10. wird nicht mehr ganz dem gerecht, was er sein sollte, die Jungen sagt er wenig, die Ältern gehen lieber wandern. Die österreichische Neutralität ist ausgehöhlt, wird oft nur mehr als Feigenblatt benutzt. Dank dem Volkstheater findet eine Diskussion über „fahnenflüchtigen“ Menschen statt, die aus Überzeugung gegen den Krieg seinem Land den Rücken kehren. Der Diskurs schließt an die Vorstellung von Gerhard Fritschs „Fasching“, an. Der Roman, der ursprünglich „Denkmal für einen Deserteur“ heißen sollte, handelt von einem Deserteur im zweiten Weltkrieg und also davon, dass es für eine/n gute/n (im Sinne eines/r demokratisch und human gesinnten) Staatsbürger/in manchmal nur die Möglichkeit gibt, fahnenflüchtig zu werden, um sich selbst treu zu bleiben. Der Schöpfer des Deserteurs-Denkmals auf dem Ballhausplatz Olaf Nicolai, Rudi Friedrich von Connection e.V., die österreichische Historikerin Heidemarie Uhl sowie die künstlerische Direktorin des Volkstheater Anna Badora sitzen im Podium. Eine spannende Debatte ist zu erwarten. Rote Bar, 26.10., ca. 21 Uhr, freier Eintritt.

Demnächst: „Alte Meister“ von Thomas Bernhard, ab 23.10.

Infos und Tickets: www.volkstheater.at

JOSEFSTADT

Torsten Fischer und Herbert Schäfer präsentieren ab 24.11. die Uraufführung von „Blue Moon - Eine Hommage an Billie Holiday“. Sona MacDonald, die vielseitige Schauspielerin, verkörpert die Jazzdiva, ihr auf und ab.

Eine Nabelschau aufs Theater läuft derzeit in den Kammerspielen.
Schauspielern zuschauen, wie sie durchdrehen?! Michael Frayns „Nackter Wahnsinn“, das genial konstruierte Stück über das Treiben auf, hinter und vor der Bühne, macht es möglich! „Der nackte Wahnsinn“ begleitet eine Theatertruppe in rasantem Tempo dreimal durch den ersten Akt: Erst erleben die Zuschauer eine chaotische Generalprobe vor der Premiere. Danach sieht der Zuschauer, was er sonst nie sieht: die Aufführung von der Rückseite der Bühne! Die Schauspieler kämpfen nach wie vor mit Text, Requisiten, Bühnenbild und nicht zuletzt mit sich selbst. Zuletzt entgleitet ihnen die Kontrolle über das Geschehen vollends. Ein neurotisches Ensemble steuert auf ein Desaster zu. Seit 15.10. in der Kammerspielen, Next: 23.10. Mehr soll nicht verraten werden.

Infos und Tickets: www.josefstadt.org

BURGTHEATER

Ab 22.10. steht „Wassa Schelesnowa“ auf dem Programm des Burgtheaters. Sie ist die tatkräftige Unternehmerin eines Familienbetriebes, der in Trudeln gerät. Ihr Mann, ein Säufer und Betrüger, liegt seit Monaten im Sterben. Ihre Kinder und Schwiegerkinder, eine missratene „Brut“, die nur auf das Erbe, den eigenen materiellen Vorteil bedacht ist, bekriegen einander. Die Angst vor dem materiellen Niedergang bestimmt das Tagesgeschäft - alle haben ihre Seelen längst verkauft. Maxim Gorki schrieb dieses Stück unter dem Eindruck einer – gescheiteren – blutigen russischen Revolution 1905. Ein friedliches Demo wird Gewalt beenden – Anfang und Ende eines autoritären Regimes. Das kennt man bis heute.

Infos und Tickets: www.burgtheater.at

MUSIKVEREIN

Kein Programm sondern eine Notiz über respektlosen Verhalten. Im Musikverein agiert der Intendant selbstherrlich, zu spät kommende Kunden werden nicht einmal in der Pausensätzen in den Saal gelassen. Mit dieser Order hat Herr Dr. Angyan selbst kein Problem. Er wurde gesichtet, dass er zu spät kam und in der gähnend leeren Direktionsloge Platz nahm. Bei Konzert am 2.10. waren etwa 30 Plätze in der Direktions-Loge . Das bedeutet bei einem Karten-Durchschnittspreis von pro 70,- Euro, 2100,- Verlust pro Monat. Rechnet man das auf 350 Mal im Jahr hoch bedeutet das knapp 25.000,- Im Konzert-Business ist das vielleicht kein besonders hoher Betrag, aber ein Ärgernis für Kunden, die keine Karten mehr erhalten.

Reinhard Hübl