Modenapark
"Ich habe meinen Lebensbaum verloren"
Im Modenapark wurde ein 100 Jahre alter Baum gefällt – sehr zum Bedauern einer Anrainerin.
Susanne (Name von der Redaktion geändert) ist verzweifelt. Seit 1965 wohnt die Landstraßerin am Modena-park. "Regelmäßig gehe ich raus und genieße die Ruhe in der Grünoase." Besonders ein Baum hat es ihr angetan. Ein rund 100 Jahre alter Japanischer Schnurbaum, mitten im Richard-Strauss-Hof. "Als wir hier einzogen, meinte mein Mann, das sei unser Lebensbaum", erinnert sie sich mit Tränen in den Augen. "Aber mein Mann ist leider verstorben."
Auch deshalb hat der Baum einen großen Stellenwert für Susanne. Doch seit rund drei Monaten gibt es ihn – trotz aller Bemühungen ihrerseits – nicht mehr. Er wurde gefällt. Doch warum? "Das ist alles sehr dubios", so Susanne. "Ich habe unterschiedliche Erklärungen von den Behörden bekommen und kurz nachdem der Baum geschnitten war, wurden sogar noch die Wurzeln ausgehoben." Sie geht davon aus, dass jemand der Schatten vor dem Fenster gestört haben muss.
Bestand Gefahr?
Laut Wiener Wohnen ist alles mit rechten Dingen abgelaufen. "Die Entfernung eines Baumes ist nur mit einem Bescheid möglich und den haben wir erhalten", so Sprecher Markus Leitgeb. "Der Baum ist aufgrund seines Alters in schlechtem Zustand und im Absterben. Aus Sicherheitsgründen musste er entfernt werden. Es bestand Gefahr für vorbeigehende Personen."
Der Baum im Modenapark wurde bereits im Jänner von einem Sachverständigen begutachtet. Dieser belegte, dass sich bereits Fäule ausgebreitet hatte. Eine Tatsache, die Susanne nicht verstehen kann. "Als er gefällt wurde, war ich dort. Ich habe den Stamm gesehen. Das war ein völlig gesunder Baum."
Neuer Baum gepflanzt
Unterstützung erhält sie von einem ehemaligen Gärtner des Botanischen Gartens Wien. "Nach meiner Begutachtung war der Baum, obwohl er Pilzbefall im Anfangsstadium hatte, noch vital und gesund. Eine Kronensicherung hätte gereicht, das Fällen des gesamten Baumes wäre nicht nötig gewesen", so der Gärtner. Die zuständige Magistratsabteilung MA 42 (Wiener Stadtgärten) verwies weiter auf das Bezirksamt. Von dort hieß es auch: "Es liegt eine Bewilligung vor, es wurde streng geprüft. Für Laien ist der wirkliche Zustand des Baumes oft nicht nachvollziehbar." Ebenfalls auf das vorliegende Gutachten bezieht sich Bezirksvorsteher Erich Hohenberger (SPÖ): "Ich vertraue dem Magistrat."
Ein neuer Baum, eine Linde, wurde bereits gepflanzt. Jedoch in einigen Metern Entfernung. Susanne will das alles nicht auf sich sitzen lassen. Sie ist sich sicher, dass hier etwas nicht stimmt. "Ich bin eine Gerechtigkeitsfanatikerin. Es lohnt sich, um jeden einzelnen Baum zu kämpfen."
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