Theater zum Himmel: Familienfeier statt Requiem
Was mache ich eigentlich hier? Ich fühle mich wie auf einer Familienfeier. Jeder scheint jeden zu kennen. Da kann ich keine Rezension schreiben, eher den Eindruck eines kontemplativen Gefühlskinos wiedergeben. In der Tat ist es so etwas Ähnliches wie eine Familienfeier, eine Hommage an den im September des heurigen Jahres verstorbenen Robert MacDonald. Seine Tochter Sona und ihr Sohn Skye machen sich auf zu einem Streifzug durch sein musikalisches Leben. Der amerikanische Pianist, der in Wien studierte, hat über die Musik viele Freunde in aller Welt aufgelesen. Mit dem Filmkomponisten Stephen Sondheim stand er in besonders inniger Verbindung. Es wird berichtet, dass MacDonald dessen Werke mit großem Enthusiasmus gespielt hat, aber auch Bernstein und natürlich Klassiker wie Chopin. Sona und Skye gestalten einen Liederabend, in dem nicht nur Trauer, sondern auch Hoffnung auf ein erfülltes Leben im Mittelpunkt steht. Es ist eine Reflexion über ein umtriebiges Künstlerleben. Man hat „Where are the clowns“ schon von Streisand und Sinatra gehört, aber in dem kleinen Salon im Theater zum Himmel nimmt dieser Song nicht nur einen besonderen Stellenwert ein, sondern bringt das Timbre der Stimm-Malerin voll zur Geltung.
Ein Hauch von Hollywood zieht über die Köpfe der Reisebegleiter. Ein kleines Potpourri aus Marlene Dietrichs Liedern führt ins deutschsprachige Genre. (Sona Mac Donald singt und spielt gemeinsam mit Maria Happel „Spatz und Engel“ – Piaf und Dietrich - im Burgtheater, Next: 15.12.). Skye, der dem „Jungen Ensemble Hörbiger“ angehört, spielt und singt dann noch eine Eigenkomposition, die gemeinsam mit seinem Großvater knapp vor dessen Tod entstanden ist. Es ist etwas Leises, Berührendes, was der junge Mann am Klavier darbietet. So klingt auch der Abend samt Zugabe aus. Liebe Sona, sollte ich eines Tages meinen letzten Schnaufer getan haben, singe bitte für mich. Singe, was dir in den Sinn kommt und was uns verbunden hat.
In der Pause unterhalte ich mich mit Felix Kammerer, auch ein Mitglied des „Jungen Ensemble Hörbiger“. Ich hatte ihn beobachtet, wie er bei Cole Porters „Let’s do it“ lautlos zu Sonas Gesang die Lippen bewegte. „Ich stehe auf Cole Porter“, verrät er mir. Der Name Kammerer sagt mir etwas - Schauspieler, Kabarettist? - ich weiß es nicht. Opernsänger, sagt der Junior. Jetzt klingelt es in den Synapsen. Ein Bariton, der schon in vielen Rollen an der Wiener Staatsoper zu hören war. Seinem Sohn Felix scheint er die guten Gene vererbt zu haben, denn - obwohl erst 17 - hat dieser bereits eine sehr ausgereifte Stimme. Im Gespräch mit der Managerin des Ensembles und Spiritus Rector des Theaters zum Himmel, Katharina Stockinger, erfahre ich, dass Felix Kammerer zudem eine berühmte Mutter, nämlich Angelika Kirchschlager*, hat. „Er wird Schauspieler, kein Sänger“, erklärt sie. Überhaupt sind die sieben Frischlinge nicht auf den Mund gefallen. Nach dem Geschiebe um freie Plätze komme ich neben den Eleven zu sitzen. Ich kann sie beobachten, wie sie den Darbietungen der Profis auf der Bühne gespannt folgen. Ein Scherzerl davon abschneiden können sie sich allemal.
Das machen sie auch, am 7.12.2013, um 16 Uhr, im Theater zum Himmel:
jöh! Advent, Advent, ein Lichtlein brennt….
Das Junge Ensemble Hörbiger bringt in einem spannenden, jungen Programm Texte von Nestroy bis Brecht, Kreisler bis John Lennon und singt Improvisiertes und Weihnachtliches!
Buch und Regie: Erhard Pauer,
Musikalische Leitung: Steven Klopp.
Tickets: office@theaterzumhimmel.at
*Angelika Kirchschlager macht demnächst dem Theater zum Himmel ihre Aufwartung.
Näheres unter: www.theaterzumhimmel.at
Reinhard Hübl
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