Das Drama vom Bodensee
Auf der Seebühne in Bregenz zeigt sich ein monumentales Bühnenbild, zwei riesige Frauenhände, die Karten in die Luft werfen - eine Metapher auf Carmen, die eine rebellische, freiheitsliebende Frau ist. Die digitale Show unterstreicht das bedrohliche Szenario. Carmen entzieht sich einer Gefängnisstrafe, indem sie den Soldaten Jose umgarnt. Sie kommt frei und zieht in ein Zigeunerlager.
Zum Kartenlegen habe ich keine Beziehung, doch als Carmen Karo und Pik zieht, ist allen klar, dass das ihren Tod bedeutet. Ungeachtet dessen tritt sie dem verliebten Jose selbstbewusst entgegen, den sie mit ihrem Charme, Tanz, Gesang und sexuellen Anspielungen hörig macht. Sie überredet ihn zu desertieren. Er wird zwischen Fahnenflucht und Liebe zerrieben. „Komm mit mir, flüchten wir“ fordert sie ihn auf. Er zögert, sie sieht das als Beweis, dass er nicht zu ihr steht. Die lebenslustige Carmen will dem Zigeunerdasein entfliehen, frei sein – die Arbeit in der Tabakfabrik schmeckt ihr gar nicht. Sie liebt Jose, aber die Liebe bedeutet für sie auch Verzicht auf Freiheit. Während Jose zur Mutter eilt, weil sie im Sterben liegt, angelt sie sich den Torero Escamillo, von dem sie sich ein aufregendes Leben erhofft - eine Scheinbeziehung.
Als Don Jose überraschend erscheint und versucht, sie zu überzeugen, dass er der Einzige ist, der sie glücklich machen kann, weist sie ihn brüsk zurück. „Ich werde niemals deine Geliebte“, sagt sie und besiegelt damit ihren Tod. Anders als in der Originalfassung kommt sie nicht durch ein Messer zu Tode, sondern wird im Bodensee ertränkt. Kriminalisten sagen, dass Morde sehr oft in Beziehungen passieren. Warum sollte das im 19.Jahrhundert anders sein als heute. Bizets Meisterwerk beinhaltet alle Facetten eines Beziehungsdramas, das letal endet. „Die Mesalliance zwischen Tenor und Mezzosopran zeigt schon rein musikalisch, dass auf der Beziehung José-Carmen kein Segen ruht“ steht im Programmheft.
Der Regen hat sich verzogen, trotz der Nässe sind alle Besucher guter Dinge, die Restaurants füllen sich, bei einem guten Glas Wein ist der meteorologische Unbill bald vergessen. Eine tolle Aufführung sorgt für Gesprächsstoff.
Die Wiener Symphoniker, der Prager Philharmonische Chor, der Bregenzer Festspielchor und der Kinderchor der Musikmittelschule Bregenz Stadt zeichnen unter dem Dirigat von Jordan de Souza ein Klanggemälde, das es vor allem der Sängerin Lena Belkina (Carmen) und dem Sänger David Pomeroy (Don Jose) ermöglicht, trotz Regen eine solide Partie zu singen und zu spielen. Der klugen Regie von Kasper Holten ist diese gelungene Aufführung für das Spiel auf dem See zu danken.
Die Kritik von Beatrice Centi und dem Orchesterkonzert erfolgt in Kürze.
Infos und Tickets: www.bregenzerfestspiele.com noch bis 20.8.18
2020/21 kommt Rigotto und 2022/23 Madame Butterfly zur Aufführung.
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Und nun zum unangenehmen Teil
Ich habe Ihnen im Vorjahr geraten, dass Sie - wenn Sie planen, die Bregenzer Festspiele zu besuchen - den Flug Wien-Zürich buchen und mit dem Mietauto weiter nach Bregenz fahren sollten.
Heute sage ich:
Tun Sie es nie mit AUA! Was ist passiert? Der Abflug: Mit einer halben Stunde Verspätung. Man bekommt In dieser Zeit nicht einmal ein
Glas Wasser von der unterbeschäftigten Crew. In Zürich angekommen warten wir vergebens auf den Koffer. Bei Lost & Found müssen wir an einem Automaten selbst die Verlustanzeige machen, während ein Mitarbeiter untätig herumlungert. Um 11 Uhr erhalten wir die Nachricht, dass der Koffer gefunden wurde und noch am gleichen Tag zugestellt wird. Die AUA beschäftigt allerdings Menschen, die es mi der Kundenzufriedenheit nicht so ernst nehmen. Sollte der Koffer heute nicht kommen, dann – vielleicht - am nächsten Tag. So war es dann auch - erst nach 33 Stunden konnten wir unser Gepäck in Empfang nehmen. Und da man am Sonntag keine Möglichkeit hat, sich neu einzukleiden, mussten wir die erste Aufführung in schmutziger, verschwitzter Kleidung besuchen. Alle Anrufe bei der AUA gingen ins Leere. In der Pressestelle hörte man sich meine Misere an und versprach einen Rückruf - der bis heute nicht erfolgt ist.
Reinhard Hübl
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