Lavanttal
Der Gründergeist ist in der Region noch nicht verloren
LAVANTTAL. Es zeugt von Größe, sich in schwierigen Zeiten den Mut zu fassen, ein eigenes Unternehmen aufzubauen. Einige junge Lavanttaler entschlossen sich trotz Krise in die Selbstständigkeit überzugehen.
Mehr Freiheiten
Nadine Suess wagte im Jänner 2023 den Schritt in die Selbstständigkeit und eröffnete ihr eigenes Kosmetikstudio in der Hauptstraße 14 in St. Stefan. „Mit meinem eigenen Unternehmen erfahre ich einfach Freiheiten, die ich sonst nicht habe. Ich kann mir zum Beispiel meine Termine und Zeiten selbst einteilen und kann meine eigenen Werte vertreten“, so Suess über die Vorteile der Selbstständigkeit. Derzeit bietet die junge Wolfsbergerin Wimpernverlängerung, Wimpernlifting, Augenbrauenlifting und Hennabrows (Augenbrauentönung) an. In Zukunft möchte sie aber auch die Ausbildung für Permanentmakeup mit Microblading absolvieren.
Schon früh klar
Zuvor hat Suess im Orpheo Wolfsberg gearbeitet, schon währenddessen hat sie aber die Ausbildung in der Gauge Kosmetik Akademie in Graz absolviert. Der jungen Unternehmerin war also trotz Krise klar, dass sie einmal ihr eigenes Studio eröffnen würde. „Ich habe mir gedacht wenn nicht jetzt, wann dann? Es wird im Laufe der Jahre immer wieder zu solchen schweren Zeiten kommen. Wir müssen einfach damit klar kommen, bei Corona wussten wir ja auch nicht was auf uns zu kommt“, meint die Kosmetikerin. Sie ist positiv gestimmt, dass ihr Geschäft so gut weiterläuft wie bisher.
Positive Einstellung
Von etwaigen Krisen lässt sich auch Philipp Kramer aus Lavamünd nicht einschüchtern. Im Juni 2022 gründete er die aktuell einzige Brauerei im Lavanttal und machte sich mit seinem Lavamünder Bier selbstständig. „Da ich ja mitten in der Krise angefangen habe, kann ich gar nicht sagen, wie das Geschäftsleben ohne Krise verläuft“, lacht der 38- Jährige. „Ich habe mir stets lieber Gedanken über mein eigenes Vorhaben gemacht und was ich erreichen will anstatt darüber, warum es nicht funktionieren soll“, meint Kramer.
Idee kommt gut an
Möglicherweise – so vermutet Kramer – hat er von den Ereignissen der letzten Jahre sogar profitiert: „Mich hat es anfangs extrem überrascht, dass meine Idee in der breiten Bevölkerung auf so großen Anklang stößt. Die Leute haben ein neues Bewusstsein für das Regionale, für vor Ort produzierte Lebensmittel entwickelt. Auch wird es sehr geschätzt, wenn ein junger Mensch im ländlichen Bereich etwas Neues, Innovatives auf die Beine stellt, anstatt es in einer größeren Stadt auszuprobieren.“
Klein und exklusiv
Seine vier Biersorten verkauft Kramer mittlerweile nur noch freitags bzw. nach telefonischer Vereinbarung in seinem Laden im Ortskern von Lavamünd. Dafür ist der Gerstensaft aber auch im Haus der Region in Wolfsberg, im Genussladen in St. Paul sowie bei „MeinHerzstück“ in der St. Stefaner Straße (Kreuzkogler) erhältlich. Bisher stemmt der junge Braumeister den gesamten Betrieb allein bzw. mit familiärer Hilfe. „Ich bin derzeit noch Kleinunternehmer. Wenn man keine hohen Ansprüche hat und relativ sparsam lebt, geht sich das schon aus. Im nächsten Jahr wird sich dann entscheiden, ob ich mich vergrößern werde.“
Später Entschluss
Im Juni 2022 hat sich der Tischlermeister Martin Handl aus Ragglach selbstständig gemacht. „Ich habe bei der Tischlerei Sterling gelernt, dann meinen Präsenzdienst abgeleistet und schließlich die zweijährige Meisterschule in Graz absolviert“, berichtet der 22-Jährige. „Selbstständig zu werden, ist mir vorher nie in den Sinn gekommen, erst während der Ausbildung zum Meister habe ich diesen Entschluss gefasst.“
Ausgezeichnete Auftragslage
Seinen Kunden bietet Handl ein Komplettpaket an: „Ich plane, produziere und montiere selbst, vom Boden bis hin zur Kücheneinrichtung.“ Von Krisenstimmung ist bei ihm bisher kaum etwas zu spüren, die Auftragslage sei aktuell ausgezeichnet: „Ich bin bis zum Frühsommer ausgebucht. Wenn es nach dem Sonntag noch einen Tag gebe, würde ich den auch noch voll ausnutzen“, lacht der junge Meister.
Wertschätzung ist hoch
Die Menschen schätzen das Tischlerhandwerk nach wie vor sehr: „Große Möbelhäuser sind für einen echten Tischlermeisterbetrieb keine Konkurrenz, weil sie nicht so individuell auf Kundenwünsche eingehen können wie wir“, ist Handl überzeugt.
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