Automobilbranche im Lavanttal
Lieferzeiten gehen durch die Decke
Lange Lieferzeiten, hohe Nachfrage – die Automobilbranche im Lavanttal macht schwere Zeiten durch.
LAVANTTAL. Für Autohäuser in ganz Europa hat sich die Marktsituation in den letzten Jahren grundlegend geändert. Lieferengpässe bei Halbleitern, die der Coronakrise geschuldet sind, sowie der Krieg in der Ukraine, wo wichtige Teile gebaut werden, führen zu nie gekannten Lieferzeiten bei Neuwägen. „Wir haben rund 140 Autos bestellt, auf die wir warten. Zu 90 Prozent sind das bereits verkaufte Modelle“, sagt Albert Stückler, Geschäftsführer von Skoda Dohr in Wolfsberg. Auf die Schnelle ein neues Auto zu kaufen, ist in der Praxis aktuell kaum möglich.
Kabelbäume fehlen
Besonders dramatisch ist die Situation bei Elektroautos, hier rechnet man mit Lieferzeiten von über einem Jahr. „Ein großes Problem sind die Kabelbäume, die zu einem großen Teil in der Ukraine hergestellt werden“, erklärt Stückler. „Aufgrund des dort herrschenden Krieges wurde die Produktion dort teilweise komplett eingestellt.“ Bei den Verbrennern fallen die Wartezeit nicht ganz so schlimm aus, sind aber dennoch alles andere als normal: „Der Skoda Karoq sollte im Juli lieferbar sein. Andere Modelle, wie etwa der Octavia, werden wohl erst im Jänner kommen.“
Alle im selben Boot
Die Kunden reagieren auf die langen Lieferzeiten größtenteils verständnisvoll: „Derzeit sitzen ja alle Autohäuser im selben Boot, wir haben alle mit den gleichen Problemen zu kämpfen“, so Dohr. Wann sich die Situation verbessern könnte, lässt sich nicht voraussagen: „Das hängt vor allem von der Entwicklung in der Ukraine ab“, so Stückler. Zumindest in der Werkstatt hat man bei Skoda Dohr alle Hände voll zu tun, nicht zuletzt bricht auch die Saison zum Reifenwechseln an. Gesucht wird in dem Lavanttaler Traditions-Autohaus derzeit ein Kfz-Lehrling.
Frühestens August
Eine ähnliche Situation herrscht bei Porsche Wolfsberg: "Wir waren es gewohnt, ein Fahrzeug innerhalb von sechs bis acht Wochen zum Kunden liefern zu können. Daran ist aktuell nicht zu denken“, sagt Geschäftsführer Mario Hobel. „Die frühesten Lieferzeiten sind für August vorausgesagt, etwa bei der Audi A3 Limousine. Bei anderen Modellen wartet man noch länger."
Problemfeld Ausstattung
In vielen Fällen hapert es an Kleinigkeiten, beispielsweise an einer vorübergehend nicht verfügbaren Türinnenverkleidung, die dafür sorgt, dass ein eigentlich fertiger Wagen nicht ausgeliefert werden kann. Auch spezielle Ausstattungsmerkmale, wie etwa Soundsysteme oder LED-Scheinwerfer, lassen aktuell auf sich warten. „Es gibt aber auch Fälle, in denen ein Wagen viel früher geliefert wird als erwartet. Das ist jedoch kaum vorauszusagen“, so Hobel.
Fokus auf Gebrauchtwägen
Die Nachfrage nach Autos ist ungebrochen hoch. Um den Kunden etwas bieten zu können, setzt man bei Porsche Wolfsberg stark auf Gebrauchtwägen. „Wir kaufen auch aktiv gebrauchte Fahrzeuge von anderen Händlern und Privatpersonen an. Autobesitzer können uns ihren Gebrauchtwagen zu guten Preisen verkaufen, auch ohne bei uns ein neues Auto zu kaufen. Wir haben sogar eine Initiative PIA kauft dein Auto gestartet“, erklärt Hobel. Alle Hände voll zu tun haben die Techniker in der hauseigenen Werkstatt, für die aktuell Kfz-Techniker, Spengler und Lackierer gesucht werden, um das derzeit 43-köpfige Team zu verstärken.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.