Historisch schlechtestes Jahr
Totalausfall bei Imkern im Lavanttal
Kaltes, nasses Frühlingswetter machte die Honigernte im Lavanttal zunichte. Leise Hoffnung auf Waldhonig.
LAVANTTAL. Traditionell ist das Lavanttal eine Hochburg der Honigproduktion. Etwa 12.000 Bienenstöcke gibt es im Bezirk, die von etwa 260 Imkern – davon rund 20 Erwerbsimker – gepflegt werden. Rund 500.000 Kilogramm Hönig werden normalerweise pro Jahr produziert. Doch heuer ist alles anders: „Beim Frühjahrsblütenhonig kann man von einem Totalausfall sprechen“, sagt Pius Zarfl, Bezirksobmann der Lavanttaler Imker. „Das Frühjahr war viel zu kalt und zu verregnet. In meinen über 40 Jahren als Imker habe ich so etwas noch nicht erlebt.“ Die Imker im Lavanttal stellt das vor große Probleme: „Kosten und Arbeit bleiben gleich hoch, doch am Ende kam nichts dabei heraus“, so Zarfl.
Zufüttern war notwendig
Honigbienen fliegen erst ab 12 Grad Celsius Außentemperatur aus. Normalerweise beginnen die Völker ab Feber/März damit, sich aufzubauen. Wenn sie allerdings keinen Nektar finden, stellt die Königin ihre Legetätigkeit ein und das Volk entwickelt sich nicht wie gewünscht. „Wir mussten im Frühjahr jede Menge Zuckerteig dazu füttern, damit unsere Bienenvölker nicht verhungern und auf eine entsprechende Stärke gebracht werden“, berichtet Zarfl.
Hoffnung auf Waldhonig
In den zunehmenden Wetterkapriolen sieht Zarfl auch weiterhin eine große Herausforderung für die Bienenzüchter und Honigproduzenten: „Die Unsicherheiten werden immer größer, man kann einfach nicht mehr kalkulieren.“ Eine kleine Chance sieht er dennoch: Wenn sich das Wetter innerhalb der nächsten Wochen einpendelt und stabil bleibt, können die Imker zumindest beim Waldhonig noch auf Erträge hoffen. „Die Anzeichen für eine erfolgreiche Waldhonigernte sind zwar da, aber das wird nur klappen, wenn es nicht weiterhin jeden Tag gewittert und der wertvolle Honigtau, der sich auf den Fichtennadeln befindet, weggeschwemmt wird“, erklärt Manfred Sturm, der gemeinsam mit elf weiteren Familienmitgliedern einen der größten Honigbetriebe Österreichs leitet.
„Geht in die Geschichte ein“
In Zellach, St. Michael und Obergösel erntet die Familie Sturm in einem „normalen“ Jahr pro Bienenvolk zwischen zehn und 15 Kilogramm Honig. Auch hier klagt man heuer über einen Totalausfall beim Blütenhonig: „Wir hatten bis zum 20. Mai extrem schlechtes Wetter. Jeglicher Nektar, den die Bienen einbrachten, haben die Völker selbst zum Überleben gebraucht“, sagt Manfred Sturm. Was ein solcher Ausfall für den Imkereibetrieb bedeutet? „Das ist so, wie wenn ein Skigebiet auf den Schnee wartet, aber dieser kommt einfach nicht“, so Sturm, der sich sicher ist, dass das vergangene Frühjahr in Imkerkreisen in die Geschichte eingehen wird: „Selbst unser Vater, der 1947 mit der Imkerei begonnen hat, hat ein solches Jahr noch nicht erlebt.“
Geht an die Existenz
Die wirtschaftlichen Folgen des honiglosen Frühjahrs halten sich für die Erwerbsimker jedoch in Grenzen – zumindest vorerst. Sturm: „Als Erwerbsbetrieb muss man immer auf fünf Jahre kalkulieren. Ein schlechtes Jahr können wir aushalten, vielleicht sogar zwei – danach geht es an die Existenz“, erklärt Sturm. Den Imkern sind die Hände gebunden. Denn als absolutes Naturprodukt kann Honig nicht einfach hergestellt werden – es ist nur möglich, das zu ernten, was die Bienen einbringen.
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