Suchtberatung Wolfsberg
"Wer nicht mittrinkt, gilt als Außenseiter"
Eine Million Österreicher legen ein problematisches Trinkverhalten an den Tag und 370.000 Menschen ab 15 Jahren gelten als alkoholabhängig. Die vierte „Dialogwoche Alkohol“ der Caritas von 8. bis 14. Mai soll informieren und aufklären.
LAVANTTAL. Alkohol ist ein stark unterschätztes Problem in Österreich. Da macht das Lavanttal keine Ausnahme. „Nicht wer mittrinkt gilt aus Außenseiter, sondern derjenige, der dankend ablehnt“, sagt Christiane Kollienz-Marin. Sie ist seit 29 Jahren bei der Caritas Kärnten als Suchtberaterin tätig und leitet die Suchtberatung der Caritas in Klagenfurt und Wolfsberg.
Krisen erhöhen Risiko
Die Expertin weiß, dass die vielen Krisen, wie die enorme Teuerungswelle, der Ukraine-Krieg und die vergangenen Jahre der Corona-Pandemie die Menschen schwer belasten. „Das Risiko, an einer Alkoholabhängigkeit zu erkranken, ist in herausfordernden Zeiten erhöht. Gerade Corona löste bei unseren Klienten und Klientinnen eine Menge Stress, Emotionen sowie Unsicherheiten und in der Folge Suchtdruck aus und führte nicht selten auch bei langjährig abstinent lebenden Menschen zu Rückfällen.“
Erstkontakt zuhause
Kollienz-Marin leistet an den Wolfsberger Schulen für die Initiative „Over the Limit“ der Stadtgemeinde Wolfsberg und im Auftrag der Kärntner Landesregierung Aufklärungsarbeit zum Thema Alkohol und weiß: „Die meisten Jugendlichen hatten den ersten Kontakt mit Alkohol zuhause bei ihren Familien. Die meisten Schüler bekamen das erste Glas Alkohol von ihren Eltern oder anderen erwachsenen Familienmitgliedern angeboten.“ „Over the Limit“ engagiert sich seit Jahren intensiv für einen reflektierten Umgang mit der Substanz Alkohol.
Professionelle Hilfe
Eine Alkoholabhängigkeit kann unabhängig von Job und Alter jeden treffen. Sie sei aber als ernste Erkrankung nach wie vor ein Tabuthema, so Kollienz-Marin. Woran man eine Abhängigkeit erkennen kann? „An der Menge an Alkohol, die jemand zu sich nimmt; am Zwang zu trinken. Betroffene besitzen eine verminderte Kontrollfähigkeit über die Menge ihres Alkoholkonsums, leiden an körperlichen Entzugserscheinungen bei Beendigung oder Verminderung des Konsums, vernachlässigen andere Aktivitäten und halten am Alkoholkonsum trotz des Wissens um eindeutig schädliche Folgen fest“, so die Suchtberaterin. Sie appelliert an Betroffene, sich professionelle Hilfe zu holen. Doch: „Man kann einen alkoholkranken Menschen nicht mit Zwang von seiner Sucht befreien. Er oder sie muss erst selbst erkennen, dass er oder sie alkoholkrank ist und es nicht alleine schafft.“
Gemeinsam Lösungen erarbeiten
Als erste Anlaufstelle bieten sich Suchtberatungsstellen wie jene der Caritas an. „Für viele Betroffene ist es das erste Mal, dass sie mit einer neutralen Person über die Sorgen und Belastungen, die der Alkohol verursacht, sprechen können“, so Kollienz-Marin. In der Beratung werden Ursachen und Persönlichkeitsfaktoren, die zum Suchtverhalten geführt haben, zum Thema gemacht. Gemeinsam werden Lösungen erarbeitet und individuelle Strategien für alltägliche Probleme entwickelt. Bei Bedarf vermitteln die Berater ambulante bzw. stationäre Behandlungsmöglichkeiten.
Über die Dialogwoche Alkohol
Auf der Website www.dialogwoche-alkohol.at finden Interessierte spannende Veranstaltungen samt Zugangsdaten sowie wissenswerte Infos, Tipps und digitale Tools, wie z.B. den Selbstcheck, ein Alkohol-Quiz oder das Konsumreduktionsprogramm „alkcoach“.
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