Wildnis rief laut nach "Pete"

Die mittlerweile dritte und gleichzeitig herausfordernste Solo-Bike-Expedition führte Wolfsbergs Polizeichef Peter Hauser nach Patagonien | Foto: Privat
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  • Die mittlerweile dritte und gleichzeitig herausfordernste Solo-Bike-Expedition führte Wolfsbergs Polizeichef Peter Hauser nach Patagonien
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petra.moerth@woche.at

WOCHE: Beim Wort Expedition denkt man gewöhnlich an Fußmärsche und Bergbesteigungen. Was bewegt Sie, auf dem Fahrrad zu fahren?

PETER HAUSER: Es ist die richtige Geschwindigkeit, ganz in ein Land einzutauchen und darin aufzugehen. Zu Fuß kann man nur sehr begrenzte Gebiete bereisen und mit Kraftfahrzeugen ist man zu sehr abgekapselt von den vielfältigen Eindrücken der Natur.

Dies war Ihre nunmehr dritte Solo-Bike-Expedition. Was sind die größten Herausforderungen, die bisher zu bewältigen waren?

In den Wüsten (Atacama Wüste, Mojave Wüste) die Trockenheit und Orientierung, in der Wildnis (je nach Gebiet) die Begegnung mit Wildtieren wie Bären, Wölfen, Alligatoren, in den Bergen (Rocky Mountains, Anden) die klimatischen Bedingungen und die großen Höhenunterschiede und in den unendlichen Weiten (Salar de Uyuni, Patagonien) Monotonie und Abgeschiedenheit.

Welche Motivation steckt hinter Ihren Expeditionen?

Es wäre leicht mit Worten wie „die Abenteuerlust“, „die Selbstbestätigung“, „der sportliche Aspekt“, darauf zu antworten, aber das ist alles Unsinn und zeigt nur wie sehr in unserer Gesellschaft die Ratio, der Sinn, die Vernunft im Vordergrund stehen. Im Grunde sind es reine Herzensentscheidungen, die mich in die Wildnis treiben, ausgelöst durch Bilder, Erzählungen oder wie bei der heurigen Expedition das historische Tagebuch von Charles Darwin, der einst schrieb: "Patagonien kann nur negativ beschrieben werden. Ohne Wohnstätten, ohne Wälder, ohne Hoffnung. Der eiskalte Wind wütet durch die Ebenen." Wer bekommt da nicht Lust, sich dem einmal auszusetzen.

Warum tun Sie sich das mit über 50 Jahren noch an?

Weil jetzt die richtige Zeit dafür ist. Jedes Alter bringt in jedem Menschen individuelle spezifische Stärken hervor. In jungen Jahren war ich mutig und frönte dem Extremsport, etwas später war ich körperlich höchst leistungsfähig und wurde erfolgreicher Ironman und heute habe ich ausreichend Erfahrung und die notwendige geistige Gelassenheit, um wochenlang alleine in der Wildnis herumzukrebsen. Ich bin sicher, dass sich mit Fortschreiten des Alters wieder andere Stärken herauskristallisieren, die es zu erkennen und umzusetzen gilt. Ob das wieder etwas Sportliches ist oder in einen anderen Bereich fällt, ist sekundär.

Warum sind Sie immer solo unterwegs und nicht mit Partnern?

Damit die Freiheit bedingungsloser wird. Zu Hause bin ich Familienmensch, im Beruf Teamplayer aber bei sportlichen Projekten war und bin ich radikaler Individualist. Ich möchte lieber meine eigenen Entscheidungen treffen, nur für mich selbst verantwortlich sein und habe auch nicht das Bedürfnis, zu kommunizieren. Für mich ist Einsamkeit viel mehr Trost als Belastung. Wenn's mir richtig dreckig geht, ertappe ich mich oft bei Gedanken wie: "Aber wenigstens bist allein!". Ein Freund, wäre bei solchen Unternehmungen ein Störfaktor, der mich in meiner Freiheit einschränkt.

Aber was macht man den ganzen Tag alleine im Sattel?

Das hängt vom Gemütszustand ab. Meistens mache ich nichts und die stundenlange monotone Trittfrequenz führt dich recht bald ins Nirvana, wo Zeit und Raum verschwimmen und alles an Bedeutung verliert. In Zeiten äußerster Reizdeprivation — wie etwa in den Wüstengebieten — gibt es aber auch Phasen, in denen mir nach äußerster geistiger Aktivität dürstet. Um dieses Bedürfnis zu stillen, habe ich immer kopierte Texte (z. B. Gedichte, historische Dokumente, berühmte Reden) oder anderen Lernstoff (z. B. das Periodensystem mit den chemischen Elementen, die Hauptstädte der Welt) bei mir, die ich auf den Kartenhalter hefte, auswendig lerne und rezitiere.

Verändern Sie Expeditionen als Menschen — und wenn ja, wie?

Jeder Mensch — ob es ihm bewusst ist oder nicht — steckt ständig in einem Prozess der Veränderung. Ich finde diese Veränderungen extrem spannend. Alles was ich bisher getan habe, hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin und morgen sein werde und ich bin schon neugierig, was noch folgen wird. Auf einer Expedition sind oft die fundamentalsten Grundbedürfnisse wie Nahrung, Wärme, Sicherheit, Bequemlichkeit nicht befriedigt und es wird einem bewusst, wie angenehm das Leben in Österreich ist. Selbst jetzt — 3 Monate nach meiner Rückkehr — denke ich mir oft: "Ein weiches, warmes Bett — welch ein Luxus!". Auf jeden Fall wird man dankbarer und auch empathischer Menschen gegenüber, die nicht so begünstigt leben können wie wir.

Vielen Dank für die interessanten Einblicke. Was steht als nächstes bevor?

Keine Ahnung. Weder denke ich darüber nach, noch suche ich gezielt nach etwas Neuem. Sobald ein Ereignis in meinem Herzen die Sehnsucht erweckt, irgendwohin aufzubrechen, werde ich diesem Bedürfnis vermutlich wieder nachkommen. Jetzt genieße ich aber wieder eine Zeit lang die Annehmlichkeiten des Lebens.

Ein Philosoph, Abenteurer und Kosmopolit, der eine Polizeiuniform trägt, ist selten. Warum sind Sie zur Exekutive gegangen?

Ich sah es als eine Herausforderung. Es war aber für beide, für mich und die Gendarmerie, später die Polizei, nicht leicht. Ich fand aber große Gestaltungsmöglichkeiten und bin heute dankbar, dass ich den Weg zu einer kundenorientierten, menschenrechtskonformen Polizei aktiv mitgestalten durfte und darf.

ZUR PERSON:
Name: Mag. Oberstleutnant Peter Hauser
Geburtstag: 24. Mai 1964
Wohnort: St. Margarethen bei Wolfsberg
Familienstand: verheiratet, drei Kinder
Beruf: seit 1993 Bezirkspolizeikommandant von Wolfsberg, abgeschlossenes Philosophie-Studium, immer wieder auch international tätig
Hobbys: Sport und Literatur

ZUR SACHE:
Der Wolfsberger Bezirkspolizeikommandant Peter Hauser lädt am Freitag, dem 29. Mai, um 19 Uhr, im Rathausfestsaal in Wolfsberg zum Lichtbildervortrag "Fin del mundo - Solo-Bike-Expedition am Ende der Welt". Dabei berichtet der Philosoph, Abenteurer und Kosmopolit aus dem Lavanttal bei freiem Eintritt über die lange Reise nach Patagonien.

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