Leopoldstadt: Rettet unsere Altbauten
Abriss eines Neorenaissancegebäudes in der Oberen Donaustraße 67a
„Der Abriss dieses Gründerzeithauses ist eine Kulturzerstörung“, ist Markus Landerer, Initiator der Bürgerinitiative Denkmalschutz, erbost.
Das abgerissene Haus wurde 1888/89 erbaut und bildete mit den benachbarten Häusern eine geschlossene Blockverbauung mit einheitlicher Neorenaissance-Gliederung. Die Stirnfront an der südlichen Schmalseite ist besonders reich verziert.
Landerer: „Wir wollen die historische Bausubstanz erhalten und eine Bewusstseinsbildung für zukünftige Projekte erreichen.“ Die Bürgerinitiative fordert eine Ausdehnung der Schutzzonen und eine stärkere Stellungnahme im Umwidmungsverfahren durch den Bezirk.
Schutzzonenmodell Wien
Bereits 1996 wurden Bereiche am Donaukanal und auch in der Taborstraße mit hoher Wahrscheinlichkeit als schutzzonenwürdig befunden und im Schutzzonenmodell Wien dargestellt. Der Gemeinderat hat dies im Flächenwidmungsplan teilweise ausgewiesen. Der Bezirk und auch jeder Bürger kann bei diesem Verfahren Stellungnahme abgeben.
Bezirksvorsteher Karlheinz Hora: „Wir haben gemeinsam mit Experten die Schutzzonen für die Leopoldstadt festgelegt. Gebiete rund um den Karmeliterplatz, der Taborstraße und der Praterstraße sind Schutzzonen.“
Eine Schutzzone untersagt jedoch dem Grundeigentümer nicht den Abriss eines Gebäudes, sondern zwingt nur zu einem technischen Nachweis.
Abriss aus wirtschaftlichen Gründen
Grundeigentümer des Hauses in der Oberen Donaustraße 67a ist die Wr. Städtische Versicherung. Da die Bausubstanz sehr schlecht war und auch die Möglichkeit zum Einbau eines Lifts nicht gegeben war, hat man sich zum Abriss und Neubau eines Wohnhauses entschieden.
Bei den Arbeiten wurde am Dachboden eine Mörsergranate aus dem Weltkrieg gefunden. Die umliegenden Mieter wurden rechtzeitig über den Abriss informiert.
Den Grund für Abrisse alter Bauten ortet Hora in der Unwirtschaftlichkeit alter Wohnsubstanz: „Wohnraum in der Leopoldstadt kostet rund 12 bis 15 Euro pro Quadratmeter. Bei einem Neubau sind bei gleicher Gebäudehöhe mehr Geschosse untergebracht. Gleichzeitig ist es sehr schwierig Investoren für die Revitalisierung alter Gebäude zu finden.“
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