Haus Prater
"Wir sind wie eine große Familie"
Die Pflegerinnen Jasminka Kocanovic und Lidija Nikolic arbeiten auch zu Weihnachten im Haus Prater.
LEOPOLDSTADT. „Weihnachten ist eine ganz besondere Zeit für unsere Bewohner“, sind sich Jasminka Kocanovic und Lidija Nikolic einig. Die beiden arbeiten in der Station Krieau des Pensionistenheims in der Engerthstraße 255 und sind große Weihnachtsfans. Und weil die Pflegerinnen nicht katholisch sind, haben sie sich für die Dienste an Weihnachten freiwillig gemeldet. „Wir achten innerhalb des Teams darauf, dass die Feiertage der einzelnen Religionen berücksichtigt werden“, erzählt Kocanovic.
"Viele der 36 Bewohner unserer Pflegestation erinnern sich in dieser Zeit an früher, wollen in ihr eigenes Zuhause und im Kreise der Familie sein." Oft sei dies jedoch aus Krankheitsgründen nicht möglich. Deshalb feiern die meisten Bewohner im Haus Prater, wie etwa Hedwig Pfeiffer, Weihnachten im Pensionistenheim. "Leider werden viele unserer Bewohner immer seltener von ihren Familien abgeholt oder besucht", erzählt Kocanovic. Eine Ausnahme ist der 100-jährige Bewohner Ernst Klem. Er fährt mit seinem Sohn zur Tochter und verbleibt dort eine ganze Woche.
Große Weihnachtsfans
„Wir beide lieben das Weihnachtsfest mit viel Dekoration, Trubel und Stimmung“, so Nikolic. Kaum verwunderlich, dass die ganze Station bunt dekoriert ist. „Wir machen die Dekoration mit den Bewohnern selbst, wie heuer eine Lebkuchenhütte aus leeren Haushaltsrollen oder unsere Krieau Crystals“, erzählt Kocanovic lächelnd.
Gebastelt wird bereits im Sommer, dekoriert ab Mitte November und zum ersten Advent ist alles fertig. Ab dann werden alle Gäste der Station mit Keksen begrüßt. Aushelfen kann da Hedwig Pfeiffer, denn die rüstige 90-Jährige hat früher leidenschaftlich gerne gebacken: „Bischofsbrot war mein Favorit.“
Ablenkung an Weihnachten
Um die Einsamkeit und Sentimentalität der Bewohner an den Feiertagen zu reduzieren, ist Ablenkung nötig. Bereits in der Früh des 24. Dezembers werden Bratäpfel gemacht, damit der Duft die ganze Station erfüllt. Die Pflegekräfte verkleiden sich weihnachtlich und auch die Bewohner ziehen ihre Feiertagskleidung an. Gegen Mittag liest Direktor Claudio May eine Weihnachtsgeschichte vor. Es folgt gemeinsames Singen, Tanzen und sogar eine Weihnachtspolonaise. Nicht fehlen dürfen Kekse, Punsch und Eierlikör.
Obwohl Weihnachten etwas Besonderes ist und ein anderer Tagesablauf vorherrscht, gehen die Pflegekräfte auch ihren normalen Tätigkeiten nach. „Mit einem starken Willen schafft man das. Wenn die Arbeit mit Liebe zum Menschen gemacht wird, entsteht daraus auch die Motivation alles zu schaffen“, fasst Kocanovic den Teamgeist zusammen. Nach dem Dienstschluss am 24. Dezember sind die zwei Pflegerinnen bei ihren Liebsten. Während Kocanovic von ihrem Mann bekocht wird, isst Lidija Nikolic mit der Familie Raclette: „Es ist bei uns Tradition, dass wir, obwohl wir serbisch-orthodox sind, auch am 24. Dezember feiern.“
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