Liesing
Zwei Frauen leiten das Großprojekt Liesingbach-Renaturierung
Im Rahmen der Wiener Frauenwoche führten die beiden Leiterinnen der Renaturierung des Liesingbachs, Marlies Greußing und Isabella Schild, durch die aktuelle Baustelle. Viel Wissenswertes über das Projekt konnte erfahren werden. Auch das Thema "Frauen in der Technik" war Thema.
WIEN/LIESING. Die erste Wiener Frauenwoche lädt derzeit zu verschiedensten Veranstaltungen, nicht selten stehen dabei smarte und starke Frauen im Mittelpunkt. Zwei davon leiten ein komplexes Großprojekt der Stadt Wien und gaben bei einer Führung einen Einblick in ihre Tätigkeit: Marlies Greußing von Wien Kanal und Isabella Schild von der MA45 (Wiener Gewässer) sind die Projektleiterinnen der Renaturierung des Liesingbachs. MeinBezirk.at war bei der Führung entlang der Baustelle dabei und hat so einiges über ihre Arbeit am Projekt erfahren.
Die Wien Kanal Zentrale in der Großmarktstraße war der Ausgangspunkt der Tour. An dieser Straße beginnt praktischerweise auch der aktuelle Bauabschnitt. Bis Herbst 2025 soll das Gewässer bis zur Gutheil-Schoder-Gasse renaturiert und mit einem neuen Kanal versehen sein. Isabella Schild erklärte, warum: "Die Wasserrahmenrichtlinie der EU gibt vor, dass wir den bestmöglichen ökologischen und chemischen Zustand eines Gewässers erreichen sollen." Mit dem neuen Wasser-Trennsystem sowie der Renaturierung des Ufers soll dies erreicht werden – Hochwasserschutz inklusive.
Marlies Greußing kennt jedes Detail des neuen Kanals. Sie erklärt zuerst das grundsätzliche System: "Vieles von dem Wasser, das in den Liesingbach gelangt, ist verschmutzt, zum Beispiel durch die Schadstoffe im Straßenverkehr. Mit dem neuen Entlastungskanal gelangt das Schmutzwasser direkt in die Kläranlage." Davon getrennt, wird das Regenwasser durch separate Leitungen weiterhin den Liesingbach speisen.
Wärmetauscher und neue Bäume
Das Fachwissen der Technikerin tritt schon bei der ersten Station der Führung zutage: Unweit von der Großmarktstraße wird nämlich ein Umschwellwerk errichtet. "Wir bauen einen Wärmetauscher in das System ein, mit dem wir die Wien Kanal Zentrale kühlen und wärmen. Während des Baus müssen wir das Wasser in beide Richtungen umpumpen können, deshalb das Umschwellwerk." Gegenüber wird gerade eine neue Pegelstiege errichtet. Isabella Schild erklärt: "Der Wasserstand wird mit einem Infrarot-Strahl gemessen. Das funktioniert verlässlich bei jeder Witterung."
Schild weiß bestens darüber Bescheid, wie das Bachbett der Liesing revitalisiert wird. Sie zeigt auf eine Uferkonstruktion, die mit Holzstämmen befestigt ist – eine sogenannte Krainerwand. "Die Krainerwand wird bald von Studierenden der BOKU begrünt." Leider müssen im Zuge der Bauarbeiten auch Bäume gefällt werden. Dafür werden neue gepflanzt. Edith Nowak, die beim Projekt die ökologische Bauaufsicht innehat, weiß, welche Arten künftig das Ufer säumen: "Wir haben Eichen, Linden, Weiden, Ulmen und Ahornbäume gepflanzt – ein Mix aus klimafitten und Standort-gerechten Bäumen."
Schritt für Schritt zu mehr Natur
Die beiden Projektleiterinnen klärten über einige Gegebenheiten auf, die dem Laien auf den ersten Blick nicht einleuchten. Teile des Ufers etwa sind großflächig mit großen Steinen bedeckt. Wie passt das zur Renaturierung? "Was jetzt wie eine Steinwüste aussieht, holt sich die Natur Schritt für Schritt zurück. Zwischen den Steinen werden zahlreiche Pflanzen gedeihen und viele Tiere werden hier ihren Lebensraum haben", informieren die Leiterinnen. In rund einem Jahr würde das Steinufer schon ganz anders aussehen.
Der Liesinger Bezirksvorsteher Gerald Bischof (SPÖ), der bei der Führung dabei war, berichtete wiederum: "Viele Menschen rufen uns an und machen uns auf Baumstämme aufmerksam, die im Bach liegen würden, und die man bitte entfernen soll." Doch das Totholz ragt absichtlich ins Wasser: Dieses wurden sogar mit Stahlseilen extra befestigt. Unter anderem wird dadurch der Wasserlauf verlangsamt und es bilden sich Verwirbelungen, die den Tieren im Wasser zugutekommt. Ebenso müsse man sich keine Sorgen um das trübe Wasser machen: Das kommt von den Aufwirbelungen durch die Bauarbeiten.
Frauen in der Technik
Frauen-Stadträtin Kathrin Gaál sowie Umwelt- und Personalstadtrat Jürgen Czernohorszky (beide SPÖ) waren begeistert von der Expertise der beiden Projektleiterinnen. Für Gaál sind sie "die perfekten Vorbilder" für junge Frauen, die ebenfalls technische Berufe ergreifen und Karriere machen möchten. Wie soll man überhaupt mehr Wiener Frauen in technische Berufe bringen? "Es ist wichtig, dass wir Mädchen schon in der Schule bestärken, sich für diese Berufe zu entscheiden", so Gaál. Schild merkt an, dass Bereiche wie das Bauwesen und Technik zwar immer noch von Männern dominiert seien, aber: "Wir sind im Kommen!"
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