Sichere Skitouren: Alpindienst-Leiter Michael Hochgerner gibt Tipps

Michael Hochgerner ist Bezirkspolizeikommandant von Lilienfeld und Leiter des Alpindiensts der Landespolizeidirektion NÖ.  | Foto: Borsdorf
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BEZIRK. Das Skitourengehen boomt und es ist davon auszugehen, dass sich der Trend noch weiter verstärken wird. "Alpine Aktivitäten sollten generell gründlich vorbereitet und mit Maß und Ziel betrieben werden", sagt Michael Hochgerner, Bezirkspolizeikommandant und Leiter des Alpindienstes der Landespolizeidirektion NÖ.

Speziell für Skitouren empfiehlt die Alpinpolizei im Hinblick auf die Risikominimierung und Unfallprävention auf folgende Themen zu achten.

1. Ausbildung

Wer sich abseits des organisierten Skiraums auf Skitour begibt, sollte unbedingt Grundkenntnisse in den Themenbereichen Schnee- und Lawinenkunde und Orientierung besitzen und den Umgang mit dem Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS), der Lawinenschaufel, der Lawinensonde und damit verbunden die entsprechenden Such- und Bergemethoden / Grundsätze der Ersten-Hilfeleistung beherrschen.

Basiswissen in Kursen erwerben
Es wird empfohlen, sich dieses Basiswissen bei einschlägigen Ausbildungen, die beispielsweise bei Alpinen Vereinen, Bergsteigerschulen und bei Bergführern angeboten werden, anzueignen. Speziell von Bedeutung ist die Fähigkeit, die Faktoren der Lawinengefahr zu erkennen und das Verhalten im Gelände entsprechend anzupassen (Risikomanagement/Entscheidungsstrategien und Anwendung der erlernten Methoden, lawinengemäßes Verhalten – z.B.: Einhaltung der Entlastungsabstände sowohl im Aufstieg als auch während der Abfahrt).

Standort bestimmen
Es sollte selbstverständlich sein, dass man auf einer Skitour jederzeit seinen Standort bestimmen kann – hier sind eine Landkarte und Kompass verlässliche Partner, wobei hier die Verwendung und praktische Umsetzung im Gelände entsprechende Schulung und Erfahrung erfordert. Das GPS – heute schon vielfach auf Uhren installiert – ist natürlich eine perfekte Ergänzung, wobei immer bedacht werden sollte, dass diese modernen Orientierungsmittel auch einmal ausfallen können.

2. Notfallausrüstung

Wer sich außerhalb des gesicherten Skiraumes im freien Gelände bewegt – das ist in der Regel bei Skitouren, aber auch bei Variantenabfahrten und beim Schneeschuhwandern der Fall –, sollte unbedingt die Notfall-Mindestausrüstung – Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS, umgangssprachlich „Lawinenpieps“), Lawinenschaufel und Lawinensonde – mit sich führen.
Natürlich macht diese Notfallausrüstung für die Kameradenrettung nur dann Sinn, wenn das LVS-Gerät überprüft, eingeschaltet und unmittelbar am Körper (nicht im Rucksack!) getragen wird.
Der Umgang damit muss aber auch beherrscht werden, da der Zeitfaktor – nach 15 Minuten sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit rapide ab - eine wichtige Rolle für eine erfolgreiche (Kameraden-) Rettung spielt.

Ausrüstung sollte vorab kontrolliert werden
Weiters ist als Notfallausrüstung zusätzlich die Mitnahme von Verbandspäckchen, Biwaksack, (aufgeladenem!) Handy und die Verwendung eines Airbagrucksacks und Skihelms dringend zu empfehlen.
Ergänzend sollte nicht unerwähnt bleiben, dass der Zustand der persönlichen Skitourenausrüstung im Vorfeld kontrolliert werden sollte (Tourenski, Einstellung der Skibindung, Steigfelle, Harscheisen etc.) und ausreichend Flüssigkeit, Verpflegung, Überbekleidung, Reservewäsche, Sonnen-Skibrille, Sonnencreme, aber auch Kälteschutz mitgenommen wird. Wenn diese Hausaufgaben vernachlässigt werden, kann der Leitsatz – „kleine Ursache - große Wirkung“ – durchaus zum Problem werden.
Vor Beginn jeder Skitour ist die Funktionsüberprüfung („LVS-Check“) und Kontrolle der Vollständigkeit der (Notfall-)Ausrüstung – Stichwort „Partnercheck“ - ein absolutes Muss.

3. Tourenplanung – Vorbereitung

Unverzichtbar für eine sichere Skitour ist eine gewissenhafte Tourenplanung, wobei insbesondere die Kondition, der Ausbildungsstand, Anzahl und alpine Fähigkeiten der Teilnehmer (z.B. Skitechnik abseits der Skipisten), Geländeform wie etwa Exponiertheit und Steilheit der Hänge und nicht zuletzt allgemein die Schwierigkeit/Länge der geplanten Tour und damit verbunden voraussichtlicher Zeitbedarf (Zeitreserven!) bedacht werden müssen.

Lawinenlagebericht abrufen
Besondere Bedeutung kommt einerseits dem aktuellen Lawinenlagebericht zu, der für des Bundesland NÖ unter der Homepage http://www.lawinenwarndienst-niederoesterreich.at/ jederzeit abrufbar ist, andererseits ist die Wetterprognose ein entscheidendes Kriterium.
Auch das Studium von Führerliteratur und Tourenbeschreibungen ist für die Tourenvorbereitung ein unverzichtbarer Faktor, da schon im Vorfeld auf mögliche Gefahrenquellen hingewiesen wird.

Lieber einmal verzichten
Im Zweifel lieber einmal auf eine Skitour verzichten oder ein anderes – ungefährlicheres – Ziel wählen. Es ist keine Schande oder Schwäche, sondern zeigt von Kompetenz und Verantwortungsbewusstsein, auch eine bereits begonnene Skitour abzubrechen und umzukehren, wenn sich beispielsweise die Witterungs- und Sichtverhältnisse plötzlich verschlechtern.

4. Maßnahmen bei einem Lawinenunfall

Ist es trotz aller Vorsichts- und Vorbereitungsmaßnahmen zu einem Unfall - z.B. Lawinenabgang mit Verschütteten - gekommen, sollte neben der unverzüglichen Kameradenrettung / Ersten-Hilfeleistung auch die Unterstützung durch weiteres alpin ausgebildetes Personal der Bergrettung bzw. der Alpinpolizei entweder über den Alpin-Notruf 140 oder über den Polizei-Notruf 133 / Euro-Notruf 112 angefordert werden.

Alpines Notsignal
Kommt eine telefonische Verbindung nicht zustande, wird auch auf die Möglichkeit der Abgabe des Alpinen Notsignales hingewiesen, welches aus sechs optischen oder akustischen Zeichen in gleichmäßigen Abständen pro Minute besteht. Dann eine Minute warten und so lange wiederholen, bis Antwort kommt. Antwort: dreimal pro Minute in gleichmäßigen Abständen.

"Negativmeldung" geben
Für den planmäßigen Lawineneinsatz stehen den primären alpinen Einsatzorganisationen - Alpinpolizei / Bergrettung / Österreichisches Bundesheer - zusätzlich Hubschrauber, Lawinenhunde und neben dem LVS auch weitere technische Möglichkeiten – Handyortung und Einsatz des Suchdetektors RECCO-SAR zur Verfügung.
Wichtig ist es auch, dass im Falle einer Lawinenauslösung ohne Personenbeteiligung dieser Umstand ebenfalls bekannt gegeben wird, um unnötige Fehleinsätze zu vermeiden („Negativmeldung“).

"Ich wünsche schöne, erlebnisreiche und vor allem unfallfreie Skitouren", so Michael Hochgerner.

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