Bezirk Lilienfeld
Streit vor Pizzeria – Prozess abermals vertagt
Bereits zum dritten Mal musste der St. Pöltner Richter Slawomir Wiaderek den Prozess gegen einen 27-jährigen Rumänen, der für den Unterkieferbruch eines 54-Jährigen verantwortlich sein soll, vertagen, zumal die Aussage eines Zeugen neue Fragen aufwarf.
TRAISEN (ip). Nach wie vor bestritt der Beschuldigte, im vergangenen Februar dem Älteren im Zuge eines Streits vor einer Pizzeria in Traisen einen Faustschlag mit massiven Konsequenzen verpasst zu haben (die Bezirksblätter berichteten). Von den bisher einvernommenen Zeugen hatte nur der 38-jährige Betreiber der Pizzeria vor der Polizei angegeben, den Faustschlag gesehen zu haben. Und genau dieser Zeuge ließ die Anwesenden im Gerichtssaal nahezu verzweifeln.
Nachdem er bereits zehn Jahre in Österreich lebt, reichten seine Deutschkenntnisse bei seiner polizeilichen Einvernahme anscheinend aus, sodass auf einen syrischen Dolmetscher verzichtet wurde. Er habe das Protokoll durchgelesen und auch verstanden, bestätigte er zunächst auch gegenüber Wiaderek, der aufgrund des ersten Auftritts des Syrers nun doch auch einen Dolmetscher beizog.
„Nicht alles verstanden“,
meinte der Syrer bei seiner neuerlichen Ladung. Er habe das Wort „Faust“ nicht gekannt, er habe den Schlag nicht gesehen, sondern nur davon gehört und die, vor der Polizei als gesehen angegebenen Verletzungen, verblassten im Zeugenstand auf ein Minimum.
Opfervertreter Alfred Schneider konfrontierte den Zeugen danach auch mit Widersprüchen, die der Richter mit den Worten kommentierte:
„Ich glaube, dass Sie den Angeklagten schützen wollen.“
So outete sich der Syrer plötzlich als Nachbar des Rumänen. Schneider sprach von einer Freundschaft der Kinder beider Männer, von einem Besuch des Syrers in der Wohnung des Angeklagten, der seinerseits in der Pizzeria aufgetaucht sein soll.
Immer wieder musste Wiaderek in die Übersetzungsversuche des Dolmetschers eingreifen und für einen geordneten Gesprächsverlauf sorgen. Schließlich beantragte nicht nur Verteidiger Roland Schöndorfer ein Gutachten zur möglichen Ursache der Verletzung, auch dem Antrag zur Einvernahme des Polizeibeamten und weiterer Zeugen stimmte der Richter überzeugt von der Notwendigkeit zu.
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