"Auf keinen Fall mit Vorwürfen reagieren"

BEZIRK (ros). Ritzen, eine Selbstverletzung der Haut mit scharfen Gegenständen wird immer häufiger beobachtet. Die Motive für diese schmerzvollen Schnitte sind jedoch sehr unterschiedlich und nicht gleich erkennbar. Die meisten Jugendlichen wünschen sich mehr Beachtung, Zeit, Anteilnahme und Anerkennung ihrer Eltern oder durch andere ihnen wichtige Bezugspersonen. "Selbstbestrafung, innere Zerrissenheit, Not und der Wunsch einen tieferen Schmerz zu übertönen bis zum Verlangen nach Aufmerksamkeit, sind einige Gründe. Betroffene erleben durch die Selbstverletzung häufig ein Gefühl der Erleichterung, somit wird Ritzen als eine Art Lösungsweg erlebt und erlernt", erklärt Klaudia Hones, Lebensberatung-Coaching-Training in Haid/Ansfelden. Viele Erwachsene reagieren hilflos, wenn sie selbstverletzendes Verhalten beobachten. Eltern sollten auf keinen Fall mit Vorwürfen oder Drohungen reagieren. Es setzt die Betroffenen unter Druck und das verschärft die Situation noch weiter.

Auch Ungesagtes hören
Dazu Klaudia Hones: "Da die Gründe für Ritzen und vergleichbare Selbstverletzungsversuche sehr vielschichtig sind, gibt es leider keine Patentlösung für dieses Problem. Im Wesentlichen ist dieses Schmerz missachtende Handeln ein Ausdruck großer innerer Not und genau diese soll wahrgenommen werden. Für Eltern kann das bedeuten, sich dem Kind vermehrt und wertschätzend zuzuwenden, eventuell die eigene Ratlosigkeit auszudrücken, den Willen zur Unterstützung zu zeigen und wenn nötig professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen". Nicht zu unterschätzen ist die Gefahr einer Nachahmung und falsch verstandener Solidarität, wenn Freunde sich selbst verletzen. "Selbst verletzendes Handeln stellt nicht nur für den Betroffen selber ein Problem dar. Oft entsteht damit auch Druck auf Freunde, die mit dieser Situation ebenfalls überfordert sein können. In jedem Fall gilt: „geteiltes Leid ist halbes Leid“, so kann es auch für Freunde erleichternd sein, sich jemand anzuvertrauen".
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