Netzwerk Ansfelden
"Helfen seit 20 Jahren"

Andreas Grübler vom Netzwerk Ansfelden. | Foto: Netzwerk Ansfelden
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Andreas Grübler vom Netzwerk Ansfelden erzählt im Interview, wie Jugendliche mit Beeinträchtigung unterstützen. 

Das NETZWERK bietet ja mehr an, als nur Jobs für Menschen mit besonderen Bedürfnissen zu vermitteln. Welche Dienste bieten Sie konkret an?
Grübler: NETZWERK bietet vor allem Lehrstellen für Jugendliche an, die es schwer haben einen Lehrberuf zu bekommen. Wir unterstützen besonders jene, die aufgrund einer Behinderung oder Lernschwäche Unterstützung bei der Ausbildung brauchen. Und noch mehr, man kann bei uns jeden Beruf erlernen und wird während der gesamten Lehrzeit im Betrieb und in der Berufsschule von einem/einer unserer Lehrlingsausbilder/innen begleitet. Wenn wir von Ausbildung sprechen, dann passiert dies immer in Zusammenarbeit mit einem Ausbildungsbetrieb.

Welche Herausforderungen bringt die Vermittlung von Menschen mit Beeinträchtigung mit sich?
Von welchen Beeinträchtigungen sprechen wir da ganz konkret? Jugendliche sprechen nicht gerne über ihre eigenen gesundheitlichen Probleme. Aber jeder und jede, die schon in der Schule häufig krank waren, tun sich schwer beim Lernen, die bereits sonderpädagogischen Förderbedarf hatten oder auch schon schwierige Spitals- oder Arztbehandlungen über sich ergehen lassen mussten, sind bei uns gut aufgehoben. Die Herausforderung besteht dann oft darin, dass aufgrund der körperlichen Beeinträchtigung mit mehr Ausfallszeiten im Betrieb während der Berufsausbildung bzw. mit Krankenständen sowie Nachprüfungen und Wiederholungen von Berufsschuljahrgängen zu rechnen ist. Und dafür haben wir das passende Rezept.

Wie funktioniert Ihre Lehrlingsausbildung konkret? 
Die Jugendlichen oder deren Eltern kontaktieren uns telefonisch oder per Email. Wir vereinbaren einen Kennenlerngespräch, bei dem die Voraussetzungen für den gewünschten Lehrberuf besprochen werden. Anschließend erhält der Jugendliche die Möglichkeit, sich seinen künftigen Ausbildungsplatz auch einmal anzusehen, er/sie kann sozusagen in den Lehrberuf hineinschnuppern. Dabei lernt er/sie auch den Ausbildungsbetrieb kennen, in dem er/sie die nächsten Jahre seiner Lehrzeit verbringt. Wenn dann alle gut zusammenpassen, starten wir gemeinsam mit einer regulären Lehrausbildung. Den Jugendlichen ist dann auch von Anfang an bewusst wo er/sie Unterstützung benötigt und worauf er/sie achten muss damit die Ausbildung auch absolviert werden kann.

Seit wann gibt es das NETZWERK in Ansfelden?
Wir arbeiten bereits seit über 20 Jahren hier am Standort in Ansfelden. Unser besonderer Schwerpunkt liegt in der Umsetzung von Integrationsprojekten im Auftrag des Sozialministeriumservice Landesstelle Oberösterreich. Diese Zusammenarbeit ermöglicht uns, Menschen zu unterstützen und sie auf den Weg in die Arbeits- bzw. Berufswelt zu begleiten. Ein engagiertes Team bemüht sich dabei um bestmögliche Wege zu diesem Ziel zu finden.

Welche Jobs werden besonders oft und gut vermittelt?
Natürlich jene die sich unserer BewerberInnen auch wünschen und das sind alle klassischen kaufmännischen Berufe von Einzelhandel bis Betriebslogistik genauso wie handwerkliche Berufe von Maurer bis KFZ Technik. Ich sage immer, wenn ein Lehrling seinen Traumberuf erlernen will und die Berufsschule dazu schaffen kann, dann haben wir auch immer noch den passenden Ausbildungsplatz für ihn gefunden.

Gibt es Firmen, zu denen man besonders oft vermittelt, die besonders viel Wert darauf legen, Menschen mit Beeinträchtigung anzustellen? Falls ja, dürfen Sie uns Firmen aus der Region Linz-Land nennen?
Ja, solche Betriebe gibt es, aber es gibt auch viele kleine Betriebe auf die wir sehr stolz sind und mit denen wir hervorragend zusammenarbeiten. Uns ist die Vielfalt und nicht die Größe wichtig, denn dadurch haben viele Jugendliche mit Behinderung die Möglichkeit aus vielen Angeboten auszuwählen und sich den Ausbildungsplatz zu suchen, der am Besten zu ihnen passt.

Wie läuft so eine Vermittlung konkret ab? Ist das ein langfristiger Prozess? Begleitet man die Klienten eine gewisse Zeit lang dann im gefundenen Betrieb?
Wir kennen bereits viele Betriebe im Bezirk mit denen wir bereits gemeinsam Lehrlinge erfolgreich ausgebildet haben. Aber wir kontaktieren auch „neue“ Unternehmen, präsentieren unser Angebot und stellen potentielle BewerberInnen vor. Die Zusammenarbeit mit NETZWERK hat viele Vorteile für Betriebe und wir kümmern uns während der gesamten Lehrzeit um alle Angelegenheiten rund um den „NETZWERK Lehrling“. Folglich kann sich der Ausbildungsbetrieb rein auf die praktische Ausbildung konzentrieren und mit allen Fragen und Sorgen an uns als „Partner“ herantreten. Übrigens, unser gemeinsames Ziel lautet: Positive Lehrabschussprüfung und an diesem Ziel arbeiten wir täglich hart und genauso daran, dass 98% aller Absolventen auch nach ihrer Ausbildungszeit im Betrieb weiterbeschäftigt werden und einen fixen Job bekommen.

Wurde die Arbeit beim NETZWERK durch Corona eingebremst? Wie gingen Sie und Ihre Klienten mit den letzten eineinhalb Jahren um?
Wir waren hauptsächlich von den Einschränkungen in den Berufsschulen beschäftigt. Nicht jedem/jeder unserer Lehrlinge ist es möglich von zuhause aus den Schulbetrieb zu verfolgen. Wir konnten so weit es möglich war und die Coronavorschriften es zuließen, den „Normalbetrieb“ aufrechtzuerhalten, aber es war für uns wie auch für die Lehrlinge und Betreibe eine sehr herausfordernde und anstrengende Phase. Hoffentlich bleiben uns künftig Lockdowns erspart, damit junge Leute eine ordentliche Ausbildung bekommen und sozial gut eingebunden sind. Das denke ich ist wichtig für deren Zukunft und Weiterentwicklung.

Wie kommen Menschen mit Beeinträchtigung zu Ihnen? 
Es besteht im Bezirk eine sehr gute langjährige Zusammenarbeit mit dem Arbeitsmarktservice in Traun. Auch mit anderen Sozialeinrichtungen und Schulen über den Weg des Jugendcoachings kommen Jugendliche oder deren Eltern auf uns zu. Internet und unsere Lehrstellenangebote sprechen auch immer mehr Jugendliche an, die sich dann bei uns melden.

Welche Voraussetzungen muss ein Unternehmer mitbringen, der gerne eine Person mit Beeinträchtigung einstellen möchte?
Grundsätzlich muss das Unternehmen die Berechtigung zur Ausbildung von Lehrlingen besitzen und eine/n geprüften Lehrlingsausbilder/in vor Ort zur Verfügung haben. Gerne sind wir aber auch dabei behilflich, wenn Unternehmen noch nie Erfahrung bei der Ausbildung mit Lehrlingen oder bei der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung gemacht haben.

Gibt es „Stolpersteine”, die einem der Gesetzgeber in den Weg legt bei der Vermittlung? Verbesserungsvorschläge/Wünsche Ihrerseits? Ja, Wünsch habe ich immer, dabei ist mir eines besonders wichtig, nämlich dass das österreichische Erfolgsmodel der „Dualen Berufsausbildung“ weiter zielstrebig verbessert und den künftigen Herausforderungen gemäß angepasst wird. Damit meine ich u.a. auch eine Verbesserung der Anerkennung von Teilqualifizierungen auf Kollektivvertragsebene, einen kostenlosen Zugang zu ausbildungsrelevanten Zusatzausbildungen (z.B. Staplerschein, Sprach- und EDV-Kursen, Vorbereitungen für Lehrabschlussprüfungen, etc.) sowie die zeitlich flexiblere Gestaltung des Berufsschulblockunterrichtes.
Mehr Informationen zum Netzwerk Ansfelden gibt es hier

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