Landwirtschaft in der Corona-Krise
„Regionalität ist gelebte Solidarität“
Corona-Krise, Wettervielfalt und neue Absatzmärkte beschäftigen Landwirte im Bezirk Linz-Land.
LINZ-LAND. „2020 war ein herausforderndes Jahr, weit anders als die letzten Jahre“, betont Johannes Gruber, Bezirksbauernkammer-Obmann von Linz-Land, und erklärt: „War in den letzten Jahren die Dürre vor allem das Thema, so war die Landwirtschaft heuer mit einer Wettervielfalt konfrontiert. Die Frostnächte im März und April zur Marillen- und Apfelblüte haben bei den Obstkulturen zu massiven Ertragsausfällen geführt.“ Bei den Feldfrüchten gab es heuer gute Ernteerträge. Gruber: „Das relativiert sich aber wieder bei der Zuckerrübe, wo der Zuckergehalt heuer geringer ist, und somit den Ertrag schmälert.“ Auch die eingeschränkte Reisetätigkeit für Saisonarbeitskräfte hat die Obst- und Gemüsebauern im Corona-Jahr 2020 vor große Herausforderungen gestellt.
Preisrückgang war die Folge
„Darüber hinaus haben wir besonders starke Probleme im Zulieferbereich der Gastronomie“, betont der oberste Bauernvertreter im Bezirk Linz-Land und weist hier besonders auf die Schweine- und Rindfleischbauern hin: „Durch die zahlreichen Corona-Maßnahmen und besonders die Schließung der Gastronomiebetriebe waren die Schweine- und Rinderbauern durch die geringere Fleischnachfrage am Markt betroffen. Die Folge war ein Preisrückgang.“ Hier wünscht sich Gruber eine Unterstützung des Gesetzgebers für die landwirtschaftlichen Produzenten. Dennoch gibt es für den Bezirksbauernkammer-Obmann auch positive Seiten des Lockdowns: „Jetzt hat sich gezeigt: Es gibt den Zusammenhalt der Landwirte, Gastronomen gemeinsam mit der heimischen Bevölkerung.“ Das ist für Gruber der positive Nebeneffekt der Krise. Durch den Boom beim Abholservice in der Gastronomie konnte der Absatz auch für die Gänsebauern trotzdem gesichert werden. Darüber hinaus haben die Konsumenten die Landwirte wieder als regionale Versorger entdeckt.
Appell für den regionalen Einkauf
„Mit einem regionalen Einkauf beim Bauern in der Nähe werden auch viele Arbeitsplätze in der vor- und nachgelagerten Lebensmittelbranche gesichert. Nebenbei profitiert jeder Konsument von den hochwertigen Lebensmitteln, die man bei den Landwirten einkauft. Das wäre wichtige für unsere Branche“, appelliert Johannes Gruber, beim Einkauf an die Direktvermarkter zu denken. Bereits fünf nach zwölf sieht der aus Kematen an der Krems stammende Landtagsabgeordnete Franz Graf, Landesobmann der Freiheitlichen Bauern, die Landwirtschaft: „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand deshalb muss sich in der Landwirtschaft unbedingt etwas ändern. Vor zehn Jahren haben unsere Bauern noch besser verdient als jetzt. Und wenn sich viele Bauern die Sozialversicherungsbeiträge nicht mehr leisten können, ist nun ordentlich Feuer am Dach.“
„Unsere Familienbetrieben wieder eine Chance geben“
Der engagierte Bauernvertreter möchte keine Geschenke: „Nur einfach keine Prügel mehr vor die Füße geschmissen bekommen. Deshalb keine Flächenausgleichszahlungen nach dem Gießkannenprinzip und die 100-Prozent-Kennzeichnung regionaler Lebensmittel. Dann greift der Kunde wieder eher zu den regionalen Produkten und unsere Familienbetriebe haben wieder eine Chance. Das wäre wichtig für unsere Branche.“
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