"Streit birgt Entwicklungspotenzial"

Sind Kinder betroffen, ist eine gute Streitkultur besonders wichtig. | Foto: WavebreakMediaMicro/Fotolia
2Bilder
  • Sind Kinder betroffen, ist eine gute Streitkultur besonders wichtig.
  • Foto: WavebreakMediaMicro/Fotolia
  • hochgeladen von Nina Meißl

"Konflikte gehören zum Leben und kommen in den besten Familien vor", weiß Maria-Theresia Müllner, Leiterin des Zentrums für Familientherapie und Männerberatung. Äußere Anlässe wie Weihnachten oder Zeugnisverteilung bergen eine Menge Konfliktpotenzial. "Wichtiger ist allerdings, was in der Familie selbst an aktuellen Anlässen vorliegt, zum Beispiel, wenn ein Partner eine außereheliche Beziehung hat, wenn ein Kind die Schule abbricht, wenn ein Elternteil arbeitslos wird oder ein Paar beschließt, sich scheiden zu lassen", so die Expertin. In der Familie spielen Probleme im Zusammenleben in Patchworkfamilien oder über die Generationen hinweg eine ebenso große Rolle wie Lern- und Erziehungsschwierigkeiten mit heranwachsenden Kindern. Die dabei entstehenden Konflikte sind jedoch nicht nur negativ: "Sie bergen auch Entwicklungspotenzial für den Einzelnen, das Paar oder die Familie – vorausgesetzt, man streitet richtig, nämlich sachlich, fair und wertschätzend", so Müllner.

Versteckte Motive

Oft gelingt das leider nicht. Hinter den Konflikten stehen oft andere Themen, zum Beispiel übersteigerte Erwartungen, wenig wertschätzende Kommunikation, unklare oder nicht funktionierende Familienregeln oder versteckte Bedürfnisse, die nicht bewusst sind oder nicht klar ausgesprochen werden. Der Streit eskaliert, führt zu Beleidigungen, Abwertung, seelischen Verletzungen und schließlich zum Bruch von Beziehungen. "Wenn es gelingt, die versteckten Motive ans Licht zu befördern, können Konflikte vermieden oder rascher und friedlicher wieder beigelegt werden", erklärt Müllner. Das ist oft nicht einfach, denn jeder Mensch geht anders mit Konflikten um.

Um Beziehung kämpfen

Aus der Beratungspraxis der Therapeuten des Zentrums für Familientherapie lassen sich einige geschlechtstypische Verhaltensweisen ablesen: "Frauen haben eher das Bedürfnis, über Probleme in der Familie oder der Beziehung zu sprechen. Von ihnen geht auch hauptsächlich die Initiative für eine professionelle Beratung aus, der Männer mit sanftem Druck folgen, wenn sie merken, dass ,Feuer am Dach' ist." Männer hingegen sind laut der Expertin meist schweigsamer. "Die Ursache liegt weniger in Bequemlichkeit oder mangelndem Interesse, vielmehr hoffen Männer allzu gerne, dass sich die Sache von allein einrenken wird. Kommen die Konflikte in der Beratungssituation dann auf den Tisch, signalisieren Männer rasch ihre Bereitschaft für Veränderung und kämpfen um ihre Beziehung."

Vorbild für Kinder

Wenn ständige Konflikte das Zusammenleben in der Familie belasten, sollte im Interesse der Kinder professionelle Begleitung in Anspruch genommen werden. Denn Kinder spüren meist schnell, wenn es unter den Erwachsenen Probleme gibt. "Problematisch wird es, wenn Kinder in einen Loyalitätskonflikt geraten oder von einem Elternteil instrumentalisiert werden. In jedem Fall bieten Eltern ihren Kindern ein Modell für die Konfliktbewältigung, das zu einem großen Teil übernommen wird, ein Beispiel, an dem sie lernen", weiß Müllner.

Die Therapeuten des Zentrums für Familientherapie und Männerberatung helfen den Beteiligten, die Ursache für wiederkehrende Probleme ans Licht zu bringen. Die Konfliktparteien und Berater treffen sich einige Monate hinweg regelmäßig für eine Stunde zum Gespräch. Gemeinsam werden passende Ideen und Möglichkeiten zur Vermeidung und zur friedlichen Beilegung von Konflikten entwickelt. Die Beratungen im Zentrum in Linz sowie in den Außenstellen Kirchdorf, Gmunden und Ried im Innkreis sind vertraulich. Die Honorarsätze orientieren sich am Familieneinkommen. In der Männerberatung in Linz, Ried, Schärding und Wels wird von den Therapeuten speziell auf die männliche Position Bezug genommen und es gibt Angebote zur Gewaltprävention bzw. zur Aufarbeitung von Gewalterfahrungen für Opfer.

Kontakt:
Zentrum für Familientherapie und Männerberatung des Landes OÖ
Figulystraße 27, 4020 Linz
Telefon: 0732/666412
zentrum-fm@ooe.gv.at
www.zentrum-fm.at

Bürozeiten: Montag, Dienstag und Donnerstag von 8 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Mittwoch und Freitag von 8 bis 12 Uhr.

Die Außenstellen Familientherapie in Gmunden, Kirchdorf und Ried im Innkreis und die Außenstellen Männerberatung in Ried im Innkreis, Schärding und Wels sind über das Linzer Zentrum erreichbar.

Sind Kinder betroffen, ist eine gute Streitkultur besonders wichtig. | Foto: WavebreakMediaMicro/Fotolia
Maria-Theresia Müllner ist Leiterin des Zentrums für Familientherapie und Männerberatung des Landes OÖ. | Foto: privat
Anzeige
1:46
1:46

WKOÖ Maklertipp
Rechtsschutzversicherung: Sichern Sie Ihr Recht!

Eine Rechtsschutzversicherung schützt Sie vor den Folgen von vielen möglichen Konfliktfällen – vor allem finanziell.  Es gibt viele Gründe für einen Streit vor Gericht: Angenommen, Ihr Vermieter erhöht den Mietzins in ungerechtfertigter Weise, Ihr Hund läuft einem Biker vor das Rad, Ihnen wird nach einem Verkehrsunfall das Schmerzensgeld verwehrt oder Ihr Arbeitgeber zahlt die Überstunden nicht. Von all diesen Fällen haben Sie schon gehört oder Sie haben sogar schon selbst eine solche oder eine...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Linz auf MeinBezirk.at/Linz

Neuigkeiten aus Linz als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Linz auf Facebook: MeinBezirk.at/Linz - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Linz und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.