Demenz wird zur Volkskrankheit

Stefanie Auer, Verein M.A.S Alzheimerhilfe, Josef Ackerl, Josef Pühringer, OÖGKK Obmann Albert Maringer, Gabriele Müller, ÖGKK/Behandlungsökonomie (v. l.). | Foto: Land OÖ/Kauder
  • Stefanie Auer, Verein M.A.S Alzheimerhilfe, Josef Ackerl, Josef Pühringer, OÖGKK Obmann Albert Maringer, Gabriele Müller, ÖGKK/Behandlungsökonomie (v. l.).
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Aufgrund des demografischen Wandels werden in den nächsten Jahren immer mehr Menschen von Altersdemenz bzw. Alzheimer betroffen sein. Derzeit sind es in Oberösterreich etwa 17.000 Personen. Laut Prognosen wird diese Zahl in den kommenden Jahren auf 38.000 steigen. Die oberösterreichische Gebietskrankenkasse (OÖGKK), das Land Oberösterreich und die oberösterreichischen Gesundheits- und Sozialleistungsanbieter beschreiten nun einen neuen Weg in der Betreuung von Menschen mit Demenz. Ein Ziel des Projekts "Integrierte Versorgung Demenz OÖ" ist es, die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen in den Pilotregionen Wels Stadt und Bezirk Kirchdorf deutlich zu verbessern.

Das Risiko an Demenz zu erkranken steigt mit dem Alter an – allerdings können auch jüngere Menschen betroffen sein. Bei 25 bis 30 Prozent der über 85-Jährigen ist mit einer demenziellen Erkrankung zu rechnen, bei den über 75-Jährigen mit etwa acht Prozent. Demenz ist laut Gabriele Müller von der OÖGKK auch genetisch bedingt. In diese Richtung gebe es bereits einige Studien. "Zudem sind Bluthochdruck und Diabetes wissenschaftlich bestätigte Risikofaktoren. Daher gilt, wenn man Diabetes und Bluthochdruck vorbeugt, dann beugt man wahrscheinlich auch einer Altersdemenz vor", so Müller. Demenz ist eine fortschreitende Krankheit. Eine Heilungsmöglichkeit gibt es derzeit nicht.

Mit dem Pilotprojekt „Integrierte Versorgung Demenz OÖ“ verbinden die Auftraggeber Land OÖ und OÖGKK Ziele auf verschiedenen Ebenen. Verbessert werden soll in erster Linie das Leben der Menschen, die von Demenz betroffen sind, und ihrer Angehörigen. Dazu werden verschiedene Maßnahmen auf individueller Ebene, auf Organisationsebene und auch auf gesellschaftlicher Ebene ins Auge gefasst.

Das Pilotprojekt soll durch frühzeitige Erkennung und kompetente Beratung den Betroffenen und ihren Angehörigen viele lebenswerte Jahre ermöglichen. Die Angebote an Menschen, die von Demenz betroffen sind, können in Demenzberatungsstellen, Tageszentren sowie in ausgewählten Alten- und Pflegeheimen der Pilotregionen Stadt Wels und Bezirk Kirchdorf in Anspruch genommen werden. „Wir setzen bewusst auf niederschwellige Angebote. Gleich beim Erkennen erster Anzeichen soll der Weg zu einer kompetenten Beratung und strukturierten Betreuung sowohl den Betroffenen als auch ihren Angehörigen leicht gemacht werden“, sagt OÖGKK-Obmann Albert Maringer.

In den Demenzberatungsstellen beantworten Experten in einem verständnisvollen Umfeld die Fragen zur Erkrankung. Sie bieten zudem diagnostische Abklärung durch Fachärzte (Neurologie, Psychiatrie) und (neuro-) psychologische Testung durch Psychologen an. Betroffene werden durch ausgebildetes Personal beraten und pflegende Angehörige im Umgang mit ihren Angehörigen geschult. Daneben bieten die Demenzberatungsstellen regelmäßiges Ressourcentraining für Menschen mit Demenz an.

Dabei sind die Angebote der Demenzberatungsstellen keine „Fixpakete“, die „genommen werden müssen“. So werden die Angebote individuell an die Bedürfnisse jeder Familie angepasst. Das Team der Demenzberatungsstellen steht auch bei wichtigen Fragen zur veränderten Lebenssituation gerne zur Seite und hilft die nötigen Schritte selbst zu bestimmen und rechtzeitig vorzusorgen.

Auch die Angebote in Tageszentren und in Alten- und Pflegeheimen sollen durch das Projekt „Integrierte Versorgung Demenz OÖ“ ausgebaut werden. Ein interdisziplinäres Team aus Facharzt, Psychologe und Mitarbeitern der Pflege und Betreuung trifft sich sowohl in den Tageszentren als auch in den Alten- und Pflegeheimen für regelmäßige Fallbesprechungen (Liaisondienst). Zudem führt ein Facharzt Visiten in den Alten- und Pflegeheimen durch (Konsiliardienst).

Die Mitarbeiter der Pflege und Betreuung erhalten Unterstützung für ihre tägliche Arbeit mit Menschen mit Demenz durch Psychologen. Sie erkennen dadurch die Stärken der Gäste und Bewohner noch besser als bisher und wissen, diese gezielt mit einem Ressourcentraining zu fördern.

In der Pilotregion Kirchdorf befindet sich eine Demenzberatungsstelle des Vereines M.A.S Alzheimerhilfe in Micheldorf, Hauptstraße 45, der in dieser Einrichtung bereits seit 5 Jahren Menschen mit Demenz betreut. In der Stadt Wels ist eine neue Beratungsstelle in der Flurgasse 40 eingerichtet worden, die in Zusammenarbeit zwischen der Stadt Wels und dem Evangelischen Diakoniewerk Gallneukirchen betrieben wird.

"Eine Demenzerkrankung ist eine besondere Herausforderung für die Betroffenen und für ihr gesamtes Umfeld. Wir unterstützen mit diesem Projekt daher alle Beteiligten mit multiprofessionellem Expertenwissen. Gemeinsam mit Gesundheits- und Sozialleistungsanbietern der Stadt Wels und des Bezirkes Kirchdorf wurden daher Angebote geschaffen, mit dem Ziel, die Lebensqualität von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen zu verbessern“, so Gesundheitsreferent Landeshauptmann Josef Pühringer.

"Das Sozialressort des Landes Oberösterreich sowie viele Organisationen und Vereine, die mit der Betreuung und Pflege von älteren Menschen mit dementieller Erkrankung befasst sind, stehen vor der großen Herausforderung, entsprechende Pflege- und Betreuungskonzepte für Menschen mit Demenz zu entwickeln. Derartige Konzepte werden in OÖ in Form von Pilotprojekten umgesetzt und evaluiert, um wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse zu erhalten. Ziel ist es, durch entsprechende Betreuungs- und Pflegehandlungen einerseits auf Verhaltensauffälligkeiten von Menschen mit Demenz kompetent reagieren zu können bzw. deren Auftreten so gering wie möglich zu halten", so Landeshauptmannstellvertreter Josef Ackerl.

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